Zug wird „Crypto Valley“ für jeden Bürger
Inzwischen gehört die Stadt Zug zum "Crypto Valley". Zug geht jedoch eigene Wege, setzt nicht nur auf die Blockchain, sondern neuerdings auch auf eine fälschungssichere E-ID für jeden Bürger. Konkret können sich Zuger Einwohner selbst über die App registrieren, die Daten sind jedoch nicht bei der Stadt Zug zentralisiert.
Zug, inzwischen Crypto Valley? Die Stadt Zug sorgte in den letzten Monaten immer wieder für Schlagzeilen in der Digitalisierungsszene. So werden neue Technologien nicht nur diskutiert, sondern gleich getestet und eingesetzt. So können zum Beispiel Zuger seit 1. Juli 2016 am Schalter der Einwohnerkontrolle nicht nur mit Schweizer Franken zahlen mit Bitcoins.
Seit Juli 2017 bietet Zug nun eine Blockhain-Identität für alle Einwohner. Hierbei handelt es sich um eine Lösung der blockchainbasierten Digital Identity, die in Kooperation mit dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern sowie den Technologie-Unternehmen Consensys-uPort (Zug) und TI&M (Zürich) entwickelt wurde. Die App soll ab September 2017 allen Einwohnern von Zug eine digitale Identität verleihen.
Viele Applikationen im öffentlichen wie im privaten Sektor zeigen Lücken, wenn es um die sichere Passwort-Identifikation geht. Zetralisierte Lösungen wie zum Beispiel „SuisseID“ Projekte standen bis jetzt im Fokus der Schweizer Regierung. Nichtdestotrotz waren bis jetzt diese Lösungen unzureichend.
Eine sichere Adresse für alle
Auf der Basis der Ethereum-Blockchain, der grössten Blockchain 2.0 wird die Identität einer Person durch eine neu entwickelte App erfasst. Diese App wird mit einer Crypto-Adresse verknüpft und verifiziert. Konkret sollen sich Zuger Einwohner selbst über die App registrieren. Diese E-ID, die in Zug entwickelt wurde, wird nicht in der Zentralschweiz eingelesen, vielmehr in der Blockchain fälschungssicher „abgelegt“. Die Stadt selbst prüft und bestätigt lediglich nach der Registrierung die Identität einer Person.
Das Pionierprojekt mit der Digital Identity auf Basis der Blockchain ist ein weiterer Schritt und ein Statement für die weltweite digitale Community. Der Zuger Stadtpräsident, Dolfi Müller, zu diesem Projekt:
„Wir schaffen eine einzige elektronische Identität – eine Art digitalen Pass – für alle möglichen Anwendungen.“ In einer ersten Phase, wahrscheinlich im Frühling 2018, soll über diese Technologie auch eVote, die elektronische Wahl, in der Stadt Zug forciert werden. Zug sieht für die E-ID ein ganzes Bündel an digitalen Dienstleistungen vor:
eVoting, papierloses Signing von Dokumenten, sogar die zentrale Bündelung von Parkbussen, um ins Detail zu gehen.
Internationale Kooperation
Mathias Bucher, Dozent am IFZ, erklärt aus seiner Sicht die Motive für die Beteiligung des IFZ der Hochschule Luzern am gemeinsamen Projekt:
„Heute liegt unsere digitale Identität noch bei grossen Suchmaschinen und sozialen Netzwerken, die daraus Profit schlagen. Eine selbstverwaltete, sichere und beglaubigte Identität ist für das Funktionieren einer immer digitaleren Gesellschaft aber unabdingbar. Es spricht für das Crypto Valley Zug, dass wir in Zusammenarbeit von Forschung, Industrie und Behörden eine solche Identität pragmatisch realisieren können.“
Rouven Heck, Product Lead Digital Identity bei Consensys, doppelt nach und unterstreicht die Vorteile von uPort als technologische Lösung für das Identitätsprojekt der Stadt Zug:
„Durch die Registrierung auf der öffentlichen, globalen Ethereum-Blockchain bietet die Stadt Zug ihren Einwohnerinnen und Einwohnern einen innovative Zugang sowohl für lokale wie auch internationale Dienstleistungen. Diese Lösung bietet enormen Mehrwert an erhöhter Sicherheit, da private Daten unter der vollständigen Kontrolle der Einzelpersonen bleiben und gleichzeitig eine deutlich reibungslosere Nutzung von digitalen Diensten ermöglicht.“ (Quelle: www.iso-20022.ch)
Die Stadt Zug will bis im September 2017 mit Blockchain-Anwendungen weitere Erfahrungen sammeln und voraussichtlich im Frühling 2018 via E-Voting eine Konsultativabstimmung durchführen, um die Meinung der Zuger Bevölkerung zum Projekt zu erfragen. Was möglicherweise bereits ab September 2017 für die Stadt Zug funktioniert, kann auch anderen Städte und Regionen Nutzen bringen.
Eckpfeiler der Digitalen Identität
Jahrelang fristete die Digitale Identität ein Schattendasein ohne konkrete Taten und Projekte. Abgesehen von der SuisseID, die mit beträchtlichem Aufwand auf die Rollbahn gestellt worden ist, ohne jemals wirklich abheben zu können, tat sich nicht viel. Seit 2016 fokussieren prägende Gruppen um Banken, Post und Transportbetriebe mit konkreten Projekten in Richtung Blockchain-Technologie. Die offizielle Sicht der Dinge kommt mit dem Statement des Bundesrates, der mit seinem Vorentwurf zur elektronischen ID den Rahmen für die neuen Realitäten schaffen will.
- Mit einer Aufgabenteilung zwischen Staat und Wirtschaft, Ausstellen und Handling der Digital ID soll bei privaten Dienstleistern angesiedelt werden. Der Entwurf geht am 22. Februar 2017 in die Vernehmlassung.
- Der Kanton Zürich formuliert einen Gegenvorschlag, der die Hoheit über die Digital Identiy bei Bund, Kantonen und Gemeinden anbinden möchte, lediglich die notwendige Software soll über Drittanbieter beschafft werden.
- SwissSign, das Gemeinschaftsunternehmen von Post und SBB, lanciert die SwissID, die ab Herbst 2017 schrittweise eingeführt werden soll.
- Die von Procivis entwickelte eID+ (e-Government as a Service) wird als Beta-Version einer integrierten Identitäts- und Dienstleistungsplattform vorgestellt und bereits im Mai 2017 in Betrieb genommen.
- Die Stadt Zug präsentiert die blockchainbasierte Digital Identity, entwickelt in Kooperation mit dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern sowie den Technologie-Unternehmen Consensys-uPort (Zug) und TI&M (Zürich). Die App soll ab September 2017 allen Einwohnern von Zug eine digitale Identität verschaffen.
Weitere Details zur E-ID finden Sie unter www.iso-20022.ch und allgemeiner auf der Site der Stadt Zug unter www.stadtzug.ch