Wie können sich Unternehmen an den Klimawandel anpassen?
Unternehmen müssen Anpassungsstrategien entwickeln, um sich gegen die Risiken des Klimawandels zu wappnen. Die soeben erschienene Norm ISO 14090 «Anpassung an den Klimawandel – Prinzipien, Anforderungen und Richtlinien» kann Unternehmen helfen, sich an den Klimawandel anzupassen.
Extreme Witterungsbedingungen, steigende Temperaturen und Treibhausgasemissionen bergen Risiken, aber auch Chancen. Während die Risiken von den weltweit grössten Unter- nehmen auf eine Billion US-Dollar geschätzt werden (UNFCCC news), bewerten ebendie- se Unternehmen die potenziellen Gewinn- chancen (aus Einnahmen durch die Nach frage emissionsarmer Produkte und Dienst- leistungen) mehr als doppelt so hoch.
Eine robuste Strategie zur Anpassung an den Klimawandel ist daher unerlässlich.
Im Bereich des Klimaschutzes betreibt das Technische Komitee ISO/TC 207 «Umweltma- nagement» der ISO ein System von zusammen- hängenden Normen mit einem systemischen Ansatz zur Minderung des Klimawandels und Anpassung an dessen Risiken sowie die Gene- rierung von dadurch entstehenden Chancen.
Die kürzlich erschienene ISO 14090 ist eine der ersten Normen aus einer ganzen Se- rie, welche Unternehmen helfen kann, Risiken und Chancen zu identifizieren und zu bewältigen. Die Norm soll übergreifende
Orientierungshilfen bieten und durch weite-re Normen ergänzt werden, wie ISO 14091 «Anpassung an den Klimawandel – Schwach-stellen – Auswirkungen und Risikobewer-tung» und ISO 14092 «Treibhausgasmanage-ment und damit verbundene Aktivitäten: Anforderung und Anleitung der Anpassungs-planung für Organisationen einschliesslich lokaler Regierungen und Gemeinschaften».
Wie Normen der Umwelt helfen
Mittels Festlegung von Begriffen, Definitio-nen und Prinzipien und auf Wirkung ausge-richteter Konzepte einigen sich die internati-onalen Experten auf ein gemeinsames Ver-ständnis zur jeweiligen Thematik. Das ver-hilft ISO-Normen zu globaler Relevanz und
«Genormte Technologien stellen keine Blackbox mehr dar.»
Anwendung und bietet den Anwendern eine solide Basis hinsichtlich der Förderung von Fortschritt in gesellschaftlichen und umwelt- mässigen Herausforderungen sowie der Ver- fügbarkeit anerkannter Leistungs- und Kon- formitätsnachweise.
Viele Normen basieren auf einem risi- kobasierten Ansatz. Unternehmen sollen ihre Risiken aber auch als Chancen verstehen. Diesen Ansatz verfolgt die neue ISO 14090 so- wie viele andere ISO-Normen. Durch die Normung von bekannten und vor allem neuen umweltfreundlichen Technologien werden In-novationen gefördert, weil «genormte Technologien» keine Blackbox mehr darstellen und am Markt Verbreitung finden. Interoperabilität mit bestehenden Systemen wird durch die Normung gewährleistet.
Normen können als Grundlage für die Einhaltung der Rechen-schaftspflicht von Unternehmen beigezogen werden. Insbesondere indem sie Messmethoden oder auch Dokumentationspraktiken fest-legen. Gerade beim Handel mit Emissionsrechten und erst recht bei der Konstruktion von «Green Bonds» (ISO 14030 Green Debt Instru-ments) braucht es verlässliche Grundlagendokumente, damit nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden.
Viele der im ISO-Komitee 207 entstehenden Normen befas-sen sich auch ganz konkret mit Treibhausgasmanagement. Mittels Best-Practice-Vorgehen, essentiellen Anforderungen, Leitlinien, Hilfsmitteln wie Bewertungsmodellen sowie Messmethoden er-halten Organisationen und Regierungen Unterstützung, die Her-ausforderungen des Klimawandels gezielter und wirkungsvoller anzupacken.
Kapital für eine grüne Wirtschaft und Gesellschaft
Im neuen ISO-Komitee 322 «Sustainable Finance», welches die The-men Finanzwirtschaft und Umwelt, soziale Verantwortung und Governance zusammenführt und seine Arbeit eng mit dem Umwelt-komitee sowie anderen verwandten Themenkomitees koordiniert, werden Normen entstehen, welche helfen, Finanzinstrumente und Finanzpraktiken nachhaltiger zu machen.
Zurzeit bergen gerade «grüne» Anlageinstrumente ein hohes Potenzial, um Investoren mit Anlageopportunitäten zu versorgen. ISO-Normen helfen dabei direkt (Bsp. Green Bonds, grüne Kredite) und indirekt (Bsp. Environmental Due Diligence) mit, um die Ent-scheidungsgrundlagen sowie die Allokation von Finanzmitteln, etwa für klimafreundliche Technologien oder zur Erhaltung von Ökosys-temnutzung, bereitzustellen. Damit wird Klarheit und Verständlich-keit in Bezug auf «grüne oder nachhaltige Investitionen» für Investo-ren verbessert. Transparenz und Erwartungen an die Finanzwirt-schaft als Handlungsträger vonseiten Gesellschaft können angegli-chen werden.
Mit Normen weg von der Linearwirtschaft hin zur Kreislaufwirtschaft
ISO-Normen leisten auch auf anderen Gebieten wertvolle Dienste für die nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft.
Im Kreislaufwirtschaft-Komitee der ISO entstehen gerade jetzt rele-vante Normen im Hinblick auf Ressourceneffizienz mit wesentlich umfassenderer Betrachtung der Lebenszyklen, der Liefer- und Wert-schöpfungsketten, der Potenziale neuer Businessmodelle, Logistik-modelle und Circular Design Thinking etc., alles fokussierend auf Zirkularitätsleistungen und diesbezüglich wirksame zugrunde lie-gende Konzepte.