Wie die CH-Wirtschaft die Kreislaufwirtschaft besser umsetzen kann
In einem Report zeigen PwC und WWF auf, wie das Potenzial der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz besser genutzt werden kann. Darin analysieren die Autoren den Stand und die besonderen Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft für den Finanz-, Lebensmittel-, Textil-, Pharma- sowie Uhren und Schmucksektor der Schweizer.
«Die Kreislaufwirtschaft ermöglicht uns, ökonomischer mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen zu wirtschaften», sagt Thomas Vellacott, CEO WWF Schweiz. Das derzeitige lineare Herstellen-Konsumieren-Wegwerfen-System erzeugt Unmengen von Abfall und ist ein gigantischer Verlust an Wertstoffen, wie es in der gemeinsamen Mitteilung der Umweltorganisation WWF und dem Beratungsunternehmen PwC heisst. Etwa 65 Milliarden Tonnen Rohmaterialien flossen 2010 in das globale Wirtschaftssystem ein. 2020 sollen es über 100 Milliarden Tonnen sein. Aber nur 8,6 Prozent des Ressourcenverbrauchs sind zirkulär. Über 90 Prozent der primären Ressourcen gelangen also nicht wieder in den Ressourcenkreislauf zurück.
WWF- und PwC-Report zeigt Chancen auf
Die Schweiz recycliert zwar mehr Abfall als die meisten ihrer europäischen Nachbarn, aber sie ist auch eine Nation, die einen grossen Ressourcenverbrauch hat und viel Abfall produziert. So ist der materielle Fussabdruck der Schweiz mit 16,8 Tonnen pro Kopf wesentlich höher als der EU-Durchschnitt von 14,5 Tonnen pro Kopf (2018). Wie die Schweiz dank Kreislaufwirtschaft ein nachhaltiges Wirtschaftssystem entwickeln und einen wichtigen Beitrag zu ihren Klimazielen leisten kann, legen WWF Schweiz und PwC Schweiz im Report «Circularity as the new normal: Future fitting Swiss businesses» vor.
Darin analysieren die Autoren den Stand und die besonderen Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft für den Finanz-, Lebensmittel-, Textil-, Pharma- und Uhren und Schmucksektor. Sie schlagen vier geeignete Kreislaufstrategien und Innovationsbeispiele für die Schliessung (Closing), Verlangsamung (Slowing) Verringerung (Narrowing) und Wiederherstellung (Regenerating) von Material- und Energiekreisläufen vor. Der Report zeigt konkrete Lösungen auf und wendet sich an Unternehmen, politische Entscheidungsträger und Bevölkerung.
Schweizer Unternehmen würden profitiern
«Schweizer Unternehmen würden entscheidend von einer Kreislaufwirtschaft profitieren, da sie den Verbrauch von Ressourcen reduziert und eine widerstandsfähigere Wirtschaft und Gesellschaft formt. Gleichzeitig reduziert sie systemische Risiken für Unternehmen wie beispielsweise die Abhängigkeit von Ressourcen», sagt Günther Dobrauz, Partner Legal bei PwC Schweiz. PwC und WWF ziehen in ihrem Report folgende Schlüsse: Die Kreislaufwirtschaft ist ein Multi-Milliarden-Franken Wirtschaftsmodell für die Schweiz, sie schafft für Schweizer Unternehmen eine geringere Abhängigkeit von Ressourcen, aber auch Zugang zu neuen Märkten, zu Innovationen und Investitionen. Eine Chance ist sie aber auch für die Schweizer Finanzindustrie, der sie neue Geschäftsfelder eröffnet.
Covid-19 habe gezeigt, wie fragil das Gleichgewicht zwischen einer gesunden Umwelt und der Wirtschaft sei, schreiben WWF und PwC. Man habe es in den Händen, die Wirtschaft nachhaltiger und widerstandsfähiger zu machen. Die Kreislaufwirtschaft könne dabei helfen, die drohenden Geschäftsrisiken der linearen Wirtschaft abzufedern. Jetzt, wo Corona-bedingt eine wirtschaftliche Umbruchsphase stattfinde, müsse man die Chancen der Kreislaufwirtschaft nutzen. Auch mit Blick auf die EU − den grössten Handelspartner der Schweiz, ihre Kreislaufstrategie und die damit verbundenen künftigen Vorschriften.
Die Chance packen
Die Umweltorganisation WWF und das Beratungsunternehmen PwC empfehlen unter anderem:
- Die Entwicklung einer nationalen Kreislaufstrategie mit messbaren Zielen
- Nicht nur Recycling, sondern die nachhaltige Kreislaufwirtschaft von Beginn an einplanen
- Den Einfluss des Schweizer Finanzsektors zur Förderung von Kreislaufinvestitionen einbeziehen
- Das Augenmerk auf die Gesamtauswirkungen der Schweizer Industrie richten und auf die Schweizer Klimaziele hinarbeiten.
Quelle: PwC / WWF