Wann übernehmen die Maschinen die Macht ?

Die Errungenschaften der Informatik sind beeindruckend. ICT ist aus unserer Gesell­ schaft nicht mehr wegzudenken. Problematisch sind indessen die Endzeitverheis­ sungen einiger Experten im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI). Ein Plädoyer für logisches Denkvermögen und gesunden Menschenverstand.

Steve Wozniak, Mitgründer und technischer Kopf bei der Gründung von Apple, füttert seinen Hund mit Filets in der Hoffnung, bei den Robotern von morgen Goodwill zu schaffen. Joachim Schoss, Scout24-Gründer, hat sich einen Zufluchtsort auf der Südhalbkugel gekauft. Und Elon Musk hält künstliche Intelligenz (KI) für «die vielleicht grösste Bedrohung der Menschheit».

Experten sagen voraus, dass die Menschen das Zepter an intelligente Maschinen und Roboter abgeben werden. Der verstorbene Physiker Stephen Hawking mutmasste, eine hochentwickelte KI könnte sich selber weiter- entwickeln und vermehren und schliesslich das Ende der Menschheit einläuten. Und Jür- gen Schmidhuber, anerkannter KI-Experte, sagt voraus: «KI werden mittels selbstreplizierender Roboterfabriken das Sonnensystem be- siedeln und umgestalten.» Technologische Singularität wird dieser Point of no Return in der Fachwelt genannt. Als Zeithorizont werden gerade einmal ein paar Jahrzehnte genannt.

Diese Endzeitprophezeiungen basieren alle auf einer immensen Überschätzung des Potenzials maschineller Intelligenz. Da sie bei vielen Menschen Angst und Beklemmung auslösen, ist diesen Voraussagungen entschieden entgegenzutreten.

Faszinierende Errungenschaften der ICT
Die Informations- und Kommunikationstechnologie prägt die heutige Welt in einem noch vor wenigen Jahrzehnten kaum vorstellbaren Masse. In manchen Disziplinen lässt der Computer den Menschen heute hinter sich. Bereits im Jahr 1996 gewann IBMs Schachcomputer Deep Blue die erste Partie gegen Garri Kasparow. 2011 folgte die KI-Software Watson mit ihrem verblüffenden Sieg über Menschen in der Quizsendung «Jeopardy». Und 2016 setzte sich die Software AlphaGo von Google beim asiatischen Spiel Go gegen die weltbesten Spieler durch.

Aber auch in Domänen, die für das Wohl der Menschen grössere Relevanz aufweisen, sind die Fortschritte der vergangenen Dekade so immens wie faszinierend. Prominente Bei- spiele sind etwa medizinische Expertensysteme oder das autonome Fahren. Auch bei der Text- und Spracherkennung, der Bildanalyse oder bei der Sprachübersetzung sind grosse Fortschritte erzielt worden, die unseren privaten und geschäftlichen Alltag nachhaltig verändert haben. Wie mühelos und komfortabel uns Siri, Alexa und Co. den Weg zum Weltwissen weisen, verblüfft stets von Neuem.

Bei diesen Anwendungen kommen neuronale Netzwerke zum Einsatz, die sich an biologischen Vorbildern orientieren. Eine gestellte Aufgabe lösen diese via Versuch und Irrtum. Über die Auswertung von Erfolgen und Misserfolgen optimieren sie ihr Verhalten. Dabei verbinden die Maschinen die hoch performante Auswertung grosser Datenmengen mit maschinellem Lernen. Der Computer operiert auf einer höheren Abstraktions- ebene, indem er nach Merkmalen und Mustern sucht und aufgrund von Unmengen an Beispielmaterial passende Regeln entwickelt (Deep Learning). Die Maschine muss nicht mehr hart codiert werden.

Und wo bleibt die Intelligenz?
Mögen indessen die Fähigkeiten künstlicher Intelligenz noch so faszinierend sein – mit Intelligenz im menschlichen Sinn haben diese sehr wenig gemein. Soversteht IBMs Watson beim Jeopardy-Quiz den Sinn der Fragen auch nicht ansatzweise. Dasselbe beobachten wir, wenn wir Google eine etwas differenziertere Frage stellen. Aber auch bei den Übersetzungsdiensten operiert KI nicht auf einer menschlichen, logisch-intelligenten, sondern auf einer statistischen Ebene.

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