Von BPM zu iBPM
Alles wird intelligenter: Business Process Management wandelt sich mit Hilfe von weiterentwickelter Software zu einem intelligenten und interaktiven Vorgang. Überall, wo es um das Interpretieren von Daten aus verschiedenen Quellen geht, können iBPM-Lösungen punkten.
Alltag im Leasing-Geschäft mit Autos: Der Kunde interessiert sich für einen Leasing-Vertrag, der Autohändler muss nun aber erst die Bonität des Kunden prüfen. Das dauert in der Regel ein paar Tage – eine Zeit, während der sich der Kunde vielleicht das Ganze anders überlegt oder gar zu einem Konkurrenten geht, der ihm den Vertragsabschluss schneller liefern kann.
Gemäss Markus Fischer, Geschäftsleitungsmitglied der Soreco AG und dort hauptverantwortlich für das Geschäftsfeld BPM, sind es genau solche Herausforderungen, an welchen gängige Lösungen für das Geschäftsprozess- Management scheitern. Es gibt zu viele Schnittstellen und Medienbrüche. Wie würde es also ausschauen, wenn eine Software die Bonitätsprüfung gleich selbst übernehmen könnte? Vor allem dann, wenn etwa nach einem Autosalon kurzfristig eine hohe Nachfrage für das Leasen neuster Modelle besteht? Genau darin liegt die Idee von iBPM, dem «intelligenten » Business Process Management. Gemäss der IT-Marktforscher von Gartner ist iBPM denn auch einer der Megatrends in der Informationstechnologie.
Intelligentes Business Process Management
Wie funktioniert iBPM denn nun? Salopp ausgedrückt ist iBPM eine Vermengung von konventionellem BPM mit der Verarbeitung komplexer Ereignisse (Complex Event Processing CEP), Mobil-Technologie und Social Media, und das alles «gewürzt » mit Analysen. Mit anderen Worten: Bei iBPM sind nicht nur die Geschäftsprozesse abgebildet, sondern es werden aus verschiedensten Quellen jene Informationen zusammengetragen, welche für die Abwicklung der Prozesse notwendig sind. Um auf obiges Beispiel zurückzukommen: Eine iBPM-Software holt sich verfügbare Daten über den Antragsteller aus dem World Wide Web, analysiert diese und gleicht diese mit den Angaben des Antrags ab. Zahlt der Antragsteller regelmässig seine Rechnungen? Wo ist er angestellt? An welchem Wohnsitz ist er angemeldet? Stimmen die Kontaktdaten? Solche Fragen sind innert Kürze beantwortet und beschleunigen den gesamten Geschäftsprozess. So muss der Antragsteller nur ein paar Minuten auf den Bescheid warten. «Die Beschleunigung solcher Prozesse wie etwa den Eröffnungsprozess für eine Bankverbindung können einen enormen Wettbewerbsvorteil bedeuten », erklärt Markus Fischer. Voraussetzung dazu ist aber, dass ein Unternehmen beginnt, sich aktiv mit dem Thema «Big Data» auseinanderzusetzen. Denn dies bildet letztlich die Grundlage, dass BPM überhaupt erst «intelligent» werden kann.
Echtzeitanalysen beschleunigen Geschäftsprozesse
Bei iBPM geht es um Software. Es geht aber auch um Daten. Beide sind Domänen der IT. Doch modernes BPM darf keine Frage der IT mehr sein. Dies wurde auch an einer Mitte Dezember 2014 abgehaltenen Pressekonferenz zu diesem Thema deutlich. «Prozesse folgen der Strategie, die IT den Prozessen – und nicht umgekehrt», so fasste es Antonio Palmisano vom Luxusuhren-Hersteller IWC zusammen. In seinem Unternehmen ist BPM ganz klar eine Top-Down-Angelegenheit. Insgesamt wird BPM der nächsten Generation dank Social Media und Mobile-Technologien Mitarbeitende jederzeit und überall in die Geschäftsprozesse einbinden. Mithilfe von Echtzeitanalysen aus Daten von externen und unternehmensinternen Quellen (Stichwort Big Data) fliessen Informationen direkt in die Prozessschritte der Mitarbeitenden ein. Verbunden mit smarten Entscheidungsmechanismen und ausgeklügelten Geschäftsregeln können sich die Systeme dabei selbst anpassen. Damit werden Unternehmen effizienter, agiler und letztendlich wettbewerbsfähiger.
Schweizer Firma vorne dabei
Wie bedeutend die Entwicklung von iBPM-Lösungen ist, zeigt sich daran, dass die Soreco AG und ihr Mutterhaus Axon Active zu diesem Zweck eine eigene Firma gründen. Um verstärkt auf Geschäftsprozess-Management der nächsten Generation zu fokussieren, wurden per 1. Januar 2015 der Soreco-Geschäftsbereich BPM, das Entwicklungsteam der hauseigenen BPM-Plattform, die Decision-Support-Systeme von Axon Active sowie die Vertriebsgesellschaften in Deutschland und Österreich in der Axon Ivy AG zusammengeführt. Die strategische Neuausrichtung sieht zudem vor, die Verbreitung der Plattform Axon.ivy BPM Suite (bis anhin bekannt unter dem Namen Xpert.ivy) über Europa hinaus weiter zu intensivieren. Un-ter der Marke Axon Ivy wird das neue Unternehmen neben dem Headquarter in Luzern und den bisherigen Standorten in Deutschland und Österreich auch in Singapur und den USA vertreten sein und über 80 Mitarbeitende beschäftigen. Die Basistechnologie der Axon.ivy BPM Suite wird weiterhin in der Schweiz entwickelt. Entwickler- und Beratungsteams sollen sukzessive ausgebaut werden, um die Innovationen und Kundenprojekte im Bereich iBPM weiter voranzutreiben. Ebenso ist das globale Produktmanagement in der Schweiz angesiedelt.
Die Expansion geht weiter
«Mit Axon Ivy und der Axon.ivy BPM Suite nehmen wir als Schweizer Software-Hersteller eine Pionierrolle beim globalen Trendthema iBPM ein. Wir sind überzeugt, dass unsere Kunden mit unserer mehrfach preisgekrönten Technologie, kombiniert mit den Business- Rule- und Decision-Engines weiter von Routinearbeiten entlastet werden, mehr Business generieren und neue Geschäftsmodelle realisieren können», sagt Markus Fischer, der die Verantwortung für das neu gegründete Unternehmen in der Schweiz übernimmt. Renato Stalder bleibt CEO von Soreco, die sich auf ihre Kernkompetenz prozessorientierte HR- und Finanzlösungen konzentriert. Gleichzeitig übernimmt Stalder die weltweite Verantwortung für Axon Ivy und dessen Produktstrategie. Die erweiterte Expansionsstrategie werde auch ein wichtiger Türöffner bei weltweit tätigen Schweizer Unternehmen sein, stellt Fischer in Aussicht.