Verheerende Führungsfehler treffen die Sozialsysteme

Ob direkt oder indirekt – Führungsfehler verursachen Schäden über die Unternehmungsgrenze hinaus. Führungsfehler verursachen Folgeschäden für die ganze Gesellschaft und ziehen expansive Gesundheitskosten mit sich.

 

 

Im Sog von enormen Zunahmen der psychischen und psychosomatischen Belastungen von Arbeitnehmern am Arbeitsplatz entstehen Kosten, die alle tragen, die in Sozialsysteme einzahlen. «Wie lange können und wollen wir uns diese gigantische Verschwendung noch leisten?», fragt Dr. Wolfgang Hinz, erfolgreicher Buchautor und Experte für Führungskultur und Führungsverhalten. Gemäss der Meinung von Dr. Hinz ähnelten Führungsfehler ärztlichen Kunstfehlern, die bis vor wenigen Jahren noch unantastbar waren. Solche Fehler sind nicht immer einfach nachzuweisen, könnten aber in heutigen Zeiten nicht länger verdrängt und ignoriert werden.

 

Nach den Berechnungen von Dr. Hinz belaufen sich die Folgeschäden von Führungsfehlern auf über 400 Milliarden Euro. An erster Stelle führt er die betriebswirtschaftlichen Schäden an, die die Unternehmen belasten und damit naturgemäss auch einen Teil der volkswirtschaftlichen Schäden durch Führungsfehler darstellen: «Ganz vorn stehen die Produktivitätsminderungen durch innere Kündigungen und die Fluktuationskosten durch vollzogene Kündigungen. Die Gallup- Studie von 2013 spricht zum Beispiel davon, dass insgesamt 50 Prozent der deutschen Arbeitnehmer betroffen sind:

 

Jeweils 25 Prozent in puncto innerer Kündigung und 25 Prozent beim Thema Fluktuation. Es wird mit weiter steigender Tendenz gerechnet.

Fluktuationskosten

 

Aus der Gallup-Studie 2014 erfahren wir, dass sich die volkswirtschaftlichen Kosten aufgrund innerer Kündigung auf eine Summe zwischen 98.5 und 118.4 Milliarden Euro jährlich belaufen. Die Fluktuationskosten bewegen sich in der gleichen Grössenordnung. Auch die Folgeschäden, die in den Sozialversicherungen und speziell im Krankenkassensystem durch die enorme Zunahme der psychischen und psychosomatischen Erkrankungen von Arbeitnehmern am Arbeitsplatz entstehen, wurden kürzlich in der Schweiz publiziert.

 

Unter dem Titel «Psychosoziale Risiken – ein Unfallrisiko?» hat sich die STAS 2014 (siehe auch www. ekas.ch) an das obere Kader von Unternehmen, an Akteure der Arbeitssicherheit, des Gesundheitsschutzes sowie an Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen gerichtet. Seit dem Jahr 2000 haben sich die psychischen Erkrankungen von Arbeitnehmern fast verdoppelt. Dr. Hinz: «Die volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich auf Milliarden Euro pro Jahr.»

 

Auch für Österreich liegen entsprechende Zahlen vor: Die Wiener Zeitung vom 11. Juli 2013 beziffert den volkswirtschaftlichen Schaden durch psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz mit 10 Milliarden Euro in Österreich im Jahre 2012 gegenüber 4.8 Milliarden Euro in 2007. So gibt es nicht nur in Deutschland und in Österreich eine stark steigende Tendenz, sondern auch in der Schweiz.

 

Pro Jahr verursachten Managementfehler Schäden durch nicht erfolgreich umgesetzte Projekte in den Unternehmen und Organisationen in Höhe von rund 400 Milliarden Euro.

 

Dr. Hinz: «Aufgrund der vorliegenden Zahlen müssen wir davon ausgehen, dass die volkswirtschaftlichen Folgeschäden durch Führungsfehler in der Kategorie ‹Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz› sich auf Milliarden Euro pro Jahr in der Schweiz belaufen – und weiter zunehmen.» Tatsächlich steigen die Kosten fürs Schweizer Gesundheitswesens von Jahr zu Jahr. 67 982 Millionen Franken (bfs Statistik, 2012) lautete die letzte offizielle Summe.

 

«Diese Position wird derzeit nicht verursachungsgerecht zugeordnet, sondern den Beitragszahlern der Sozialsysteme aufgebürdet. Sollte diese Tatsache bei den Beitragszahlern bekannt werden, wird man hier wohl mit erheblichen öffentlichen Diskussionen rechnen müssen.» Damit sei es aber noch nicht genug. Denn pro Jahr verursachten Managementfehler weitere Schäden durch nicht erfolgreich umgesetzte Projekte in den Unternehmen und Organisationen in Höhe von rund 400 Milliarden Euro», schätzt Dr. Hinz. Dr. Hinz’ Resümee: «Betrachten wir die gesamten volks- und betriebswirtschaftlichen Schäden, welche durch Führungsfehler verursacht werden, dann sprechen wir über einen Betrag im dreistelligen Milliardenbereich für die Schweiz pro Jahr. Zum Vergleich: Dieser Betrag müsste um ein Drittel höher als der Bundeshaushalt der Schweiz sein. Ein Problem mit einer derart hohen Bedeutung kann man nicht weiter ignorieren oder jedenfalls verdrängen. Es ist an der Zeit, sich des Themas Führungsfehler und deren Folgeschäden anzunehmen.»

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