Verbündete der Nachhaltigkeit

Blockchain weist enormes Potenzial auf. Zu den zahlreichen Einsatzbereichen der Technologie gehören Anwendungen in der Datenspeicherung und -übertragung an mehrere Benutzer. Das könnte vor allem im Zusammenhang mit Nachhaltigkeits- themen besonders effizient sein.

Verbündete der Nachhaltigkeit

Kryptowährungen stellen nur die Spitze des Blockchain-Eisbergs dar: Das spiegelt sich auch in den riesigen Summen wider, die in die Entwicklung dieser Technologie geflossen sind – und noch immer fliessen. Im Jahr 2018 wurden Gelder in der Höhe von rund 2,1 Mil- liarden US-Dollar in die Blockchain-Technolo- gie investiert; doppelt so viel wie 2017. Und bis 2021 soll sich jüngsten Schätzungen zufolge die Zahl auf über 9 Milliarden Dollar erhöhen.

 

Heute investieren mehrere grosse Un- ternehmen massiv in Blockchain, um das Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten weiter auszuloten. Diese Initiativen zielen unter anderem darauf ab, Lösungen für die vielen Umwelt-, Sozial- und Governance-Pro- bleme zu finden, mit denen Unternehmensich täglich konfrontiert sehen.

 

Dass man Lieferketten zurzeit nicht rückverfolgen kann, ist eines davon. Tatsäch- lich kann der Weg zwischen Produzent und Endverbraucher lang sein und Hunderte von Interessengruppen einbeziehen. Für die be- troffenen Unternehmen ist es daher schwie- rig sicherzustellen, dass alle Beteiligten ihre Auflagen zu Produktsicherheit, Umweltaus- wirkungen oder Sozialstandards ordnungs- gemäss umsetzen.

 

Dank Blockchain können diese Unter- nehmen jedoch die Historie ihrer Produkte Schritt für Schritt und zu deutlich reduzier- ten Kosten verfolgen. Walmart, ein führender amerikanischer Einzelhändler, gab kürzlich bekannt, dass der Einsatz dieser Technologie es ihm ermöglicht hat, die Dauer seines Rück-verfolgungsprozesses von Nahrungsmittel- produkten von sechs Tagen auf zwei Sekun- den zu reduzieren. Auch JD.com, der chine- sische Online-Einzelhandelsriese, hat ange- kündigt, dass er die Blockchain zur Überwa- chung seines Fleischangebots nutzen will, um die illegale Medikamentenabgabe in Schweinemastbetrieben zu bekämpfen.

 

Ein weiteres vielversprechendes An- wendungsgebiet ist die Verteilung erneuer- barer Energien. In einem Stromnetz ist es nicht möglich, Elektronen aus erneuerbaren Energiequellen von solchen aus fossilen Brennstoffen zu unterscheiden. Für Endver- braucher ist es aber zuweilen wichtig, die nicht erneuerbare Spreu vom nachhaltigen Weizen zu trennen.

 

Es gibt bereits ein System zur Verfol- gung verschiedener Energiequellen, aber es ist ineffizient und hemmt eher die Bereit- schaft, in grüne Energie zu investieren, als fördernd zu wirken. Im Gegensatz dazu er- möglicht die Blockchain-Technologie kleinen Energieerzeugern, direkt mit Kunden in der Nähe zu verhandeln.

 

Die Kunden können so konsequent aus- schliessen, dass sie mit Strom aus dem allge- meinen Stromnetz versorgt werden. Ein sol- ches Modell hat der britische Stromerzeuger Centrica im Rahmen seines lokalen Energie- programms auf den Markt gebracht.

 

Die Blockchain-Technologie kommt in sehr heterogenen Bereichen zur Anwendung, die vordergründig wenig gemein haben. Zur- zeit nutzt man sie auf Gebieten wie Geldwä- scheprävention, Cybersicherheit oder bei Stimmrechtsvertretungen anlässlich von Ge-neralversammlungen. Was die Stimmrechts- vertretung betrifft, so ist das aktuelle Ver- fahren unpraktisch und ineffizient, da die Stimmrechtsanweisungen von einer Vielzahl von Vermittlern übertragen werden, die nicht miteinander verbunden sind.

 

In diesem Jahr wurde Blockchain erst- mals auf einer Generalversammlung einge- setzt. Implementiert von Broadridge Finan- cial Solutions, hat es Banco Santander zum ersten Mal in einem solchen Kontext genutzt.

 

So vielversprechend die Technologie auch sein mag, sie steckt noch in den Kinder- schuhen. Ihre Anwendungen bergen eine Rei- he von Risiken, die anzugehen sind, bevor Blockchain ihr volles Potenzial entfalten kann.

 

Eines dieser Risiken ist, dass es keinen international anerkannten Standard gibt. Das ist ein grosses Hindernis. Obwohl die Defini- tion einer Blockchain ziemlich klar ist, kann die Funktionsweise jeder Blockchain stark variieren. Somit können einige Ketten nur «in Silos» arbeiten und nicht mit anderen kom- munizieren. Das verunmöglicht ihren gross- flächigen Einsatz und verursacht in diesem Zusammenhang zusätzliche Weiterentwick-lungskosten.

 

Schliesslich steht eine Technologie, die auf der Garantie basiert, dass kein Austausch je ge- löscht werden kann, im Widerspruch zum Recht auf Vergessen. Letzteres ist seit einiger Zeit in der allgemeinen Verordnung über den Daten- schutz in Europa verankert. Fazit: Die Block- chain hat nach dem Ausmerzen letzter Vorbe- halte das Zeug dazu, eine effiziente Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen zu werden.

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