Umfrage: Schweizer Innovationskraft vor KI-Herausforderungen
Anhaltende Sorgen rund um Liefer- und Handelsketten sowie Rohstoffverfügbarkeit und -preise dominierten in den vergangenen Jahren die wirtschaftliche Entwicklung – auch in der Schweiz. Doch das dürfte sich laut einer aktuellen Studie des international agierenden Beratungshauses AlixPartners nun ändern: Der Mega-Trend künstliche Intelligenz heizt die Innovationspläne Schweizer Unternehmen weiter an, wie die Ergebnisse des aktuellen AlixPartners Disruption Index 2024 zeigen.
„Bereits jetzt spielt das Thema KI in vielen Unternehmen eine signifikante Rolle, dabei stehen wir diesbezüglich gerade erst am Anfang. In den kommenden Monaten wollen 43% der Schweizer Führungskräfte verglichen zum Vorjahr ihre Investitionen in digitale Tools und Technologien steigern. Ausserdem wird KI in vielen Unternehmensbereichen als Umbruchstreiber für altbekannte Probleme, unter anderem in der Supply Chain, gesehen“ sagt Beatrix Morath, Managing Director und Country-Lead Schweiz sowie DACH-Co-Lead bei AlixPartners.
KI lässt Innovationsbereitschaft der Unternehmen steigen
Laut der Studie, für die weltweit über 3.000 CEOs und Führungskräfte aus verschiedenen Branchen, darunter auch knapp 200 aus der Schweiz, befragt wurden, ist KI ein sehr präsentes Thema: 51% setzen schon jetzt regelmässig auf den Einsatz von KI und mit 58% zeigt sich die Mehrheit optimistisch, dass dieser ihr Unternehmen zukünftig positiv beeinflussen wird. Denn auch auf die Lieferkettenproblematik, die in den vergangenen Jahren Unternehmen weltweit umgetrieben hat, zahlt die zunehmende Präsenz von KI ein: Über ein Drittel der Schweizer Unternehmen investiert in digitale Lösungen, um Supply Chains zu stabilisieren. Zudem soll KI zukünftig dazu beitragen, das Forecasting zu automatisieren und die Absatzplanung zu optimieren. Auch in Sachen Cyber Security hat KI Auswirkungen: „Das Bewusstsein für Cybersicherheit wächst kontinuierlich, denn mit KI steigen natürlich auch die Risiken in diesem Bereich“, erklärt Beatrix Morath.
„All diese Entwicklungen bergen grosses Potenzial. Richtig umgesetzt können sich daraus echte Wettbewerbsvorteile ergeben. Aber es kommt hier vor allem auf die Entschlossenheit der Unternehmen an. Im internationalen Vergleich, besonders mit Deutschland, sehen wir, dass die Schweiz die Nase vorn hat und diese Themen als Chance begreift. Jetzt müssen Taten folgen, um den Status der Schweiz als Innovationstreiber zu verteidigen, insbesondere auch mit Blick auf den asiatischen Markt“, betont Morath.
Zurückhaltung hemmt Digitalisierung und Transformationsfortschritt
Laut der Umfrage zeigt sich nämlich auch, dass die hiesige Wirtschaft nach wie vor in einem Dilemma steckt: Gilt die Schweiz einerseits als Speerspitze der Innovationskraft, sind andererseits Vorsicht und Sicherheitsbedenken nach wie vor gross. Nur 26% der Schweizer Unternehmen treiben aktuell eine Transformation ihrer Geschäftsmodelle aktiv voran, während ein Grossteil lediglich auf die sich verändernden Gegebenheiten reagiert. Die Zurückhaltung zeigt sich auch in der Angst der Schweizer um ihre Jobs: Mit 38% sehen sie im Ländervergleich ihre Arbeitsplätze durch disruptive Entwicklungen am gefährdetsten. Weitere 36% befürchten zumindest, dass ihre fachlichen Fähigkeiten nicht mit mehr Schritt halten können.
„Die nach wie vor unsichere Entwicklung der Wirtschaftslage befeuert die Vorsicht vieler Unternehmen zusätzlich. Und das kann mit Blick auf den internationalen Wettbewerb durchaus Risiken bergen“, wie Managing Director Karsten Lafrenz analysiert. „Im internationalen Vergleich zeigt sich die Schweiz besonders pessimistisch. Weniger als die Hälfte blickt hinsichtlich einer Rezession positiv in die Zukunft, wohingegen dies beispielsweise in China bei nur rund einem Drittel der Befragten der Fall ist.“ Der Experte warnt zudem vor den Auswirkungen steigender Unsicherheit auf die Wettbewerbsfähigkeit. So seien noch zu viele Führungskräfte mit dem möglichen ‚Übermorgen‘ beschäftigt.
„Um aber morgen bestehen zu können, müssen Unternehmen ihren Status Quo permanent hinterfragen und mit den dynamischen Entwicklungen unserer Welt abgleichen. Im globalen Ringen um Marktanteile, insbesondere mit den aufstrebenden Kräften Asiens und den Schwellenmärkten, stehen Schweizer Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Transformation konsequent voranzutreiben – ganzheitlich, ohne Kompromisse und auf allen Ebenen“, fasst Lafrenz zusammen. Dies bedeutet auch, dass die Refokussierung auf Heimatmärkte zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. So zählen 27% der Schweizer die Deglobalisierung zu den Top drei Herausforderungen für die heimische Wirtschaft in den kommenden Monaten. Damit geht laut den Experten auch die Konsequenz einher, dass mehr als ein Drittel der Befragten mit Veränderungen im geografischen Standortnetz ihrer Unternehmen rechnen – das trifft Schweizer Unternehmen besonders, nicht zuletzt begründet durch die stark von international operierenden Konzernen geprägte Wirtschaftsstruktur.
Quelle: www.alixpartners.com