Swiss Green Economy Symposium 2020
Im Mittelpunkt des 7. Swiss Green Economy Symposiums 2020 standen die Themen Strategiefindung, Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft und der nachhaltige Weg aus der Krise auf dem Programm. An gleich mehreren Innovationsforen diskutierte man über Lösungswege, um Umweltproblemen beizukommen.
In seiner Begrüssungsrede zum Swiss Green Economy Symposium 2020 zeigte der Stadtpräsident von Winterthur, wie die zweitgrösste Stadt des Kantons Zürich nachhaltige Stadtentwicklung interpretiert: «Viel Inspiration, Neugierde und Interesse an Kooperationen. All dies brauchen wir für erfolgreiche Innovationen», läutete Michael Künzle das Swiss Green Economy Symposium (SGES) ein.
Als nächsten Programmpunkt diskutierten Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung, wie sich Digitalisierung und visionäres Denken für Nachhaltigkeit nutzen lässt. So zeigte sich etwa, wie Unternehmen mittels Blockchain-Technologie nachhaltiger wirtschaften und welche Chancen 5G – Stichwort CO2-Reduktion (siehe sonst auch eine Gegenüberstellung von Stiftung Risikodialog unter «Divergierende Risikobewertungen im Bereich Mobilfunk») – bietet. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass Veranstaltungen wie das Swiss Green Economy Symposium wichtig sind, um miteinander Silodenken überwinden und gemeinsam innovative Ideen entwickeln zu können.
Ausländische Produktion als Kernproblem
Der Klimawandel äussert sich in der durch die Alpenlandschaft geprägten Schweiz überdurchschnittlich: Die mittlere Jahrestemperatur ist seit Messbeginn 1864 um 2 Grad Celsius gestiegen, gut doppelt so stark wie im globalen Mittel. Der Treibhausgasausstoss hat hierzulande zwischen 1990 und 2018 um 14 Prozent abgenommen. Allerdings wird das Ziel, den Ausstoss bis 2020 um 20 Prozent zu senken, voraussichtlich nicht erreicht (Quelle: BAFU).
Zudem verursacht die Schweiz nicht nur im Inland Emissionen, sondern – durch den Import von Gütern – noch höhere im Ausland.
Das Swiss Green Economy Symposium 2020, eine der ersten Dialogplattformen nach dem Lockdown, beleuchtete die dringliche Umsetzung des sogenannten «Green Deals» der Europäischen Union, sicher auch einzelner Kreislaufwirtschaftsmassnahmen für die Schweiz und den Rest der Welt. Die Kreislaufwirtschaft bildet im Portfolio der Massnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 ein Kernelement. Sie besteht allerdings nicht nur aus Recycling- Kreisläufen. Bereits an den Panels am Vormittag des SGES 2020 sahen Vertreter der Lebensmittelherstellungs- und Abfallbewirtschaftungsbranche ein: Die Schweiz hat das volle Potenzial der Kreislaufwirtschaft für Innovation und Klimaschutz längst nicht entdeckt. Dafür kam man an einzelnen Themenworkshops am Nachmittag auf gemeinsame Nenner, um innovative Anreize für nachhaltige Investments zu schaffen oder um internationale Umwelt-Hotspots in der Lieferkette von Schweizer Unternehmen zu verstehen und zu optimieren. Während des Lockdowns ab dem März 2020 blieben denn auch viele Schweizer Erzeuger auf ihren Produkten sitzen, wenn sie nicht Lieferengpässe verzeichneten.
Umwelt-Hotspots in der Lieferkette
Treibhausgas-, Biodiversitäts-, Wasser-, Luftverschmutzungs-, Eutrophierungs-Fussabdruck oder die Gesamtumweltbelastung … wo sollen bei all diesen überlasteten Bereichen Schweizer Hersteller ansetzen? Und welche Anreize wirken? Die heutige Wirtschaft ist hochgradig vernetzt. Lieferketten umspan-nen nicht selten den ganzen Globus. Als Folge davon sind auch die Umweltbelastungen, welche durch die Produktion von Gütern verursacht werden, über die ganze Welt verteilt. Oft sind die Umweltbelastungen, welche in der Lieferkette eines Unternehmens anfallen, höher als diejenigen, welche am Standort selbst auftreten. Von Unternehmen wird daher zunehmend erwartet, dass sie sich mit ihren Lieferketten beschäftigen und Transparenz über die Auswirkungen in den vorgelagerten Wertschöpfungsstufen schaffen. Um Unternehmen hierbei zu unterstützen, hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft eine Studie durchgeführt, die die Umwelt-Hotspots in der Lieferkette von acht relevanten Schweizer Branchen aufzeigt. Diese sind:
- Fleischverarbeitung
- Chemieindustrie
- Maschinenbau
- Immobilien- und Bauwesen
- Gesundheits- und Sozialwesen
- Lebensmittelhandel
- Handel mit Bekleidung, Textilien & Schuhen
- Handel mit Haushaltsgeräten
Auf der Studie aufbauend entstand der «Umweltatlas Lieferketten Schweiz», in welchem die Ergebnisse der Studie grafisch aufbereitet wurden (siehe Textende). Die Ergebnisse zeigen die Umweltbelastungen der Branchen mit der zugehörigen Lieferkette, d.h. von der Gewinnung der benötigten Rohstoffe über die Verarbeitung auf vorgelagerten Wertschöpfungsstufen bis zu den direkten Lieferanten.
Die Berechnungen erfolgten mithilfe eines um Umweltdaten erweiterten ökonomischen Input-Output-Modells. Für jede analysierte Branche gibt der Umweltatlas zudem Anhaltspunkte, wo ein umweltverträgliches Level, welches mit den Belastbarkeitsgrenzen des Planeten vereinbar ist, ungefähr liegen würde. Weiter stellt der Umweltatlas mögliche Massnahmen zur Gestaltung und Optimierung einer nachhaltigen Lieferkette vor.
Weitere Highlights des SGES 2020
Nach einem Kurzfilm zum Thema Food Waste und einer Networking-Pause stand der nächste Programmpunkt des Morgens an: «Jetzt durchstarten mit der Kreislaufwirtschaft. » In den Referaten und Panel-Diskussionen zeigten die Teilnehmenden anhand konkreter Beispiele, etwa Abfallverwertungsanlagen, Plastikrecycling oder Zementproduktion, wie Kreislaufwirtschaft eine Wachstumschance sein kann. Richtig umgesetzt, kann sie neue Arbeitsplätze schaffen und die Umweltbelastung reduzieren helfen.
Bevor es zum Lunch ging, zeigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des SGES 2020 nochmals volle Aufmerksamkeit. Auf der Bühne – und später auch im persönlichen Gespräch – diskutierten sie, wie sich nachhaltige Wege aus der Krise finden lassen. Klar zeigte sich etwa, wie sich mittels Technologie das Gesundheitssystem verbessern lässt und wie Holz auf der Baustelle andere Materialien wie Beton nachhaltig ergänzt.
Am Nachmittag teilten sich die Besucher auf. Sie wählten zwischen zahlreichen Innovationsforen, in denen über so unterschiedliche Themen wie hochtechnologische Lebensmittel, Impact Investing, Kehrichtschlacken und autonome Fahrzeuge vertieft diskutiert werden konnte. Im Innovationsforum zu Smart Cities standen zuerst Pilotprojekte aus Winterthur (z.B. Klimasimulation Lokstadt, Datengenerierung durch Fuss-/ Veloverkehr-Förderaktion, Elektrosammelfahrzeug) im Fokus. Aufgrund des grossen Interesses am Thema Smart Cities erstreckte sich das Innovationsforum zusätzlich noch auf den Folgetag, der von der niederländischen Botschaft eröffnet wurde und damit die Zusammenarbeit mit dem Partnerland unterstrich.
Der zweite Tag des Innovationsforums Smart Cities bot eine Dialogplattfom für die nationalen Verbände Smart City Hub Switzerland sowie Smart City Alliance und wertvolle Vernetzungsmöglichkeiten für deren Mitglieder, die konkrete Erfahrungen mit den Anwesenden teilten.
Darüber hinaus kamen auch online zugeschaltet internationale Initiativen wie «United for Smart Sustainable Cities» der ITUUN und das Global Smart City Partnership Program der Weltbank sowie vor Ort Exportmöglichkeiten von Switzerland Global Enterprise und Förderinstrumente von SNF, Innosuisse und EnergieSchweiz für Gemeinden zu Wort. In kleineren Workshops konnten viele Smart-City-Themen angeregt vertieft und partnerschaftlich weiterentwickelt werden.
Als letztes Referat des Haupttages zeigte Regierungsrat Martin Neukom unter anderem, weshalb in Zukunft Solarfassaden an den Gebäuden Standard sein werden und weshalb die Zukunft klar nicht den Verbrennungsmotoren gehört. Nach einem intensiven, aber spannenden und inspirierenden Tag war es dann Zeit, um zum informelleren Programm überzugehen: Am Networking- Apéro konnten die Teilnehmenden nochmals alles Revue passieren lassen und offene Punkte ausdiskutieren.