Studie: Künstliche Intelligenz kann Unternehmen gefährden
Künstliche Intelligenz gehört derzeit zu den grössten technischen Errungenschaften für viele Unternehmen. Allerdings schafft die neue Technologie auch neue Schaden- und Haftungsszenarien. So mache künstliche Intelligenz die Unternehmen besonders anfällig für Grossschäden, heissst es in einer neuen Studie des Industrieversicherers AGCS.

Roboter ein, um Dateneingaben in Systeme durchzuführen, und testet
„Bots“, die die eingehende Briefpost, Emails oder auch Anrufe automatisch klassifizieren und weiterbearbeiten. (Bild: depositphotos)
So könne Künstliche Intelligenz-gestützte Software zwar einerseits das Cyberrisiko für Unternehmen durch eine bessere Erkennung von Angriffen reduzieren, betonen die Experten der Allianz-Tochter AGCS. Allerdings könnte sie ebensolche Angriffe fördern, weil Planung und Durchführung auf digitalisiserte Betriebe einfacher werden. Dabei könnte ein einziger Hackerangriff – oder auch ein Programmierungsfehler – auf zahlreichen Rechnern repliziert werden.
So würde grössere Cybervorfälle auch hierzulande wahrscheinlicher. Laut Lloyd’s könnten dabei Schäaden in Höhe von mehr als 50 Mrd. US-Dollar entstehen. Allein ein halbtägiger Ausfall eines Cloudanbieters könnte für Schäden von etwa 850 Mio. US-Dollar sorgen. In ihrer neuen Studie „The Rise of Artificial Intelligence: Future Outlook and Emerging Risks“ identifiziert die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) einerseits die Vorteile der zunehmenden Implementierung von KI in Wirtschaft und Gesellschaft, weist aber auch auf entstehende Risiken durch die neue Technologie hin.
Autonome Fahrzeuge
Auch bei autonomen Fahrzeugen setzen die Experten zwar hohe Erwartungen in die künstliche Intelligenz. So könnte die neue Technologie zwar menschliche Fehler als Hauptursache für Unfälle im Straßenverkehr weitgehend beseitigen. Dennoch sei weithin ungeklärt, wer bei Unfällen haftbar ist und welche ethischen Grundsätze autonome Fahrzeuge in Dilemma-Situationen befolgen sollen, wenn Gesundheit und Leben anderer Verkehrsteilnehmer auf dem Spiel stehen.
Dabei komme der Versicherungsbranche nach Ansicht der AGCS-Experten eine wesentliche Rolle zu, wenn es darum gehe, neue Risiken durch KI-Anwendungen zu minimieren oder abzusichern. Traditionelle Deckungen müssen angepasst werden, um sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen entsprechend zu schützen, heißt es in der Studie weiter. Zudem müssten die Versicherer den Unternehmen für solche Gefahren wie Cyberangriffe, Geschäftsunterbrechungen, Produktrückrufe und Reputationsschäden bessere Lösungen bieten können.
So glauben die Allianz-Experten, dass sich wahrscheinlich neue Haftpflichtversicherungsmodelle durchsetzen, die Hersteller und Softwareanbieter stärker in die Pflicht nehmen und die Gefährdungshaftung von Verbrauchern einschränken.
Und dennoch: “KI hat enormes Potenzial für Versicherer. Anfangs wird sie die Automatisierung von Prozessen unterstützen, um die Policenausstellung oder Schadenabwicklung für die Kunden zu beschleunigen und zu verbessern”, betont Michael Bruch, Head of Emerging Trends bei der AGCS. “Egal ob für Wirtschaft, Politik, Mobilität, Gesundheit, Verteidigung oder Umwelt, KI bringt vielfältige Vorteile, aber auch potenzielle Risiken mit sich. Wir brauchen dringend vorbeugende Massnahmen zur Risikominderung, um den Nettonutzen beim Masseneinsatz zu maximieren und unbeabsichtigte Nebenwirkungen zu reduzieren”, fordert der Experte.
Allianz Studie: Künstliche Intelligenz macht Unternehmen anfälliger für Grossschäden
– Künstliche Intelligenz (KI) macht Unternehmen anfälliger für Grossschäden durch Cyberangriffe und technisches Versagen
– Verantwortung verlagert sich vom Menschen auf die Maschine: Unternehmen sehen sich vor neuen, vielfach noch ungeklärten Haftungsfragen
– Maximierung des Nettonutzens von KI durch vorausschauendes Risikomanagement mit Fokus auf fünf Bereiche: Softwareverfügbarkeit, Sicherheit, Verantwortlichkeit, Haftung
und Ethik
– Versicherungsbranche nutzt KI zur Automatisierung von Prozessen, Risikoanalyse und besseren Kundeninteraktion
Die Studie (English Version) ist unter diesem Link http://ots.ch/5sFdSF verfügbar.