Schweizerische Management Gesellschaft SMG: Alleingang kann nicht die Lösung sein
Am 16. November 2022 fand das 58. Forum der Schweizerischen Management Gesellschaft (SMG) in Zürich mit rund 200 Teilnehmenden statt. Es stand dieses Jahr unter dem Motto „Together“.
Die Schweizerische Management Gesellschaft (SMG) lud am 16. November 2022 zum 58. Mal zu ihrem traditionellen Forum ein. Natürlich fehlte es an diesem Anlass nicht an aktuellen Themen: Die aktuellen geopolitischen Verwerfungen hätten schonungslos aufgezeigt, wie abhängig unsere Gesellschaft von einem stetigen Zufluss von Energie und Waren geworden sei, hiess es. Für Lukas Braunschweiler, Präsident SMG und VR-Präsident der Tecan Group, sind denn auch die an der Konferenz gewonnenen Erkenntnisse klar: «Das Forum hat uns eindrücklich vor Augen geführt, dass wir nur gemeinsam die Schwierigkeiten und Herausforderungen der Zeit bewältigen können».
Dr. Detlef Trefzger: «Zukunftsszenarien des globalen Handels»
Die Corona-Krise und die durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Verwerfungen haben die weltweiten Lieferketten aus dem Takt gebracht. Dieses als «Bullwhip-» oder Peitscheneffekt bezeichnete Phänomen ist für Detlef Trefzger nur ein Aspekt, warum die Transportkosten in Zukunft steigen werden. «Neben einem grossen Nachholbedarf bei der Erneuerung der Infrastruktur wird vor allem die steigende Nachfrage nach klimaneutral produzierten und transportierten Gütern die Transportkosten massgeblich beeinflussen».
Jonas Dennler: «Mission Based Ecosystems – neue Formen der Zusammenarbeit zur Erfüllung einer gemeinsamen Vision»
Ist es schon fünf nach zwölf oder fünf vor zwölf? Jonas Dennler, Global Head Sustainability GTM bei SAP, befürchtet, dass das 1.5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens unter den gegenwärtigen Prämissen nicht erreicht werden kann. Wie ambitionierte Ziele erreicht werden können, beweist das Beispiel Norwegen, wo bereits drei Viertel der neu registrierten Fahrzeuge elektrisch fahren. «Norwegen zeigt, dass es Zeit ist für einen Paradigmenwechsel, weg vom Shareholder-Ansatz hin zum partnerschaftlichen Approach aller Interessierten. Denn nur gemeinsam lassen sich anspruchsvolle Ziele realisieren».
Kristine Svinicki: «Creating a global energy future»
Im Gegensatz zu Europa scheint die Kernenergie in den USA vor einer Art Renaissance zu stehen. Für Kristine Svinicki, Verwaltungsrätin von TerraPower und ehemalige Vorsitzende der US-Nuklearaufsichtsbehörde NRC, geht es neben der verbesserten Nutzung des Kern-Brennstoffes insbesondere darum, den Strommix besser aufeinander abzustimmen. «Die Speicherung der durch Kernkraft erzeugten Wärme in Natrium-Containern ermöglicht eine nachgelagerte dezentrale Produktion von elektrischem Strom. Damit können Schwankungen von Wind- und Sonnenenergie effizient aufgefangen werden», erläuterte die amerikanische Nuklear-Ingenieurin den Ansatz.
Fokusthema Energie: Renaissance der Kernkraft?
In 1 cm3 Uran steckt die gleiche Energie wie in 1 Tonne Kohle. Für Prof. Dr. Annalisa Manera ist die Kernenergie deshalb zentrales Element für eine sichere und saubere Versorgung. «Dank Kernenergie und Wasserkraft ist die Stromproduktion der Schweiz heute nahezu CO2-neutral», stellte die Professorin für Nuklearenergie an der ETH Zürich fest. Hans Hess, langjähriger Präsident von Swissmem und heute VR-Präsident von Synhelion AG, sieht in den jüngsten geopolitischen Verwerfungen einen heilsamen Wake-up-Call, der zu mehr Innovation führen wird. Laut Benedikt Loepfe, Direktor-EWZ Stadt Zürich, müssen sich die Anbieter in Zukunft stärker auf die Bedürfnisse der Konsumenten ausrichten. Dies erfordert gemäss Maurice Dierick, Mitglied der GL Swissgrid, jedoch ein «fraktal-autonomes» System anstelle der bisherigen Top-down-Versorgung. Zusammen mit Monika Rühl, Vorsitzende der Geschäftsleitung von economiesuisse, waren sich die Panelisten einig, dass aufgrund der unsicheren Lage ein verlässliches Stromabkommen mit der EU unabdingbar sei. Monika Rühl wies zudem darauf hin, dass die Energiekrise ein eher europäisches Problem sei, das sich rasch zu einem Wettbewerbsnachteil entwickeln könne.
Fokusthema Cyber Sicherheit: Gutgläubigkeit als Risiko
Pro Jahr werden etwa 25’000 Fälle von Cyberangriffen auf Schweizer Firmen gemeldet. Florian Schütz, Delegierter des Bundes für Cybersicherheit, schätzt, dass die Dunkelzimmer einiges höher ist. «Internet-Angriffe, das zeigt das Beispiel Ukraine, sind ein geopolitisches Thema geworden. Die Firmen müssen deshalb den Schutz ihrer Systeme ernst nehmen». Für Steven Neubauer, ehemaliger CEO der im vergangenen Jahr von einer Cyber-Attacke stark betroffen Firma Comparis, ist es heute zwingend notwendig, dass im Verwaltungsrat ein erfahrener Experte Einsitz nimmt. Sandra Tobler, Mitgründerin des auf Authentisierungslösungen spezialisierten Unternehmens Futurae Technologies, meinte zur Problematik, dass die in der Schweiz nach wie vor herrschende Gutgläubigkeit den Betrügern in die Hände spielt. Abhilfe könne hier eine vertrauensvolle Fehlerkultur bieten, die das gegenseitige Lernen fördere. Für Prof. Dr. Peter Müller, Leiter der Gruppe Programmiermethodik an der ETH Zürich, führt die Zunahme von Home-Office zu einem grösseren Handlungsbedarf bzgl. der Sicherheit der Datenübertragung zwischen den Mitarbeitenden und den Systemen des Unternehmens. Hier könnte die von seinem Institut entwickelte Lösung SCION einen Beitrag zur Netzsicherheit leisten.
Prof. Dr. Dr. hc. Monika Bütler: «(Wann) Geht es wieder aufwärts?»
Nach einem Vergleich ihrer vor einem Jahr anlässlich des Forums gemachten Aussagen kam die Ökonomin zum Schluss, dass der aufgrund der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken befürchtete Anstieg der Inflation nun eingetroffen ist. Die Professorin zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass sich die Kurve bald schon abflachen wird. Aufpassen müsse man jedoch, dass die Inflation nicht zu stark die wirtschaftlich Schwächsten trifft: «Inflation ist immer regressiv und wirkt sich negative auf das verfügbare Einkommen aus», meinte sie warnend.
Ron Pal: «Smallholder farmers and tech, the solution to solving the global food challenge”
470 Millionen Kleinbauernfamilien weltweit produzieren ca. 40% der in den Entwicklungsländern benötigten Nahrungsmittel. Deren Produktion sei jedoch vielfach ineffizient und kleinteilig. Mit Hilfe von Technologie möchte der schweizerisch-indische Doppelbürger die Produzenten besser mit den Abnehmern vernetzen. «Durch die digitale Vernetzung der Produzenten mit den Abnehmern kreieren wir eine Kooperative, die für alle Vorteile bringt», erläuterte Ron Pal seinen Ansatz.
Die Schweizerische Management Gesellschaft
Die 1961 aus dem Betriebswirtschaftlichen Institut (BWI) der ETH hervorgegangene Schweizerische
Management Gesellschaft (SMG) ist die bedeutendste Vereinigung von über 1000 führenden
Entscheidungsträgern der Schweizer Wirtschaft. Durch ihre Netzwerk- und Plattformfunktion dient die
SMG im Rahmen ihrer Veranstaltung als Impulsgeberin für Unternehmer, Führungskräfte aus dem CLevel-
Management und Verwaltungsräte, die sich mit strategischen und operativen Führungsfragen
auseinandersetzen.