Schweizer Spitäler: Nachhaltigkeit lohnt sich

Investition ohne Rendite: Diese Einschätzung von Nachhaltigkeit hält sich in manchen Schweizer Spitälern hartnäckig. Mit dem Impulspapier «Warum sich Nachhaltigkeit für Schweizer Spitäler lohnt» zeigt PwC Schweiz auf, wo Schweizer Leistungserbringer Nachhaltigkeit gewinnbringend umsetzen können.

Schweizer Spitäler könnten ihr Potenzial für mehr Nachhaltigkeit noch viel besser nutzen, meint ein Impulspapier von PwC Schweiz. (Bild: Pixabay.com)

Schweizer Spitäler leben in Sachen Emissionen „auf grossem Fuss“: 6.7% des nationalen CO2e-Fussabdrucks entfallen nämlich allein auf das Schweizer Gesundheitswesen. Deshalb sollte Nachhaltigkeit auf die Agenda jeder Spitalleitung gehören. Einige Schweizer Spitäler zeigen sich denn auch höchst innovativ. Doch vielerorts hält sich die Einschätzung „Investition ohne Rendite“ hartnäckig. PwC Schweiz hat dazu ein Impulspapier mit dem Titel „Warum sich Nachhaltigkeit für Schweizer Spitäler lohnt“ veröffentlicht. Es entstand im Februar 2022 auf der Basis von realen Praxisbeispielen und dem Know-how der Gesundheitsexpertinnen und -experten von PwC Schweiz. Im Sinne eines Erfahrungstransfers enthält die Publikation diverse Handlungsempfehlungen.

Schweiz im Spitzenfeld beim CO2e-Teilfussabdruck

Beim CO2e-Teilfussabdruck der Gesundheitsbranche liegt die Schweiz international im Spitzenfeld. Im Ranking der Umweltbelastung durch Konsum belegt die Gesundheit Platz 4, unmittelbar nach Ernährung, Mobilität und Wohnen. Durch das Nutzen von Gesundheitsdienstleistungen werden je nach Quelle 5 bis 12 Prozent der gesamthaften Treibhausgasemissionen in der Schweiz verursacht. Angesichts dieser Tatsache erstaunt es, dass Spitalverantwortliche und Gesundheitsakteure die Dringlichkeit von Nachhaltigkeit nicht gemeinhin als solche werten. Mit dem erwähnten Impulspapier soll das nun geändert werden.

Innovative Vorbilder sind vorhanden

Einige Schweizer Spitäler haben punkto Nachhaltigkeit exemplarisch bereits beachtliche Fortschritte erzielt. Das Universitätsspital Basel zum Beispiel verzichtet auf das Narkosegas Desfluran, das über 2’500 Mal so klimaschädigend wirkt wie CO₂. Die Kantonsspital Winterthur integriert Green Bonds in die Finanzierungsstrategie für seinen Minergie ECO-zertifizierten Neubau. Im Rahmen einer Initiative für Kunststoff-Recycling konnte die Berner Lindenhofgruppe im Jahr 2020 über 12 Tonnen Plastik rezyklieren. Die Liste an positiven Beispielen ist lang und macht den Chancenreichtum von Nachhaltigkeit für die Schweizer Gesundheitsbranche deutlich.

Mehrschichtiges Potenzial für Schweizer Spitäler

„Wir sind überzeugt, dass Schweizer Spitäler mit dem Schlüsselthema Nachhaltigkeit eine Innovationskraft freisetzen und die Zukunft der Gesundheitsbranche wesentlich mitgestalten“, meint Philip Sommer, Leiter Beratung Gesundheitswesen bei PwC Schweiz. Wie dieses Momentum konkret aussieht, führen die Autorinnen und Autoren im Impulspapier aus:

  • Direkte und indirekte Kosten senken: Schweizer Spitäler können kurz- und mittelfristig substanzielle Ressourcen einsparen und (Sonder-)Abfälle reduzieren.
  • Energetische Versorgungssicherheit wahren: Eine unabhängige Energieversorgung und Heizung mit Strom gewinnt vor allem für Grossverbraucher an Bedeutung.
  • Fachkräfte gewinnen: Wer sich nachhaltig positioniert, verschafft sich im Kampf um qualifiziertes Personal einen entscheidenden Wettbewerbsvorsprung.
  • Neue Reportingpflichten wahrnehmen: Die seit 1. Januar 2022 erweiterte Berichterstattungspflicht von Publikumsgesellschaften kommt für ein Spital dann zum Tragen, wenn dieses beispielsweise einen Neubau am Kapitalmarkt finanzieren will.
  • Gesundheitskrise verhindern: Eine fortgesetzte Zunahme an Erkrankungen im Zusammenhang mit der Klimakrise können Spitäler bald nicht mehr abfedern.
  • Innovieren und differenzieren: Die hohe Kunst der Innovation besteht darin, Digitalisierung, Data Science und Nachhaltigkeit zu ressourcenschonenden Lösungen zu kombinieren.
  • Nationale und internationale Klimaziele mittragen: Sollen die Welt und die Schweiz Netto-Null bis 2050 erreichen, so müssen alle mithelfen – auch die Leistungserbringer.

Im letzten Kapitel des Impulspapiers geben die Autorinnen und Autoren zehn Handlungsempfehlungen ab. Diese lassen sich wie folgt kurzfassen: Wer sich der Facetten von Nachhaltigkeit annimmt, kann sich im zunehmend kompetitiven Umfeld aktiv positionieren und wird den wachsenden regulatorischen Verpflichtungen und Forderungen seiner Anspruchsgruppen besser gerecht. Die Transformation hin zu einer nachhaltigen Spitalführung erfordert Innovation. Damit lassen sich Wirtschaftlichkeit und Zukunftsperspektiven deutlich optimieren. Chancen gibt es also viele, und die Expertinnen und Experten von PwC sind sich einig: Dieses Potenzial gilt es zu nutzen. 

Quelle und weitere Informationen: www.pwc.ch. Das Impulspapier lässt sich hier herunterladen.

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