Schweizer Gemeinden: Digitalisierung immer noch herausfordernd
Die Digitalisierung ist für Gemeinden eine grosse Herausforderung. Die digitale Transformation muss stets vorangetrieben werden. Dabei sollen zahlreiche Themenfelder bearbeitet werden. Dies zeigt eine neue Umfrage unter Schweizer Gemeinden.
Die digitale Transformation im öffentlichen Sektor deckt nicht die gleichen Themen ab wie in der Privatwirtschaft. Neben der Digitalisierung von Geschäftsprozessen steht die Entwicklung von digitalen Instrumenten für die Bevölkerung im Fokus. Dadurch können deren Interaktionen mit den Behörden vor Ort erleichtert und ausgebaut werden. Gemeinden haben jedoch nur beschränkte Ressourcen, sich mit neuen Entwicklungen zu beschäftigen.
Stand der Digitalisierung in Schweizer Gemeinden erhoben
Kürzlich wurde eine Digitalisierungs-Umfrage bei den Schweizer Gemeinden durchgeführt. Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Gemeindeverband SGV, dem Vereins Myni Gmeind und dem Meinungsforschungsinstitut TransferPlus AG erarbeitet. Mit der Umfrage wird analysiert, welche Themen die Gemeinden aktuell beschäftigen. Im Bereich der Digitalisierung werden Beweggründe und Faktoren für Digitalisierungsaktivitäten erfragt. Im Weiteren zeigt die Umfrage, wo noch Bedarf besteht und welche Massnahmen bereits umgesetzt wurden. Zudem wird erhoben, ob die Digitalisierung als Chance oder Risiko angesehen wird und ob sich die Gemeinden als «Vorreiter» oder «Nachzügler» sehen. Die Fragen, ob die Digitalisierung übergreifend koordiniert wird und ob es eine Digitalisierungsstrategie gibt, werden ebenfalls beantwortet.
Die Resultate der Umfrage helfen dem SGV und dem Verein Myni Gmeind ebenso wie Kantonen und Bund, die Gemeinden in der digitalen Transformation gezielt zu unterstützen. Für alle diese Herausforderungen gibt es digitale Lösungen. Deshalb bietet Myni Gmeind gemeinsam mit mehreren Partnern Unterstützung an.
Ergebnisse zeigen: Digitalisierung ist für Gemeinden eine Chance
An der Umfrage haben schweizweit 736 Gemeinden teilgenommen (= 34 % Rücklaufquote, vergleichbar wie 2022). Die Umfrage wurde von den Gemeinden mehrheitlich durch Gemeinde-/StadtschreiberInnen (> 60%) beantwortet, 13% von Gemeinde-/StadtpräsidentInnen. Die Auswertung zeigt, dass rund 75% der Gemeinden die Digitalisierung grundsätzlich als Chance sehen. Dies ist nach wie vor eine positive Einschätzung, wobei diese auf hohem Niveau stagniert.
Im Bereich der Digitalisierung betrachtet sich von den Gemeinden lediglich ein Drittel als «Vorreiter»; zwei Drittel sehen sich eher als «Nachzügler». Die Gemeinden, welche sich als «Vorreiter» sehen, besetzen eine Stelle (Person oder Gremium) für die bereichsübergreifende Koordination. Von diesen Gemeinden hat jede Dritte bereits eine übergreifende Digitalisierungsstrategie definiert. Unter den Gemeinden, die sich als «Nachzügler» definieren, verfügen nur 14 Prozent über eine griffige Digitalisierungsstrategie.
Die Beweggründe für die Digitalisierung (in %) sind die gleichen wie in den Vorjahren:
| 2023 | 2022 | 2021 |
Steigerung Effizienz | 77 | 73 | 79 |
Verbesserung Dienstleistungen | 70 | 73 |
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Stärkung Kommunikation mit Bevölkerung | 64 | 63 |
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Ermöglichung flexibler & attraktiver Arbeitsformen | 47 | 49 | 34 |
Erfüllung Anforderungen Kantone und Bund | 49 | 39 | 45 |
Förderung innovativer und flexibler Kultur | 43 | 44 |
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Neue Partizipationsmöglichkeiten der Einwohnenden | 43 | 39 |
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Kaum Kostenersparnisse wegen Digitalisierung
Interessant ist, dass aus Sicht der Schweizer Gemeinden der Nutzen der Digitalisierung nicht mit einer Senkung der Kosten verbunden ist. Aktuell stehen die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen (49%) sowie die Anschaffung digitaler Tools, u.a. auch für die IT-Sicherheit, im Vordergrund. Für die Gemeinden ist aber auch die Digitale Transformation (Entwicklung der Kultur der Mitarbeitenden) wichtig. Dabei ist aus Sicht der Gemeinden der politische Wille sowie die Zurverfügungstellung ausreichender finanzieller und personeller Ressourcen zentral. Digitalisierungsprojekte werden überwiegend themen- bzw. bereichsbezogen budgetiert. Die Gemeinden sehen Unterstützungsbedarf von Dritten in folgenden Bereichen:
- IT-Sicherheit (Datenschutz, Datensicherheit und Cyberangriffe)
- Digitalisierung von Verwaltungsprozessen (eGovernment)
- Weiterbildung in der Verwaltung zu Digitalisierungs-Themen
- Digitale Dienstleistungen für Bevölkerung und Wirtschaft
- Digitalisierung des Prozessmanagements in der Verwaltung
Fazit: Digitalisierung bleibt Brennpunkt der Gemeindeentwicklung
Die Digitale Transformation ist auf der Leitungsebene von Gemeindeverwaltungen angekommen. Neu liegt der Fokus stärker auf den für die Transformation benötigten personellen und finanziellen Ressourcen; dies wird aber eher skeptisch beurteilt. Bei der Schaffung technischer Voraussetzungen fokussieren sich die Massnahmen auf die Digitalisierung der Verwaltungsprozesse, der IT-Sicherheit, den digitalen Dienstleistungen für die Bevölkerung wie auch Wirtschaft. Somit bleibt das Thema der «Digitalisierung» ein Brennpunkt in der aktuellen Gemeindeentwicklung.
Quelle: www.mynigmeind.ch