Schweizer Banken lagern immer mehr Dienstleistungen aus

Neun von zehn Schweizer Banken lagern Services und Dienstleistungen aus und praktisch alle würden sich wieder für ein Outsourcing mit denselben Partnern entscheiden. So die Einschätzung von Forschern der Hochschule Luzern in der IFZ Sourcing Studie 2019.

Der Sourcing-Markt erreicht in der Schweiz eine beachtliche Grösse: Allein bei Retailbanken
wird das Volumen auf 2.2 Milliarden Franken geschätzt, heisst es in einer HSLU Studie. (Quelle: HSLU)

Welche Services lagern die Schweizer Banken aus, wie funktioniert der Sourcing-Markt und wie wird er sich entwickeln? Wo liegt noch Potential, wo sind die Probleme? Diese Fragen beantwortet das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern mit der Sourcing Studie 2019; sie basiert auf einer Online-Umfrage bei 43 Schweizer Banken und auf Experteninterviews mit verantwortlichen Vertretern von Anbietern und Banken.

Neun von zehn Schweizer Retailbanken lagern Services und Dienstleistungen aus. Das Marktvolumen beläuft sich dabei auf hochgerechnet rund 2.2 Milliarden Franken. Davon entfallen 1.75 Milliarden Franken (80 %) auf Dienstleistungen im IT-Bereich. Rund 350 Millionen Franken (16 %) werden für Verarbeitungsleistungen, insbesondere für Wertschriften und Zahlungsverkehr ausgegeben.

Dabei bedeutet Outsourcing, das ein Unternehmen einen Dienstleister beauftragt, selbstständig und dauernd eine für die Geschäftstätigkeit des Unternehmens wesentliche Funktion ganz oder teilweise zu erfüllen, wie die Finma definiert. Dabei ist es auch möglich, dass eine Bank etwa IT-Dienste auslagert (Out-Sourcing), aber selbst Leistungen zum Beispiel der Kreditverarbeitung für Dritte erbringt (In-Sourcing).

Prognose: Der Markt wird wachsen, das Angebot sich verbessern
Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass der Markt weiter wachsen und sich die Leistungen der Sourcing-Anbieter verbessern wird. «Die Verantwortlichen der Banken planen für die Zukunft in sämtlichen Bereichen weiteres Outsourcing», sagt Studienleiter Urs Blattmann. Fast alle würden sich wieder für ein Outsourcing mit dem bisherigen Partner entscheiden, nur wenige sind mit den
Dienstleistungen unzufrieden.

Die Zufriedenheit bezieht sich primär auf den täglichen operativen Betrieb, weniger auf die Agilität und Innovation ihrer Sourcing-Anbieter. Das wird sich in Zukunft ändern: Die Beziehung zwischen Banken und Anbietern wird sich mehr hin zu einer Partnerschaft und zu mehr Agilität entwickeln, prognostizieren die Studienautoren.

Outsourcing führt nicht zwingend zu mehr Effizienz
Damit dürfte das bisher vorherrschende Interesse, mit dem Outsourcing Kosten zu minimieren, beidseitig an Bedeutung verlieren. Neben dem Wissen der Anbieter ist das Preis-Leistungsverhältnis für die Banken das wichtigste Kriterium bei der Auswahl.

«Doch wissen dieBanken, dass es nicht realistisch ist, die höchste Qualität zum tiefsten Preis zu fordern», so Blattmann. Zudem sind Banken mit einem tendenziell höheren Outsourcing-Anteil im Vergleich mit Instituten, die einen niedrigeren oder gar keinen Outsourcing-Anteil ausweisen, nicht effizienter oder weniger effizient als Mitbewerber.

Die Kosteneffizienz einer Bank wird offensichtlich von anderen Faktoren geprägt. Doch kann sich Sourcing zu einer strategischen Chance entwickeln, weil die Banken dadurch flexibler werden können. Derzeit seien aber die Sourcing-Beziehungen viel zu statisch und es mangele insbesondere beim raschen Erkennen von Bedürfnissen an Dynamik.

«Das erachten wir als schwerwiegenden Mangel, der die Banken in ihrer zukünftigen Entwicklung behindern kann», so Blattmann.

Die Studie finden Sie hier zum Download

 

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