Schützen Sie Ihre Mitarbeitenden normgerecht?

Die ISO hat am 12. März 2018 den neuen Standard ISO 45001 für Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsysteme publiziert. Sie löst die Occupational Health and Safety Assessment Series (OHSAS) 18001:2007 ab. Die Übergangsfrist dauert noch bis September 2021.

Gesundheit am Arbeitsplatz betrifft alle Unternehmen – nicht nur in Zeiten des Coronavirus. Der Weg zu einer international einheitlichen Norm für das Gesundheitsschutzmanagement war relativ steinig: 1999 wurde zwar die erste Version von OHSAS 18001 publiziert und 2007 überarbeitet. Sie beruhte auf einem britischen Standard, an dem sich einige Länder in der Folge ebenfalls orientierten. Eine ISONorm zum Thema Arbeitsschutz zu entwickeln scheiterte zunächst. Die ISO beschloss aber dann 2013, einen einheitlichen Standard auszuarbeiten. Das Resultat ist das 2018 veröffentlichte Regelwerk ISO 45001. Dieses baut auf der OHSAS 18001 auf und hat die gleiche Struktur wie die Managementsystemnormen ISO 9001:2015 und ISO 14001:2015 (High Level Structure).

Die wichtigsten Inhalte der Norm

ISO 45001:2018 richtet sich an alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Grösse und Tätigkeit. Die Norm ermöglicht es Organisationen, ein Managementsystem für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz einzurichten. Dies unterstützt sie dabei, ihre Arbeitsschutzrisiken zu managen und ihre Arbeitsschutzleistung durch die Entwicklung und Umsetzung wirksamer Strategien und Ziele zu verbessern. Zu den wichtigsten potenziellen Vorteilen aus der Anwendung der Norm gehören gemäss iso.org:

  • Reduzierung von Zwischenfällen am Arbeitsplatz
  • Verringerte Fehlzeiten und Personalfluktuation, was zu erhöhter Produktivität führt
  • Geringere Kosten für Versicherungsprämien
  • Schaffung einer Gesundheits- und Sicherheitskultur, wobei die Mitarbeiter ermutigt werden, eine aktive Rolle in ihrem eigenen Arbeitsschutz zu spielen
  • Verstärkte Führung und Engagement für proaktive Verbesserung der Arbeitsschutzleistung
  • Fähigkeit zur Erfüllung rechtlicher und regulatorische Anforderungen
  • Verbesserte Reputation
  • Verbesserte Arbeitsmoral

Grundsätzlich ermöglicht ISO 45001 z.B. die Ausarbeitung und Implementierung einer Arbeits- und Gesundheitsschutzrichtlinie sowie von Arbeits- und Gesundheitsschutzzielen. Sie unterstützt die Einführung systematischer Prozesse, bei denen der Kontext des Unternehmens, dessen Risiken und Chancen sowie die für das Unternehmen geltenden rechtlichen und andere Anforderungen berücksichtigt werden. Und nicht zuletzt dient die Norm der Ermittlung von Gefährdungen und der Bewertung von Risiken und Chancen, die mit den Aktivitäten des Unternehmens verbunden sind, sowie der Umsetzung von Massnahmen zu deren Beseitigung. Dank der High Level Structure kann die ISO 45001 problemlos in bestehende Managementsysteme, die auf ISO 9001 basieren, integriert werden.

Chance für die Rezertifizierung nutzen

Was bedeutet das nun für die Unternehmen? Einfach haben es jene Betriebe, die bereits nach dem Standard OHSAS 18001 arbeiten. «Unternehmen, die den Standard übernehmen möchten, dürften bei der Umstellung keine Schwierigkeiten haben, da seine Anforderungen in Einklang mit denjenigen der OHSAS 18001 stehen», schreibt dazu die SQS, eine der schweizweit führenden Zertifizierungsstellen. Wer also auf ISO 45001 umstellen und sich zertifizieren lassen möchte, kann dies bis 11. September 2021 tun. Die ursprüngliche Frist bis 31. März 2021 wurde wegen Covid- 19 um sechs Monate verlängert. Das OHSAS-18001:2007-Zertifikat kann nebst der ISO-45001:2018-Zertifizierung innerhalb der Übergangszeit aufrechterhalten werden. Die SQS weist allerdings darauf hin, dass dieses Verfahren mit Mehraufwänden verbunden ist. Wenn lokale Gesetze/Vorschriften eine akkreditierte OHSAS-18001-Zertifizierung erfordern und die Gesetzgebung/Verordnung nicht in Bezug auf ISO 45001 geändert wurde, könne die Gültigkeit der akkreditierten Zertifizierung nach OHSAS 18001 (oder gleichwertiger nationaler Standard) gemäss IAFRegelung verlängert werden, schreibt die SQS weiter.

Vorgehen zur Umstellung des Managementsystems

Wer jetzt auf ISO 45001 umstellen möchte und dies noch nicht in Angriff genommen hat, für den empfiehlt sich folgendes Vorgehen:

Führen Sie eine Analyse des arbeitsschutzrelevanten Kontexts Ihrer Organisation (z.B. Einbezug von Anspruchs- und Interessengruppen) sowie der internen und externen Faktoren durch, die sich auf Ihr Unternehmen auswirken könnten.

  • Legen Sie den Umfang des Systems fest und überlegen Sie, was Sie mit Ihrem Managementsystem erreichen möchten.
  • Legen Sie Ihre Arbeitsschutzpolitik und -ziele fest.
  • Definieren Sie den Zeitrahmen, in dem Sie Ihr System umsetzen möchten, und planen Sie, wie Sie es erreichen.
  • Bestimmen Sie jede Kompetenz und/oder Ressource/Lücken, die geschlossen werden müssen, bevor Sie den Standard umsetzen.

Zertifizierungsstellen können bei der Festlegung des Migrationsprozesses Unterstützung leisten. So steht einer erfolgreichen Neu- oder Rezertifzierung nichts im Wege.

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