SAQ hat neue Geschäftsführerin
Der Tag der Schweizer Qualität, eine Initiative der Swiss Association for Quality und der Schweizerischen Vereinigung für Qualitäts- und Management Systeme, fördert das Bewusstsein für schweizerische Qualitätsprodukte. Die jährliche Verbandstagung setzte sich am 7. Mai 2019 mit Qualitäts-Trends und Business Excellence Dienstleistungen, nicht zuletzt auch mit zwielichtigen Aktivitäten im Cyberraum auseinander.
Der Tag der Schweizer Qualität (tsq) ist ein wichtiges Forum für Manager, überhaupt für „Menschen auf ihrem beruflichen Lebensweg“, wie es auf der tsq Seite heisst. Der tsq eröffnet jeden Frühling neue Perspektiven im Kontext der Qualität. Schweizer Qualität kann aber auch dermassen „attraktiv“ sein, dass man sie missbraucht und ihr schadet, so nehmen auch in der Schweiz digitale Eingriffe und Cyberverbrechen Vorderhand.
Daher gaben an der diesjährigen Veranstaltung nicht nur Experten Einsichten in Graubereiche des Datenklaus, in Systemlahmlegungen durch Cyber-Attacken, in die Wirtschaftsspionage generell, sondern selbst auch in den zweifelhaften Darknet- und Cyberbekämpfungsalltag. An der an den tsq anreihenden Generalversammlung einigte man sich auf einen vielversprechenden Verbands-Kurs für 2020.
„Tatort Wirtschaft“ – Kriminalität als Dienstleistung
Der diesjährige Tag der Schweizer Qualität zum Thema „Tatort Wirtschaft“ dreht sich für einmal um Bedrohungen, aber auch darum, wie QM-Verantwortliche damit umgehen, was sie daraus lernen – was sie tun können, damit ihr Unternehmen nicht zum Tatort wird. So erhielten über 380 Veranstaltungsteilnehmende Einsichten in die geschäftige Unterwelt, wo man für läppische Beträge Hacker, Schlepper, Gangster für alles Mögliche beauftragen kann.
In Zeiten von «Cyber-crime-as-a-Service» sind nicht nur Einzelne überfordert. In seiner Einführung ins DarkNet kommentierte Patrick Brielmayer, IT-Security Consultant, Ex-Hacker den Ehrencodex der Unterwelt etwas ironisch: „Grundsätzlich arbeiten Anbieter von illegalen Dienstleistungen ebenso wie sonstige Wirtschaftsunternehmen. Sie führen sogar AGBs auf. Allerdings sind die Zahlungsmodalitäten für Waren wie gestohlene Kreditkarten etwas dubioser.“
„Die Angriffsfläche unserer Geräte proportioniert sich“, betonte auch der Schweizer Cyberpionier Nicolas Mayencourt. Der Gründer der Dreamlab Technologies AG und Experte für Security und Open Methodologies betrachtet die vielen standardisierten und meist offenen Interfaces, die in den Büros und im öffentlichen Raum betrieben werden, als leichte Beute für Cyberkriminelle.
„Wenn nicht nur Firmen und Personen durchs Internet miteinander verknüpft sind, sondern auch sämtliche Dinge vernetzt sind, und nicht einmal über Gemeindeverwaltungen geschützt werden, wird unsere Gesellschaft fragiler. Ein kleiner Hack zum Beispiel auf ein Fernwärmesystem könnte direkte Auswirkungen in der realen Welt zeigen.“
Mayencourt kommentierte die aktuelle lokale IT-Sicherheit der Schweiz. Dem Experten nach, würden bestimmte Organisationen und Geheimdienste fast alles digital unterwandern oder sabotieren, für Erpressungen oder Wirtschaftsspionagen ausnützen. Auf grössere Gefahren wies auch ein Kollege vom Nachrichtendienst des Bundes NDB hin: Dieser machte auf Methoden aufmerksam wie Menschen ausspioniert werden.
Sein Ratschlag an Manager: Die Loyalität bei Mitarbeitenden fördern, indem sie zum Beispiel darauf achten, dass „sich Mitarbeitende einbringen und auch mal auf Ungereimtheiten hinweisen dürfen.“
Der Cyberraum kennt keine Gedankeninseln
In der Schweiz sinken die Kriminalitätszahlen, aber Cyberverbrechen haben sich in fünf Jahren fast verdreifacht, die Schadensumme ist riesig (siehe auch den aktuellen VBS-Bericht zur Bedrohungslage der Schweiz.)
Am tsq erhielten die gespannten Zuhörer nicht nur Fakten zur Bedrohungslage, sie erhielten auch Tipps und Hilfestellungen von Marc Henauer von der Melde- und Analysestelle Informationssicherung MELANI des Schweizer Bundes und von Markus Mächler , Cyber-Ermittlern der Kantonspolizei Zürich. Es heisst, wirksame IT-Sicherheit ist nur Aufgabe für CFOs oder CEOs, allerdings müssten Bereiche wie Datenschutz alle Unternehmensmitglieder verstehen und einhalten können.
Geld und Wissen alleine reichen nicht aus. Qualität geht in einer immer komplexeren Welt auch stets einher mit Risk Management. „Ohne Gurt fahren sie und ihre Mitfahrer lieber nicht Auto, auch wenn sie ohne Gurt fahren könnten“, meinte Marc Henauer. Matthias Kiener, Leiter Forensik bei KPMG, zeigte anhand von Beispielen, dass auch heute noch viele Betrügereien auf nicht-digitalem Weg ablaufen.
Das tsq Programm war sowohl am Morgen wie auch am Nachmittag hoch informativ und unterhaltsam. Im Verlaufe der Veranstaltung lernte man auch, dass für den Erfolg eines Unternehmens der gesellschaftliche Austausch wichtiger ist, als sich in abstrakten Gedankeninseln zu verlieren. Persönliche Abwehrhaltungen gegenüber innovativen Technolgien dienen der Qualitätssicherheit ebenso wenig.
Stabilität, Vertrauen, Sicherheit sind und bleiben wichtige Erfolgsfaktoren in der Schweizer Qualitätsarbeit.
SAQ Stabsübergabe
An der anschliessenden Generalversammlung wurde der Präsident Ruedi Lustenberger für eine weitere Amtsdauer von drei Jahren wiedergewählt. Ebenso stehen Felix Dettwiler und Raphaël Granges, Peter Pedross, sowie Dr. Lothar Natau für eine weitere Amtsdauer von drei Jahren zur Verfügung. Nach einer über 14-jährigen Amtszeit hat man Peter Bieri verabschieden müssen. Marlyse Roulin wird dafür am 1. Juni 2019 ihre Arbeit in der SAQ-Geschäftsstelle aufnehmen. Die promovierte Physikerin stammt aus der Romandie, arbeitet aber schon seit 20 Jahren in der Deutschschweiz. Sie war zuletzt tätig Inhaberin und CEO der Business Agility GmbH, einem Unternehmen, das Beratungen und Schulungen anbietet.
Der nächste Tag der Schweizer Qualität 2020 wird voraussichtlich am 13. Mai im Kursaal Bern stattfinden.
www.tsq.swiss