Positionspapiere: Klare Qualitätskriterien statt Verwaltungsapparat

Eine neue Regelung der Zulassung muss eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherstellen. Die von der FMH vorgeschlagenen Qualitätskriterien lassen eine Reduktion der Zulassungen in qualitativ wünschenswerter Art und Weise erwarten. Gleichzeitig wirken sie im Sinne einer bedarfsgerechten Verteilung der ärztlichen Fachdisziplinen.

FMH sucht neue Lösungsansätze qualifizierte Ärzte zu finden. (Symbolbild. Quelle: Bundeswehr)

Da die aktuelle Regelung über die Zulassung praxisambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2019 ausläuft, werden aktuell verschiedene Modelle einer Anschlussregelung diskutiert. Wie die FMH mitteilt, sei das von der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften SAMW in diese Diskussion eingebrachte Positionspapier nicht hilfreich, weil es sich „evidenzarm“ auf die Forderung eines umfassenden Steuerungssystems beschränke.

Viele ausländische Fachärzte

Im Jahr 2015 wurden beispielsweise in der Schweiz 1744 Facharzttitel verliehen, davon 741 (41%) an Ärzte mit einem ausländischen Diplom. Zusätzlich zu diesen 1744 Weiterbildungstiteln wurden 1677 ausländische Facharzttitel anerkannt. Fast die Hälfte der neuen Fachärzte brachte ihre Weiterbildung also bereits aus dem Ausland mit.

In einem Land, in dem insgesamt 70% des fachärztlichen Nachwuchses aus dem Ausland kommt, dürfte einem neuen Steuerungsapparat wenig zu tun bleiben – zumal gemäss einer Analyse des Büro BASS das Interesse an Facharztweiterbildungen in Grundversorgerdisziplinen ohnehin seit Jahrzehnten konstant ist. Diese Tatsache werde ebenso ignoriert wie der Umstand, dass die regionalen Unterschiede in der Ärztedichte in ähnlicher Ausprägung – nur bei früher geringerer Mobilität – vom Bundesamt für Statistik bereits seit 1890 belegt sind.

Die wesentlichen Inhalte des Steuerungskonzepts blieben aufgrund des Positionspapier der SAMW offen, da eine weitergehende Diskussion darüber, laut SAMW, mangels Datengrundlage kaum sinnvoll wäre. Eine klare Empfehlung ausgesprochen wurde hingegen, wo das neue nationale Steuerungsgremium angesiedelt werden sollte: Beim „Dialog Nationale Gesundheitspolitik“, der ständigen Plattform von Bund und Kantonen. Ein Vorschlag der die heute bereits ausgeprägten Interessenskonflikte der Kantone noch verstärken würde.

Wie hoch der Aufwand für die anvisierte Steuerung wäre, lässt sich nur vermuten, da bislang ausschliesslich mit Kopfzahlen operiert wird, anstatt mit Vollzeitäquivalenten. Gleichzeitig, so betont die FMH, sei fraglich, welche Erfolge ein neues nationales Steuerungsgremium erwarten liesse. Deutschland verfügt zum Beispiel trotz Steuerung der Ärztezahl laut OECD über eine höhere Ärztedichte als die Schweiz und hat dennoch Versorgungsprobleme in ländlichen Regionen.

http://www.fmh.ch

Schweizweite Qualitätskriterien für Ärztinnen und Ärzte

Die FMH fordert eine Zulassungsregelung, die eine qualitativ hochwertige ärztliche Versorgung gewährleistet. Die FMH schlägt darum einfach anwendbare und nachweislich wirksame Qualitätskriterien für die Zulassung von Ärztinnen und Ärzten vor, die kumulativ erfüllt werden müssen:

• Nachweis von ausreichender Sprachkompetenz: Erfahrungen in Deutschland zeigen, dass gut 40% der Bewerber an einer Sprachprüfung mit simulierten Arzt-Gesprächen auf B2-Niveau scheitern.

• Eine Ausbildungsdauer von sechs Jahren Vollzeitstudium oder mindestens 5500 Stunden theoretischen und praktischen Unterricht.

• Eine mindestens dreijährige klinisch-ärztliche Tätigkeit an einer anerkannten Weiterbildungsstätte in der für die Zulassung beantragten Fachdisziplin: So würden übermässige Zulassungen einzelner Spezialdisziplinen durch die mangelnde Verfügbarkeit von Stellen mit fachspezifischer Tätigkeit begrenzt. Zudem wirken in diesen Jahren erworbene Kenntnisse über Gesundheitswesen, Versicherungs- und Sozialsystem sowie die Vernetzung im anvisierten Spezialgebiet qualitätssichernd.

• Aktueller Fortbildungsnachweis: Fortbildung während des ganzen Berufslebens ist für eine qualitativ einwandfreie Berufsausübung unerlässlich und kann in allen 46 Fachgebieten einfach überprüft werden.

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