«Nur mit dem Schweizerkreuz zu werben, genügt nicht»

Für viele ist Schweizer Qualität sprichwörtlich, auch wenn Erzeugnisse aus anderen Ländern längst mithalten können. Umso wichtiger sei es, die Grundlage dieser Qualität zu bewahren, nämlich das Commitment und die Motivation loyaler Mitarbeitender. Dies ist eine der Botschaften des Wirtschaftspolitikers Ruedi Noser.

«Nur mit dem Schweizerkreuz zu werben, genügt nicht»

 

 

Er ist viel unterwegs. Kürzlich kehrte er von einem Aufenthalt in den USA zurück: Ruedi Noser, Verwaltungsratspräsident der Noser Management AG und Hauptaktionär der Firmen seiner Noser Gruppe. Er ist nur wenig älter als die SAQ: 1961 im Kanton Glarus geboren, wurde der Unternehmer 2003 ins schweizerische Parlament gewählt. Als freisinniger Nationalrat engagiert er sich für eine Wirtschaft, die sich frei entfalten kann, sowie für Anliegen der KMU und die Berufsbildung. In all diesen Bereichen spielt Qualität eine grosse, wenn nicht entscheidende Rolle. Zum Thema «Qualität vermarkten», dem Tagungsmotto des «Tags der Schweizer Qualität», äussert er sich in folgendem Interview.

 

Die Begriffe «Schweiz» und «Qualität»: Inwiefern ist es nach wie vor zulässig, diese quasi synonym zu verwenden?

Ruedi Noser: «Swiss Made» hat einen hervorragenden Ruf. Im Ausland wird dies häufig noch höher bewertet als in der Schweiz selbst. Eben war ich bei swissbakers in Boston: Mit Backwerk nach Schweizer Tradition kommt dieses Unternehmen sehr gut an bei der dortigen Kundschaft. Swissness verkauft sich gut.

 

Gibt es denn etwas, was für Sie den Inbegriff von Schweizer Qualität ausmacht?

Da wäre viel zu nennen. Für mich das Wichtigste ist sicher das Commitment der Mitarbeitenden zu ihrem Unternehmen und zu dem, was sie tun. Da besteht eine sehr grosse Loyalität. Wenn etwas um 17 Uhr abends noch nicht richtig funktioniert, bleibt man halt noch etwas länger und bringt es in Ordnung. Diese Einstellung basiert auf einer hohen Motivation und steht hinter der Zuverlässigkeit und Sicherheit, die man mit der Schweizer Qualität in Verbindung bringt.

 

Das Motto des «Tags der Schweizer Qualität» lautet «Qualität vermarkten». Wird denn die Schweizer Qualität genügend vermarktet oder gibt es da noch Luft nach oben?

Wenn ein Unternehmen sich im Ausland präsentiert, dann steht gewiss schon auf der ersten PowerPoint-Folie die Swissness. Das wirkt nach wie vor. Innerhalb der Schweiz muss man diese Swissness wohl weniger vermarkten. Denn der Schweizer will grundsätzlich nur Produkte von guter Qualität kaufen, er ist ein anspruchsvoller Kunde. Wenn man als Schweizer Industrie- Unternehmen ins Ausland gehen will, dann nur mit einem absoluten Spitzenprodukt. Nur allein mit dem Schweizerkreuz zu werben, genügt da nicht. In der Verpackung muss auch Top- Qualität drin sein.

 

Wie betreibt Ihre Unternehmensgruppe die stetige Qualitätsverbesserung? Die Noser Engineering AG etwa praktiziert das EFQM-Modell.

Damit Sie den Kunden Spitzenqualität repräsentieren können, benötigen Sie reviewfähige Modelle. EFQM ist eines davon. Innerhalb der Gruppe geben wir dieses aber nicht vor, sondern überlassen die Wahl den einzelnen Unternehmen. Wichtig ist uns aber, dass ein sauberer Qualitätsmanagement- Prozess vorhanden ist und durchgeführt wird. Noser Engineering wurde ja unlängst nach EFQM mit fünf Sternen zertifiziert.

 

Die Personenfreizügigkeit hat dazu geführt, dass rund eine Million Arbeitsplätze auf hohem Niveau geschaffen worden sind.

 

Sprechen wir doch noch etwas über den Werkplatz Schweiz. Sie sind ja ein überzeugter Verfechter davon. Wenn Sie die letzten Jahre anschauen: Welche Weichen wurden da gestellt und in welche Richtung?

Politisch gesehen wurden viele Dinge in die richtige Richtung gestellt, es gibt aber auch Dinge, die falsch sind. Dass es gelungen ist, die unternehmerischen Freiheiten der Arbeitgeber weitestgehend zu bewahren, ist richtig. Aber falsch war es, die Weiterbildungskosten pro Kopf zu erhöhen. Stetige Weiterbildung ist wichtig, und viele Unternehmen setzen alles daran, ihre Mitarbeitenden zu fördern. Das muss aber ohne Steuerfolgen bleiben.

 

Wenn wir nun nach vorne blicken: Welche Herausforderungen müssen da gemeistert werden? Viel wird ja gesprochen über die Umsetzung der Masseneinwanderungs- Initiative, der starke Franken ist ein anderes Thema. Was alles kommt da noch?

Ich glaube, die Masseneinwanderungsinitiative ist in vielen Firmen noch gar nicht angekommen. Gleichwohl besteht eine grosse Unsicherheit, und man blickt mit einer gewissen Angst in die Zukunft. Doch die Personenfreizügigkeit hat dazu geführt, dass rund eine Million Arbeitsplätze auf hohem Niveau geschaffen worden sind. Der Qualitätsstandard wurde so sicher gestärkt.

 

Aber die erwähnte Unsicherheit hat doch zur Folge, dass Unternehmen kaum in der Lage sind, wirksame Strategien zu entwickeln?

Es mag in der Schweiz Unsicherheit herrschen, das ist aber nicht nur hier so. Man kann also nicht einfach etwa nach Luxemburg ausweichen in der Hoffnung, dass dort alles sicherer sei. Verglichen mit anderen europäischen Staaten ist die Schweiz aber immer noch sehr attraktiv.

 

Trifft das auch auf die Informatik- Branche zu, in der Ihr Unternehmen tätig ist? Welche Stärken kann unser Land hier besonders ausspielen?

Wiederum das Commitment der Mitarbeitenden, die ein hohes Interesse an ihrer Arbeit mitbringen. Schweizer Unternehmen, auch jene unserer Gruppe, können mit sehr langen Beziehungen als Lieferanten aufwarten. Ob dies daran liegt, dass es Familienunternehmen sind, oder an der Swissness, ist nicht immer klar. Vielleicht ist es ja gerade das Familiäre, was Schweizer Firmen so stark macht.

 

Und wo orten Sie Schwächen?

Sollte eine nationale Erbschaftssteuer eingeführt werden, würde dies gerade die Familienunternehmen sehr stark schwächen. Da steht also viel auf dem Spiel.

 

Wo sehen Sie die Schweiz 2020, also in fünf Jahren?

Schwer zu sagen. Die Schweiz muss sicher weiter daran arbeiten, effizient zu sein mit einer niedrigen Staatsquote. Für einen Kleinstaat ist es wichtig, ein tiefes Kostenniveau zu haben. Nur so kann man in der Challenge der Globalisierung bestehen. Wenn uns dies gelingt, sehe ich unser Land gut gerüstet. Das Innovationsniveau ist immer noch sehr hoch. Und eine andere Analyse zeigt: Unsere institutionelle Kraft ist immer noch da, während diese in anderen Ländern verloren geht. Viele supranationale Organisationen kommen zu uns. Und wir sind veränderungsfähig: Ich bin überzeugt, dass wir von vielen Umwälzungen letztlich profitieren werden.

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