«Normung verbindet die Welt»

Am 23. Mai 2019 beging die Schweizerische Normen-Vereinigung SNV in Baden ihren Jubiläumsanlass zum 100-jährigen Bestehen dieser Institution. Seit einem Jahrhundert ist die SNV die Schweizer Vertreterin der weltweiten und europäischen Normung und handelt zum Nutzen der Wirtschaft und Gesellschaft in unserem Land.

«Normung verbindet die Welt»

 

Der Veranstaltungsort in der Trafohalle in Ba­ den war nicht zufällig gewählt. 1919 wurden dort von der damaligen BBC (heute ABB) Transformatoren hergestellt. Und die BBC war es auch, die am 2. Juli 1919 zusammen mit anderen altehrwürdigen Schweizer Indus­ trieunternehmen wie Sulzer oder Escher­ Wyss die «Schweizer Normalien­Kommis­ sion» gründete. Der Zweck: Standards zu schaffen, die überall in der Industrie Gültig­ keit haben. Kaum vorstellbar, wenn heute je­ der Schweizer Kanton eigene Normen, etwa für die Dimensionierung von Steckdosen, hätte …

 

Normen mögen für viele ein trockenes, bürokratisches Thema sein. Doch: «Normung verbindet die Welt», sagte SNV­Präsident Jürg Werner in seiner Eröffnungsansprache. Und Stefan Ramseier, Chef beim ABB­Forschungs­ zentrum in Baden­Dättwil, unterstrich in sei­ nem Grusswort die Notwendigkeit von Kom­ munikation, wenn es um die Umsetzung von notwendigen Standards gehe, die letztlich al­ le das Ziel haben, unser Leben zu erleichtern. Rund 26 000 Normen gelten heute, 1000 da­ von sind reine Schweizer Normen.

5G-Standard für die weitere Vernetzung
Dass Normen keine starren Systeme sind, son­ dern einem stetigen  Wandel  unterworfen sind, wurde am Jubiläumsanlass der SNV in vier «Inspiration Sessions» gezeigt – jede davon in einem anderen Raum. Das Publikum muss­ te sich also bewegen – wie es auch die industri­ elle Entwicklung tut. Ein Treiber der technolo­-gischen Entwicklung – und auch ein Resultat derselben – ist etwa der 5G­Mobilfunkstan­ dard, den Matthias Jungen von der Swisscom erläuterte. 5G bildet nicht nur die technologi­ sche Voraussetzung für das Internet der Dinge, also etwa die Machine­to­Machine­Kommu­ nikation, sondern eröffnet auch sonst neue und flexiblere Möglichkeiten der Datenüber­ tragung, etwa durch sogenanntes Network Slicing, womit bestimmte Netzwerkbereiche zweckgebunden reserviert werden können.

Kein «Innovationstheater», bitte …
Viel wird auch über Innovation gesprochen im Zusammenhang mit der Digitalisierung. Jean­Philippe Hagmann entlarvte dabei vie­ les als reines, wenn auch häufig unbeabsich­ tigtes, «Innovationstheater». Viele dieser «In­ novation  Labs»  oder  «Digital  Hubs»  seien «bloss Kulisse», so Hagmann, der dazu auch ein Buch geschrieben hat. Er ortet in vielen Unternehmen Nachholbedarf in Sachen  In­-novationsfähigkeit. Anstelle von «Ideen» gehe es besser um «Entdeckungen». Es benötige ein besseres Verständnis des Innovationsprozes­-ses: «Das richtige ‹es› machen, bevor man ‹es› richtig macht», so der Referent. Wichtig sei es auch zu klären, wer welche Rolle in diesem «Innovationstheater» spielen soll. Als ent­ scheidend sieht Hagmann hier den «Brücken­ bauer», also jene Rolle, die dafür sorgt, dass sich Avantgardisten und Enabler in einer Or­ ganisation auch richtig verstehen können.

Von Drohnen und Robotern
In der grossen Halle ging es dann um eine In­ novation, die sich zum Teil längst etabliert hat: um Drohnen. Diese werden heute bereits viel­ fältig eingesetzt: Als Transportmittel, als Ins­ trument für die Überwachung – überall dort, wo mit geringem Aufwand Bedürfnisse aus der Luft abgedeckt werden müssen. Indes: Mit den Drohnen sind auch neue Risiken entstanden, wie Dominique C. Brack in seiner Präsentation eindrücklich darlegte. Spionage, ja das Lahm­ legen ganzer Flughäfen, wie unlängst bei Lon­ don Gatwick geschehen, sind Szenarien un­ erwünschter Drohneneinsätze. Abwehrmass­ nahmen dafür sind noch wenig ausgereift, wie Dominique C. Brack anhand einer «Abschuss­ übung» demonstrierte: Zwei Teilnehmenden gelang es nicht – trotz ansprechender Ziel­ genauigkeit – eine Spielzeugdrohne mit Spiel­ zeuggewehren abzuschiessen …

 

Robotik und Elektromobilität waren die Themen der letzten «Inspiration Session». Andreas Hufschmid und Adrian Wachholz zeig­ ten, wie etwa die ABB in beiden Gebieten bereits Technologien bereitstellt, welche in der Indust­ rie und im Verkehrswesen Anwendung finden. Immer angeleitet vom Ziel: Ressourcen – seien menschliche oder natürliche – zu schonen. ■

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