Nachfrage nach Hochschulabschlüssen steigt weiter

Der Bildungsbericht Schweiz 2018 liegt vor. Auf über 300 Seiten ist darin das aktuelle Wissen über das Bildungswesen Schweiz und dessen Leistungsfähigkeit zusammengefasst – von der obligatorischen Schule bis zur Weiterbildung.

Der Bildungsbericht Schweiz 2018 vermittelt Daten und Informationen aus Statistik, For­ schung und Verwaltung zum gesamten Bil­ dungswesen entlang von rund 500 Themen. Der Bericht erscheint alle vier Jahre und wird von der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) in Aarau erar­ beitet. Auftraggeber sind das Staatssekretari­ at für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und die Schweizerische Konferenz der Bildungsdirektoren (EDK).

Themen Migrationshintergrund und Digitalisierung: Noch viel Arbeit
Unter den aktuell wichtigen Herausforderun­ gen für das Schweizer Bildungswesen be­ nennt der Bildungsbericht die Migrations­ fragen und die Digitalisierung. Ein Drittel der 15- bis 17-Jährigen weist einen Migrationshin­ tergrund auf, sagt dazu die Statistik. Um die Frage der Integration von Migrantinnen und Migranten eingehender zu untersuchen, wä­ re gemäss Bildungsbericht die Beschaffung besserer statistischer Daten angezeigt, die auch Sprache, kulturelle Herkunft, sozioöko­ nomische Herkunft und Anwesenheitsdauer im Land umfassen. Vielfach werde nämlich in Studien einzig der Migrationshintergrund als Ursache schulischer Benachteiligung angege­ ben und das sei zu vereinfachend.

 

Zur Digitalisierung im Bildungsbereich gibt es noch wenig Forschungsergebnisse oder Indikatoren. Im Arbeitsmarkt hat sich die Di­ gitalisierung und somit die Automatisierung in den letzten zwanzig Jahren zwar deutlich manifestiert, gemäss Bildungsbericht ist es aber aktuell schwierig, Prognosen zu machen hinsichtlich des Umfangs und vor allem der Geschwindigkeit, mit der sich diese Prozesse in Zukunft auswirken werden. Auch die Be­ rufsbildung ist in dieser Hinsicht stark gefor­ dert, da sie am Arbeitsmarkt verwertbare Kompetenzen vermitteln muss. In einer inter­ nationalen Studie erreicht die Schweiz zu­ sammen mit Österreich bezüglich des Gleich­ gewichts von Bildungswesen und Wirtschaft den Spitzenplatz. Die schweizerische Ver­ bundpartnerschaft scheint demnach eine be­ sonders enge und gleichgewichtige Verzah­ nung zwischen den Akteuren des Bildungs­ wesens und der Arbeitswelt zu garantieren.

Tertiarisierung setzt sich fort
Das Prinzip des «lebenslangen Lernens» scheint in der Schweiz beherzigt zu werden. Und auch das Streben nach einem Hochschul­ abschluss hält an. Denn der Prozess der Terti­ arisierung wird sich in der Schweiz fortsetzen, wenn auch in einer etwas abgeschwächten Dynamik, stellt der Bildungsbericht fest. Ge­ mäss Prognosen des BFS werden bis 2045 rund 60 % der Bevölkerung einen tertiären Bildungsabschluss (Hochschule oder höhere Berufsbildung) aufweisen. 2015 lag dieser An­ teil bei rund 40 %. Dieser Anstieg von tertiär Gebildeten wurde vom Arbeitsmarkt auch tatsächlich nachgefragt, denn die relativen Einkommen von Tertiärgebildeten (Bildungs­ renditen) sind über die Jahre mehr oder weni­ ger konstant geblieben. Die Bildungsrenditen lassen dabei keine markanten Unterschiede zwischen höherer Berufsbildung und Hoch­ schulen erkennen.

Fachkräftemangel leicht entschärft
Auf Basis der Bildungsberichte 2010 und 2014 haben die EDK und das SBFI in den Jahren 2011 und 2015 gemeinsam bildungspolitische Ziele für den Bildungsraum Schweiz festgelegt. Der Bildungsbericht enthält erste Hinweise, ob und wie diese Ziele erreicht worden sind. So sei die Harmonisierung der Strukturen und Ziele der obligatorischen Schule in den vergangenen Jahren bereits weit fortgeschritten.

 

Bund und Kantone haben bereits 2011 das bildungspolitische Ziel festgelegt, dass 95 % der 25-Jährigen über einen Abschluss auf der Sekundarstufe II verfügen sollen. Der Fo­ kus liegt auf den Jugendlichen, die das Schul­ system nicht vollständig in der Schweiz durchlaufen haben. Im Durchschnitt liegt die neu berechnete Quote bei 91 % (Zahlen für 2015). Mit 94 % erreichen Jugendliche mit Schweizer Nationalität die Zielquote von 95 % nahezu, während die Quote für Migrantin­ nen und Migranten mit 86 % (in der Schweiz geboren) und 73 % (im Ausland geboren) wei­ ter von der Zielgrösse entfernt ist.

 

Im MINT- und Gesundheitsbereich könnte sich der Fachkräftemangel in den ent­ sprechenden Berufsfeldern in Zukunft etwas entschärfen. So ist beispielsweise in den MINT-Fächern die Zahl der Abschlüsse an den Hochschulen seit 2010 deutlich gestiegen und die Prognosen deuten darauf hin, dass dieser Trend auch in den nächsten Jahren an­halten wird.

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