Mit Konzept und in der Tat: Energieeffizient in die Zukunft
Verantwortungsvolle, aber auch verantwortbare Führung (Good Corporate Governance) entspricht der Forderung unserer Zeit. Besonders die interessierten Anspruchsgruppen einer Organisation erwarten heute Transparenz über deren Haltung und Handeln. Zum Beispiel in Energiefragen.
Dilemma-Management nennt man Entscheidungslagen, die auf sich widersprechenden Zielen gründen. In einer solch verzwickten Situation befinden sich heute sowohl die staatliche Energiepolitik wie das unternehmerische Energiemanagement. Eindeutige Wahlmöglichkeiten sind nicht gegeben. Trotzdem muss jede Körperschaft hier förderliche Entscheide fällen, nicht die maximal richtigen, sondern die optimalen Lösungen finden. Energie gehört zu den Nachhaltigkeitsthemen der anspruchsvollen Art. Energiefragen sind eigentlich ein Trilemma. So komplex sie auch sind, sie lassen sich vereinfacht im bekannten «magischen Dreieck» abbilden. Im Dreieck der Energiepolitik schafft jeder der Eckpunkte für sich völlige Klarheit: Es geht um die Versorgungssicherheit, es geht um die Umweltverträglichkeit, und es geht um die Wirtschaftlichkeit. Im Verbund können die drei sich widersprechenden Forderungen aber nicht maximiert, sondern nur optimiert werden. Das Ergebnis, die Energiepolitik, ist sozusagen ein schwebender Zustand. Und weil sich die Energielandschaft national und international laufend verändert (Märkte, Technologien, Regulierungen), muss die optimale «Energiepolitik » von Zeit zu Zeit überprüft und angepasst werden.
Klar ist: Im Zentrum nachhaltiger Zukunftsgestaltung steht die Steigerung der Energie-Effizienz. Nicht genug: Damit uns das gelingt, brauchen wir zusätzlich Innovation, Weitsicht und Bedacht – viel gedankliche für weniger physische Energie also. Zahlreiche Unternehmen sind mit Projekten freiwillig auf dem Weg dahin unterwegs. Die folgenden drei Praxisfälle sind beispielhaft:
Starling Geneva Hotel: Business, Wellness, Fitness – aber nachhaltig!
«Think green, act green». Dieser Leitsatz setzt sich vermehrt auch im Hotel-Business fest. Weil viele Gäste das erwarten, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen. Starling Geneva Hotel, das grösste Hotel der Schweiz, gehört zu den Vorreitern der Branche. Mit der SQS-Zertifizierung nach ISO 50001 setzte es sogar eine Benchmark. Dazu Generaldirektor Christian Marich: «Die Energiekosten für Hotels bewegen sich gemäss Erhebungen von hotelleriesuisse zwischen 2 und 4,5 % vom Umsatz. Gemäss einer Studie besteht hier, je nach Typ und Grösse des Hotels, ein Sparpotenzial von bis zu 50 %. Umsichtig geführte Häuser investieren da gezielt in Optimierungsmassnahmen. Das Starling Geneva Hotel, SQS-zertifiziert nach ISO 9001, ISO 14001 und ISO 50001, setzt konsequent auf Nachhaltigkeit.»
Die Herausforderung
Das Hotel gehört gemäss Energiegesetz des Kantons Genf zu den Grossverbrauchern. Klimatisierung und Heizung sind unsere grössten «Energiefresser». Hier liegt denn auch das entscheidende Sparpotenzial. Unerlässlich für Hotel und Gelände in unmittelbarer Nähe zum Flughafen ist die Sicherheit. Dafür sorgen u.a. 132 Überwachungskameras.
Sparpotenzial auf Kurs
Kern unseres Bemühens ist seit 2009 unsere Haltung gegenüber Umweltaspekten. Im selben Jahr haben wir unsere erste SQS-Zertifizierung nach ISO 14001 erlangt. Um das Potenzial in diesem weiten Feld «abzuholen», haben wir als erstes Unternehmen bei der SIG (Service Industriel de Genève) im Jahre 2012 ein umfassendes Energiesparprojekt gestartet, um gemeinsame energetische und finanzielle Zielsetzungen zu erreichen. Konkret wurden in diesem Vertrag insgesamt 32 mögliche Sparmassnahmen ausgelotet und danach deren 12 priorisiert. Gemäss Berechnungen der SIG sollten diese 12 Massnahmen eine Rückzahlung der durch die SIG vorfinanzierten Investitionen von 500 000 Franken innerhalb von 5 Jahren möglich machen. Alle Zwischenergebnisse deuten darauf hin, dass wir den Payback aus dem Vertrag sogar schon am Ende des dritten Jahres, also Ende 2015, erreicht haben werden.
Technische Massnahmen
Die Massnahmen sind abgestimmt auf unsere Ausrichtung als Business- und Kongress-Hotel nahe Flughafen und Palexpo mit einer grossen Wellnesszone, 3 Restaurants, Kongressen und Banketten mit bis zu 1000 Personen. Alles das führt zu Spitzenauslastungen, welche mit dem Normalbetrieb in Balance gehalten werden müssen, auch energiemässig. So wurde einerseits in technische Anlagen investiert (Umstellung auf LED, Anwesenheitsmelder, Dämmerungslichtsensoren u.a.m.), andererseits auch in Software für die Systemsteuerung.
Mitarbeitende am Hebel
Um das ambitiöse Sparziel im Rahmen unseres integrierten Managementsystems zu erreichen, haben wir hausintern ein «Komitee für Umwelt und Energie » geschaffen, in dem jedes Hoteldepartement eine Vertretung delegiert hat. In diesem Gremium von 10 Personen legen wir die Ziele fest und kontrollieren periodisch den Erreichungsgrad. Das funktioniert gut. Ein Beispiel: Wir begannen mit einer Recycling- Quote von 56 %, heute haben wir bereits eine solche von 70 % erreicht.
Fr. Sauter AG, Basel: Erst der Blick aufs Ganze zählt
Das Unternehmen macht es, der Markt verlangt es, Zertifikate bestätigen es: Nachhaltigkeit ist das Kerngeschäft des weltweit agierenden Familienunternehmens für Gebäudeautomation in Green Buildings. Dazu Dr. Walter Reithofer, Executive VP Technology und Dr. Dirk Bongert, Head of Quality Management: «Die Gesamtbetrachtung über die Lebensdauer eines Gebäudes wird zunehmend wichtiger. Es lohnt sich, nicht nur die Erstellungskosten, sondern vor allem die künftigen Betriebskosten eines Gebäudes zu evaluieren. Mit intelligenter Automatisierung lassen sich diese massiv senken. Kommt hinzu: Gesamtlösungen in der heutigen Gebäudeautomation verlagern sich immer mehr von der Hardware zur Software und zum Service. Daher bringt Sauter ständig neue, innovative Softwareprodukte wie zum Beispiel das Sauter Vision Center auf den Markt. Es handelt sich dabei um eine zu 100 % web-basierte Lösung mit höchstem Anwendungskomfort zur Überwachung,
«Energie ist die erste und einzige Tugend des Menschen» Wilhelm von Humboldt
Visualisierung und Bedienung der Gebäudeanlagen. Flexible Funktionen und intuitive Bedienung – in der Cloud oder lokal – erlauben die Abbildung komplexer Prozesse.»
Smart im eigenen Haus
Als Produzent von Regel-, Steuerund Gebäudemanagement-Systemen engagiert sich Sauter seit Jahrzehnten für einen energieef-fizienten Betrieb von Gebäuden, auch im eigenen Haus. Der Neubau von 2010 ist hoch wärmeeffizient. 30 % der Gesamtenergie konnten eingespart werden. Die Nähe zum Rhein liefert Grundwasser, das im Sommer (rund 16 Grad) zur Kühlung benutzt wird. Wärmepumpen sind installiert. Überdies existiert eine optimierte Verschattung mit entsprechenden Automatismen der Storen. Dadurch lässt sich die Temperatur mit minimalem Energieaufwand im gewünschten Komfortfenster halten. Der Schlüssel zur Energieeffizienz ist die intelligente Automatisierung. Gemäss einer Nutzungs-Simulation weist das Sauter Head Office mit Produktion und Lagerhalle flächenbezogene Primärenergiebedarfswerte auf, die mit ca. 32 kWh/m2 pro Jahr weit unter dem Grenzwert für hocheffiziente Nichtwohngebäude mit 100 kWh/m2 pro Jahr liegen.
Smart in Kunden-Projekten
Der Roche-Tower in Basel, das höchste Gebäude der Schweiz, ist ein spektakuläres Kunden- Projekt. Es eröffnet neue Dimensionen bezüglich Arbeitsplatzgestaltung, Energieeffizienz und Bedienungskomfort. Dafür war die Weiterentwicklung des Raumbediengeräts mit EnOcean-Technologie notwendig. Dank Solarzellen ist dieses energieautark, seine Kommunikation mit dem Raumregler erfolgt drahtlos per Funk, was die Raumgestaltung für den Nutzer sehr flexibel macht.
Total in Nachhaltigkeit investiert
Sauter investiert viel in seine Mission «energieeffiziente Lösungen für Lebensräume mit Zukunft». Auf dieses Ziel hin werden alle Produkte entwickelt und abgestimmt. Der Vorreiter investiert auch in die Öko-Bilanzierung der Produkte, mit der die Auswirkungen aller relevanten Stoff- und Energieströme auf die Umwelt über den gesamten Lebensweg erfasst werden. Erst das macht Produkte mit gleichem Nutzen nach ökologischen Kriterien vergleichbar. Das Unternehmen ist SQS-zertifiziert nach ISO 9001, ISO 14001 und OHSAS 18001.
Beck Glatz Confiseur AG: Nachhaltiges Handeln transparent gemacht
Unternehmer Glatz kommuniziert sein Denken und Handeln nach innen und aussen. Glanzpunkt ist sein Nachhaltigkeitsbericht. Aufgemacht im leichtfüssigen Facebook-Stil, steht dort alles drin, was man über seine Philosophie wissen soll.
Nachhaltigkeitsbericht nach den Richtlinien GRI G4
Wesentlichkeitsanalyse, Stakeholder- Dialog und Transparenz: Das sind die drei Kernthemen des Nachhaltigkeitsberichts. Beck
Mitarbeiter scheuen, ja hassen die Auseinandersetzung mit unzufriedenen Kunden.
Glatz ist der erste Beck und Confiseur im Netzwerk mit einem solchen Dokument. Sein Engagement gibt ihm recht. Die Bereiche Umweltschutz und Energiesparmassnahmen sind zentrale Bestandteile des Erfolgs. Seit der Einführung der Nachhaltigkeitsbemühungen hat sich die Kundenzufriedenheit kontinuierlich gesteigert, das Angebot wurde vielseitiger und attraktiver, und die Kosten konnten deutlich gesenkt werden. Die folgenden Passagen aus dem Nachhaltigkeitsbericht belegen Glatz’ Handeln eindrücklich:
Qualitätsstandards
Gesunde Produkte werden umweltfreundlich und mit sozialem Engagement produziert. Neben dem Qualitätsmanagement (ISO 9001), der Arbeitssicherheit und dem Gesundheitsschutz (ISO 18001) werden insbesondere Massnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz (ISO 14001) aufgegleist. Beispielsweise möglichst regionale, biologisch produzierte und nicht tiefgekühlte Produkte verarbeitet. Damit werden erhebliche Mengen Produktions- und Transportenergie, sogenannte «graue Energie», eingespart.
Ökonomie mit Ökologie
Wirtschaftlicher Erfolg kann durchaus mit Engagement im Umweltschutz und der Übernahme sozialer Verantwortung einhergehen. Durch die geringen Emissionen dank Fernwärme und Elektromobilität ist die Klimaneutralität eine logische und sinnvolle Ergänzung.
Hoher Energiebedarf «pusht» die Kreativität
Im Bäckerei- und Konditoreigewerbe ist der Energiebedarf sehr hoch. Der Stromverbrauch wird deshalb kontinuierlich optimiert und ist in den letzten Jahren markant gesunken. Im Jahr 2013 wurde erstmals in der 150-jährigen Unternehmensgeschichte trotz höherem Umsatz weniger Strom und Fernwärme bezogen. Um die CO2-Emissionen tief zu halten, bezieht Glatz seit 2008 Energie aus Wasserkraftwerken. Die Firmenflotte besteht auch aus Fahrzeugen mit Elektro- und Biogasantrieben. Und bei Verpackungen wird auf kompostierbares Material wie PLA oder Bambus geachtet sowie konsequent auf Plastiktüten verzichtet.
Produkte wahr deklariert
Die Rückverfolgbarkeit der Lebensmittel im Sortiment als auch die transparente Deklaration spielen eine wichtige Rolle. Die entsprechenden Deklarationen werden aus diesem Grund in den Läden aufgelegt oder direkt auf der Verpackung angebracht.
Umweltstrategie konsequent umgesetzt
Thomas Glatz setzt seine Mission fort. Er sagt: «Mit der Strategie, Umweltmassnahmen konsequent umzusetzen, wollen wir zeigen, dass unser Betrieb gerade deshalb wirtschaftlich gesund bleibt, weil wir uns in weiten Bereichen nach den Kriterien des Umweltschutzes ausrichten.»