Messansatz für Operational Excellence
Der diesjährige Seghezzi-Preis würdigt eine Forschungsarbeit zum Thema Operational Excellence in Qualitätskontroll-Laboren der Pharma-Industrie. Er wurde im Rahmen des Tags der Schweizer Qualität am 7. Mai 2019 in Bern verliehen.
Im Zweijahresrhythmus zeichnet die von Prof. Dr. Hans Dieter Seghezzi gegründete Stiftung für angewandtes Qualitätsmanagement SFAQ Personen aus, die sich in der Förderung des in- tegrierten Qualitätsmanagements besonders verdient gemacht haben. Dieses Jahr geht der mit 10 000 Franken dotierte Preis an Stephan Köhler. Gewürdigt wird seine Dissertation zum Thema «Measuring Operational Excel- lence Performance – A Mixed-methods Con- ceptualization and Application in Pharmaceu- tical Quality Control Laboratories».
Forschungslücke schliessen
Die Arbeit beleuchtet einen besonderen As- pekt in der Pharma-Wertschöpfungskette: Operational Excellence in Qualitätskontroll- Laboren. Die Labore bilden einen nicht zu ver- nachlässigenden Engpass in der Wertschöp-fung. Deshalb hat sich in den letzten Jahren ein verstärktes Interesse an Methoden gezeigt, wie die Performance solcher Labore verbessert werden kann. Ein Problem war bisher, dass es dazu kaum vergleichbare Daten und Bench- marks gab. Diese Lücke versucht die Disserta- tion zu schliessen, indem sie einerseits einen Messansatz für Operational Excellence entwi- ckelt und diesen anderseits anhand von Fall- studien an praktischen Beispielen anwendet. «Der hierbei verfolgte Multi-Method-Ansatz erlaubt es, Zusammenhänge zwischen Quali- tät und operativer Exzellenz in Qualitätskont- roll-Laboren aufzuzeigen und den damit ver- bundenen Handlungsbedarf herauszuarbei- ten», heisst es in der Laudatio.
«Hohe Relevanz»
Stephan Köhler hat an der RWTH Aachen so- wohl sein Bachelor- als auch sein Masterstu- dium in Wirtschaftsingenieurwesen mit Ver-tiefungsrichtung Maschinenbau absolviert. Seine Dissertation entstand während seiner Tätigkeit als Forschungsassistent und Dokto- rand am Institut für Technologiemanagement der Universität St. Gallen.
Herr Köhler, wie sind Sie auf dieses Thema gestossen?
Stephan Köhler: Der Impuls kam direkt aus der Pharma-Industrie. Einen anderen Teil trug sicher auch mein Doktorvater Prof. Dr. Thomas Friedli bei, der mir den notwendigen Raum gewährte, das Thema anfangs aufzu- greifen, und mich darüber hinaus in der un- gewissen Anfangsphase unterstützte.
Wie waren die Reaktionen aus der Branche? Ich stellte im Rahmen meiner Arbeit fest, dass trotz der Schlüsselrolle von Qualitätskontroll- Laboren Operational Excellence in diesem Be- reich nicht überall gelebt wird. Die Bereitschaft der Branche war hoch, in gemeinsamen Pro- jekten den Weg zu Operational Excellence in den Laboren zu beschreiten.
Sie haben erörtert, dass Qualitätskontroll-La- bore gleichsam einen Flaschenhals in der Wert- schöpfungskette bilden. Weshalb ist das so?
Die Herausforderungen bestehen im meist hohen Produktfreigabe-Zeitdruck, im kom- plexitätsgetriebenen Planungsaufwand und in den vielfältigen Verantwortlichkeiten. Auch die je nach Land unterschiedlichen Zer- tifizierungsstellen und deren Zulassungskri- terien bedeuten einen grossen Aufwand.
Zum Schluss: Wie geht es nun weiter?
Das Benchmarking wird weiter ausgebaut. Für den Wissenstransfer und fachlichen Aus- tausch wird die parallel zur Dissertation lan- cierte Austauschplattform weiter fortge- führt. Persönlich werde ich noch ein Jahr als Post-Doc der Forschung erhalten bleiben und die Projekte an meine Nachfolger über- geben. Ich selbst strebe eine Tätigkeit in der Industrie an.