MEM-Passerelle 4.0
Der technologische Wandel in der Wirtschaft schreitet voran. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden künftig vermehrt gezwungen sein, deswegen den Beruf und das Berufsfeld zu wechseln. Das bestehende Schweizer Bildungssystem deckt erfolgreich die Aus- und Weiterbildung innerhalb eines bestimmten Berufsfeldes ab. Dieses System ist aber nicht für Wechsel des Berufsfelds ausgelegt.
Es ist an sich nichts Neues, dass Menschen im Verlaufe ihres Werdeganges den Beruf wech- seln oder wechseln müssen. Bereits heute ar- beiten 59 Prozent der Beschäftigten nicht mehr im Berufsfeld, in dem sie ihre Erstaus- bildung absolviert haben. Die bisherige Be- rufsmobilität hat jedoch grosse Mängel, be- tont Hans Hess, Präsident des Branchenver- bands Swissmem, in seinen Referaten immer wieder.
«Erstens erfolgt der Wechsel in einen neuen Beruf teilweise über eine Phase der Ar- beitslosigkeit. Das belastet die Sozialwerke. Und zweitens führt der Weg häufig von einer qualifizierten Tätigkeit hin zu einem Job, der ein tieferes Qualifikationsniveau erfordert – zum Beispiel, wenn ein ausgebildeter Käser in eine Hilfstätigkeit in der Industrie wechselt.» Die Menschen würden durch den Berufswech- sel oft in eine Sackgasse zu stehen kommen.
Eine Weiterentwicklung im neuen Be- ruf sei kaum möglich, weil sie die notwendi- gen Qualifikationen nicht vorweisen können. Damit bleibt viel Erfahrung und Potenzial der Beschäftigten ungenutzt. Die heutige Berufsmobilität produziert somit zu viele Verlierer und belastet die Sozialversicherun- gen. Dieser Situation möchte Swissmem mit einem Umschulungsprogramm entgegentre- ten.
Problemstellung Fachkräftemangel
Swissmem präsentiert seit 2018 ein Umschu- lungsmodell, welches den Wechsel in ein neues Berufsfeld künftig erleichtern soll. Gleichzeitig soll es einen Beitrag zur best- möglichen Nutzung des inländischen Fach- kräftepotenzials leisten. Das Swissmem-Mo-dell umfasst sechs Schritte, die individuell kombiniert und ausgestaltet werden können:
Die wichtigsten Eckwerte der MEM- Passerelle 4.0 sind:
- Die Umschulung soll radikale Berufswech- sel auf allen Beschäftigungs- und Altersstu- fen ermöglichen.
- Das persönliche Qualifikationsniveau soll mit der Umschulung erhalten oder erhöht
- Die Umschulung erfolgt erwachsenenge-
- Die Berufsmobilität muss durch den Ar- beitsmarkt gesteuert
- Die Bildungsmassnahmen beschränken sich auf das absolut
- Die Umschulung muss zu einem formalen Abschluss führen.
Struktur- und Qualifikationswandel
Per se zeigt ja das Schweizer Ausbildungssys- tem Hürden, wenn jemand mit einer Erstaus- bildung zwischen Berufsfeldern neue Arbeit sucht. Mit anderen Worten: Quereinsteiger haben es schwer. Die Arbeitnehmer werden jedoch aufgrund des beschleunigten Struk- tur- und Qualifikationswandels künftig ver- mehrt gezwungen sein, sich beruflich grund- legend neu zu orientieren, d.h. also den Beruf und das Berufsfeld zu wechseln.
Hier setzt das Swissmem-Modell an. Es fokussiert auf bereits qualifizierte Perso- nen, deren Job aufgrund des Strukturwan- dels bedroht ist. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, sich mittels einer Zweitausbildung in einem neuen Berufsfeld mindestens auf gleichem Qualifikationsniveau zu etablie- ren. Es geht dabei nicht darum, einfach eine weitere, herkömmliche Berufslehre zu ab-solvieren.
Das Modell richtet sich an Beschäftigte mit einem Berufsabschluss als auch an Perso- nen mit einem Tertiärabschluss. Es ermög- licht Erwachsenen eine Zweitausbildung mit entsprechendem Abschluss unter Berück- sichtigung und Anerkennung der bereits vor- handenen Fähigkeiten. Es baut die Brücke für einen nachhaltigen Wechsel in ein neues Be- rufsfeld.
Natürlich stellen sich zu diesem Modell einige gewichtige Fragen: Wie sollen die Um- schulungen finanziert werden? Wie ist die Akzeptanz bei den Arbeitgebern und Arbeit- nehmern? Und welche organisatorischen Hürden gilt es im Hinblick auf die Umsetzung zu überwinden? Weitere Informationen zum Umschulungsmodell sind bei Rolf Kauf- mann, Projektleiter MEM-Passerelle 4.0, er- hältlich: