Krisenpräventionsumfrage 2019 zeigt neue Risiken

Krisenmanagement heisst immer auch Risk Management, unterstreicht einmal mehr die Krisenpräventionsumfrage 2019. Drei von vier befragten Unternehmen, Behörden und Verbänden in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Liechtenstein mussten im letzten Jahr mindestens einen Krisenfall bewältigen. Jede zweite Organisation führt regelmässig Krisenübungen durch.

An der Krisenpräventionsumfrage 2019 haben Krisenbeauftragte (35 %) und Kommunikationsmanager (65 %) aus 85 Institutionen teilgenommen. (Symbolbild: Unsplash)

„Die Umfrageteilnehmer für die Krisenpräventionsumfrage 2019 verügen über vergleichsweise umfangreiche Krisenerfahrung. Quasi eine Premium-Stichprobe und damit ein Glücksfall für die Krisenforschung“, sagt Frank Roselieb, geschäftsführender Direktor des Krisennavigator – Institut für Krisenforschung, ein Spin-Off der Universität Kiel, und Leiter der Studie.

Krisenprävention zahlt sich aus

Über das Referenzjahr 2018 hinaus hatte jeder zweite Krisenbeauftragte menschenbezogene Krisenfälle wie Unfall, Tod oder Pandemie (55 %) beziehungsweise technikbezogene Krisenfälle wie Cyberangriffe oder Brände (44 %) zu bewältigen. Obwohl medienbezogene Krisenfälle wie Skandale oder Enthüllungen nur den dritten Platz in der Rangliste der Krisentypen einnehmen (29 %), sah mehr als jeder dritte Befragte in diesem Zusammenhang die Fairness von Journalisten deutlich abnehmen (36 %) und mehr als die Hälfte der Befragten die Intensität der Medienberichterstattung deutlich zunehmen (59 %).

Wenig verwunderlich setzen die befragten Organisationen in der Krisenprävention daher insbesondere auf Medienbeobachtung (81 %), Krisenstäbe (78 %) und -handbücher (72 %). Jede zweite Organisation führt regelmässige Krisenübungen durch (59 %) oder hält Krisenräume für den Ernstfall bereit (46 %). Im Ergebnis scheint sich die Krisenprävention auszuzahlen:

  • Organisationen ohne durchlebte Krisenfälle setzen eine grössere Zahl an Präventionsinstrumenten parallel ein (7,4 versus 6,3),
  • nutzen häufiger systematisches Themenmanagement (48 % versus 30 %),
  • haben häufiger Krisenbeauftragte benannt (76 % versus 56 %) und streben häufiger Zertifizierungen nach DIN oder ISO an (38 % versus 23 %) als solche mit Krisenerfahrung.

Zukünftige Agenda: Hackerangriffe, Blackouts und Online-Proteste

Im Ernstfall treten in den Krisenstäben im Schnitt Beschäftigte aus gut fünf Abteilungen zusammen. Die Kommunikationsabteilung (95 %) und die Geschäftsführung bzw. Behördenleitung (89 %) haben dabei einen festen Platz in fast allen Krisenstäben. Abteilungen mit krisenvermeidenden Aufgaben wie Compliancemanagement (32 %), Qualitätsmanagement (27 %) und Risikomanagement (25 %) sind dagegen erstaunlicherweise nur in jedem dritten bis vierten Krisenstab vertreten. Fast alle Organisationen (95 %) benötigen vor, während und nach der Krise externe Unterstützung. Am häufigsten werden Berater (60 %) und Behörden (54 %) kontaktiert. Deutliche Unterschiede zeigen sich bei der Qualität der Zusammenarbeit: Während externe Berater, gefolgt von Behörden und Betriebsräte bzw. Personalräte vergleichsweise gute Noten erhalten, muss die Politik viel Kritik einstecken. Sie belegt – über alle Organisationstypen betrachtet – den letzten Platz.

Beim Blick auf die zukünftige Struktur des Krisenumfelds ihres Arbeitgebers erwarten die meisten Befragten eine deutliche Zunahme der Digitalisierung (76 %) und Komplexität (67 %) der Krisenbewältigung sowie eine zunehmende Bedeutung von sozialen Medien in der Krisenkommunikation (74 %). Dies spiegelt sich auch in der erwarteten Entwicklung der Krisenursachen wider. Danach diktieren insbesondere zunehmende Datenintegritätsverletzungen und Hackerangriffe (60 %), Blackouts und IT-Ausfälle (48 %) sowie Shitstorms und Online-Proteste (44 %) die zukünftige Agenda der Krisenmanager. Erstaunlich gelassen blicken die Umfrageteilnehmer dagegen auf Themen rund um das Fehlverhalten von Mitarbeitern und Führungskräften. Nur eine Minderheit rechnet mit einer Zunahme von Fällen von Diskriminierung bzw. „MeToo“ (13 %) oder Compliance und Betrug (11 %).

Quelle: Krisennavigator – Institut für Krisenforschung, ein Spin-Off der Universität Kiel

 

An der Umfrage im letzten Frühjahr haben Krisenbeauftragte (35 %) und Kommunikationsmanager (65 %) aus 85 Institutionen teilgenommen – 75 % aus Unternehmen, 15 % von Behörden und 9 % aus Verbänden. Gut die Hälfte der Umfrageteilnehmer nimmt eine Leitungsfunktion wahr (54 %). Drei von vier befragten Organisationen mussten 2018 mindestens einen Krisenfall bewältigen (75 %), mehr als ein Viertel sogar drei oder mehr Krisenfälle (26 %).

 

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