Kontinuierliches Glukosemonitoring erhöht Lebensqualität von Diabetikern
Die kontinuierliche Glukosemessung für Menschen mit Diabetes liefert Patienten, Behandlungspersonal und Kliniken qualitativ bessere Ergebnisse für Behandlungsentscheide und ermöglicht es gleichzeitig Anwendern, ihren Diabetes besser einstellen zu können.
Im Volksmund als «Zuckerkrankheit» bezeichnet, ist Diabetes eine der am stärksten zunehmenden Erkrankungen im 21. Jahrhundert. Diabetes Schweiz schätzt, dass in der Schweiz beinahe 500 000 Personen an Diabetes erkrankt sind, davon sind mehr als 40 000 Typ- 1-Diabetiker.
Typ-1-Diabetes hat nichts mit einem (ungesunden) Lebensstil zu tun und kann auch nicht geheilt werden: Bei Typ-1-Diabetes kann der Körper das Hormon Insulin nicht produzieren, sodass der Glukosewert oder Zuckerspiegel im Blut ansteigt. Ohne Insulinzufuhr kommt es zu einer Überzuckerung, die zu gesundheitlichen Komplikationen und zum Tod führen kann.
80 000 Fingerstiche
Menschen mit Typ-1-Diabetes müssen sich im Durchschnitt sieben Mal am Tag (über 80 000 Mal im Laufe ihres Lebens) am Finger stechen, um ihren Glukosespiegel zu messen. Bei jedem Test wird mit einer Lanzette Blut aus den Fingerspitzen entnommen und mit einem Blutzuckermessgerät ausgewertet. Und das zusätzlich zu den mehrfachen täglichen Insulin-Injektionen.
Aber bei Typ-1-Diabetes geht es nicht nur um eine Insulininjektion hier und einen Fingerstich dort. Es ist ein Zustand, der tagtäglich fortwährend alle Lebensbereiche betrifft: Diabetes wirkt sich auf alles aus und Betroffene müssen ständig an alles denken, das den Blutzuckerspiegel beeinflussen kann: Kohlenhydrate, Kaffee, Alkohol, Medikamente – sogar die Tageszeit.
Paradigmenwechsel
Ein kontinuierliches Glukoseüberwachungssystem in Echtzeit bedeutet für Diabetespatienten einen Paradigmenwechsel, weg von der punktuellen Blutzuckermessung an der Fingerbeere als Grundlage für Behandlungsentscheidungen. Continuous Glucose Monitoring (CGM) ist ein Diabetes-Management-Tool, das den Blutzuckerspiegel 24 Stunden am Tag mit einem kleinen Sensor direkt unter der Haut misst. Mit dem Sensor ist ein sogenannter Transmitter verbunden, der die Glukosemesswerte automatisch und drahtlos über Bluetooth an ein kompatibles Smartphone oder via dieses auch an eine Smartwatch überträgt.
Dieses gibt kontinuierlich die gemessenen Werte und den Trend zum Glukosegehalt aus. Der Diabetiker muss keinen Sensor scannen, um seine Werte zu erhalten. Er sieht laufend und in Echtzeit auf seinem Smartphone, ob der Zucker gerade fällt oder steigt. Das System hilft ihm so, sich entsprechend darauf einzustellen. Der Patient kann sich auf das System verlassen und sieht ohne sein aktives Dazutun, wenn der Wert zu hoch ansteigt oder zu niedrig sinkt.
Alarme warnen frühzeitig
Zusätzlich ist in den Geräten eine weitere Sicherheitsstufe eingebaut: Anhand einer Alarmfunktion mit individuell einstellbaren Grenzwerten warnen sie automatisch bereits vor Erreichen vor zu hohen bzw. zu niedrigen Glukosewerten, sodass Diabetiker durch Nahrungsaufnahme oder Insulingabe rechtzeitig gegensteuern und gefährliche Unter- oder Überzuckerungen vermeiden können. Somit gewähren innovative CGM-Systeme mit ihren automatischen, individuell einstellbaren Warnungen für niedrige oder hohe Glukosewerte sowie den Trendpfeilen bzw. den Trendalarmen für schnell ansteigende oder abfallende Zuckerwerte Menschen mit insulinpflichtigem Diabetes die Sicherheit, welche sie im Alltag und insbesondere in der Nacht benötigen. Das hilft Diabetikern aktiv, sich weniger Sorgen machen zu müssen und verbessert die Lebensqualität.
Werte werden geteilt
Ein wegweisendes CGM-System erlaubt es, dass die benutzerspezifisch anpassbaren Alarme und Hinweise mit sogenannten Followern geteilt werden können. Beispielsweise sehen Eltern die Werte ihres Kindes, bei älteren Menschen können Angehörige die Werte mitverfolgen oder bei Menschen mit einer beeinträchtigten Hypoglykämie- Wahrnehmung das Fachpersonal. So werden auch die Follower auf gefährliche Gewebeglukosewerte aufmerksam gemacht und können den Diabetiker dabei unterstützen, das Verlassen des Zielbereichs zu vermeiden. Die Follower wissen, dass sie sich auf das System verlassen können und sind so gelassener und beruhigt – auch wenn sie nicht in unmittelbarer Nähe des Patienten sind.
Bessere Glukoseeinstellung
Die sogenannte DIaMonD-Studie (Multiple Daily Injections and Continuous Glucose Monitoring in Diabetes)1) untersuchte die Auswirkungen von CGM auf den HbA1c-Wert2) und Hypoglykämien bei Diabetespatienten mit funktioneller Insulintherapie (FIT). An der Studie nahmen insgesamt 158 erwachsene Personen mit Typ-1-Diabetes teil. Das Ergebnis zeigt, dass die Patienten nach 24 Wochen des regelmässigen Gebrauchs eines CGM-Systems einhergehend mit einer durchschnittlich besseren Glukoseeinstellung auch mehr Zeit innerhalb des Normalbereichs (70-180 mg/dL oder 3,9-10,0 mmol/L) und weniger in Hypo- oder Hyperglykämie (Unter- oder Überzuckerung) verbrachten. Das ergab ein Vergleich mit Patienten in der Kontrollgruppe (n=53), welche ein Blutzuckermessgerät zur Glukoseeinstellung verwendeten. Die Studie untersuchte auch die Zeitdauer von Hypoglykämien. Die Ergebnisse zeigen in der CGM-Gruppe im Vergleich zur Blutzuckerselbstkontrollgruppe Verkürzungen im hypoglykämischen Bereich. Damit untermauert die DIaMonD-Studie, dass Diabetespatienten mit funktioneller Insulintherapie von CGM in Echtzeit profitieren können.
Datentransparenz und Analysemöglichkeiten
Ein weiterer Vorteil des CGM: Das Gesundheitsfachpersonal erhält relevante Einblicke in protokollierte Daten und Werte. Nutzer erhalten damit mehr Transparenz und Analysemöglichkeiten. Eine Cloud-basierte Lösung vereinfacht die Datenberichterstattung und das Management der kontinuierlichen Glukosemessung in Echtzeit. Damit erhalten Patienten und Ärzte einen schnellen Einblick in beispielsweise HbA1c-Schätzungen, den durchschnittlichen Glukosewert des Patienten, die Zeitabschnitte in und ausserhalb des Zielbereichs sowie Standardabweichungen und können darauf basierend fundierte Behandlungsentscheidungen treffen. Die Werte können in Echtzeit abgerufen werden, es lassen sich automatisch Berichte und Grafiken der gesammelten Daten generieren. Eine solche Lösung vereinfacht das Auswerten der CGM-Daten und ermöglicht das automatisierte Erstellen von Zusammenfassungen. So kann das Fachpersonal den Gesundheitszustand seiner Patienten detaillierter und schneller erfassen und anpassen. Dies erhöht die Qualität der Behandlung markant, denn Behandlungspersonal und Kliniken verfügen viel schneller über qualitativ bessere Ergebnisse für Behandlungsentscheide.