Kontinuierliche Verbesserung
Im Winter 2012 setzte die Pädagogische Hochschule Zürich (PHZH) bei der Entwicklung und Umsetzung eines Selfassessment-Projekts auf Design Thinking, einen in anderen Bereichen sehr be kannten Kreativprozess. Jetzt zeigt diese Methodik erste grosse Erfolge in Richtung Excellence.
Von Beginn weg konzentrierte man sich konsequent an den Bedürfnissen der Anspruchspersonen. Gleichwohl wurde auch Ergebnisoffenheit vorausgesetzt. Design Thinker gehen davon aus, dass Probleme und Schwierigkeiten besser gelöst werden können, wenn die betroffenen Nutzer in verschiedene Prozessphasen integriert werden. Durch deren Mithilfe erhalten Veränderungen ein positives Korrektiv
Fürs Selfassessment-Projekt der PHZH einigte man sich deshalb darauf, in einem beteilungsorientierten Auswertungs-Workshop rund 50 Mitarbeitende mit einzuschliessen. Sie mussten drei Entwicklungsprojekte auswählen, bei denen innerhalb von neun Monaten konkrete Verbesserungen erwartet werden konnten:
- Eine konkrete Überarbeitung der Führungsgrundsätze
- Eine mögliche Neuausrichtung des einzuführenden «MAS Innovation»
- Projektmanagement & Personalentwicklung an den Mitarbeiterbedürfnissen ausrichten
Was ist Design Thinking?
Jedes Projekt beginnt mit einer Problemstellung, die nach mehr oder weniger langer Zeit mit einer oder mehreren Lösungen endet. Neu am Design Thinking ist, dass man nicht lange an einem definitiven Endprodukt arbeitet, sondern dass man in vielfachen Schleifen (Iteration) ein Problem so angeht, dass jede neue Erkenntnis direkt in die Lösung miteingebaut wird und dass mittels Prototyping und Testing bei den Stakeholdern direkt geprüft wird, ob eine Lösung funktioniert oder nicht
Die PHZH hat sich auch deshalb für Design Thinking ausgesprochen, weil die Studienleiter eingesehen haben, dass Probleme besser gelöst werden können,
- wenn Menschen unterschiedlicher Disziplinen zusammenarbeiten und gemeinsam eine Fragestellung entwickeln und miteinander aus verschiedenartigen Perspektiven auf diese blicken,
Dabei brauchten die Teilnehmenden doch nur Motivation, ihre Prototypen einfach nur als Idee zu betrachten.
- wenn die Bedürfnisse und Motivationen von Menschen durch gezielte Methoden berücksichtigt werden,
- und wenn durch den Bau von Prototypen die Ideen eine greifbare Gestalt annehmen, die dann mehrfach und iterativ getestet werden können.
Iteratives Verstehen und Beobachten
Verschiedene Phasen begleiten einen optimalen Design-ThinkingProzess. Beim Beobachten und Verstehen geht man auf unterschiedliche Weise auf eine Marktsituation oder auf einen Kunden ein, erörtert Ziele und erkundet sich, was auf dem Markt und beim Kunden passiert (dadurch werden auch Randbedingungen diskutiert). Damit jedoch die «graue Theorie» Farbe erhält, werden Nutzer entweder beim Gebrauch einer Lösung beobachtet oder direkt befragt, was sie mit möglichen Lösungen tun. Beispielsweise wurden im Projekt MAS Innovation unterschiedliche Stakeholder interviewt, um herauszufinden, weshalb der vorausgegangene MAS gescheitert ist.
Einen Standpunkt herausarbeiten
Beim Erarbeiten eines Standpunktes kommt es darauf an, die gesammelten Erkenntnisse heranzuziehen, zu interpretieren und zu gewichten. Mittels Storytelling und Visualisierung konnte man aus den gesammelten Informationen vertiefte Erkenntnisse des Scheiterns finden, die alle Beteiligten befähigten, einen gemeinsamen Standpunkt zu definieren und die vielfältigen Informationen zu verdichten.
Neue Ideen finden
Beim Finden von Ideen können wir mit Hilfe verschiedener Verfahren und Vorgehen wie Brainstorming oder Nugget Frame und anderen Methoden Teammitglie
Fehler sind wichtigster Bestandteil organisationalen Lernens und wichtige Basis für weitere Verbesserungsrespektive Entwicklungsschritte.
der dazu motivieren, ihre Kreativität auszuleben.
Ziel dieser Phase ist, möglichst viele und unterschiedliche Ideen zu entwickeln und zu visualisieren.
Hierbei ist auch eine Frage evident, die lautet: «Was müssen wir tun, damit unser Thema geradewegs scheitert?» Dieser Frageansatz soll den Teams helfen, beim Brainstorming jegliche Aspekte zu tolerieren. In einer zweiten Brainstorming-Runde könnte man die Frage umdrehen, um positive Ideen zu entwickeln.
Auf diese Weise diskutieren Teammitglieder Themen oder Bereiche, die sie zuvor als negativ oder irgendwie falsch eingestuft hätten.
Prototypen entwickeln
Beim Design Thinking wird mit vielfältigen Elementen gearbeitet, um schnell neue Ideen und Konzepte zu finden, diese eben nicht zu kategorisieren, sondern sie zuerst sichtbar und dann greifbarer zu machen. Erste Prototypen können in Form von Knete, ebenso aus kleinen Rollenspielen oder gefilmten Abläufen bestehen. Jegliche Materialien sind hilfreich, die Stakeholder motivieren, bessere Rückmeldungen zu einer Lösung (Lösungen) zu generieren.
Herausforderungen und «Learnings»
Für Akademiker und Mitarbeitende von Hochschulen ist der spielerische Approach, die iterative Arbeitsweise oftmals ungewöhn
Das Team des Innovationsprojekts der PHZH investierte viel Energie darin, einen formidablen Prototypen zu entwickeln, der eigentlich nur eine Idee transportieren sollte.
lich neu. Normalerweise müssen sie bei einer Präsentation oder bei einem Vortrag jedes Wort reflektieren, perfekt formulieren – Fehler scheinen unverzeihlich zu sein.
Im Design Thinking arbeitet man jedoch genau entgegengesetzt: Fehler sollen gemacht werden, weil wir davon ausgehen, dass wir auf diese Weise sofort und rasch lernen und unser Projekt verändern und verbessern können, so das oberste Credo.
Fazit zum MAS Innovation
Ein Team der Pädagogischen Hochschule Zürich hat schliesslich mit dem Prototypen «Innovationsbus» eine echte Alternative (Idee) materalisiert. Es hat hiermit einen originellen Versuchsballon entwickelt, wie die Weiterbildung in Zukunft ausschauen könnte. Der innovative Vorschlag versteht Weiterbildung als Prozess, indem die Schule zu den Lernenden respektive Stakeholdern fährt.
Diese würden dann eben nicht – wie im klassischen Sinne – zur Pädagogischen Hochschule nach Zürich zu fahren, sondern in andersartigen Workshops das Thema «Innovation» aufgreifen.
Damit derartige Konzepte aber auch umgesetzt werden können, braucht es seitens der Auftraggeber auch die Bereitschaft, den Schritt zu unkonventionellen Lösungen zu wagen und hinzunehmen. Unternehmen müssten hierfür ein klares Commitment, ein neues Verständnis von Veränderung und Verbesserung zeigen.
So etwas basiert jedoch nur auf einer tatsächlich gelebten und nicht nur proklamierten Fehlerkultur.