Know Your Customer-Prozesse zeigen Einsparpotenzial für Banken

Gemäss einer Auswertung von PwC sind 54 Prozent der Firmenkunden von Banken mit deren Know Your Customer-Prozessen unzufrieden. Ein zentrales internationales und digitales KYC-Netzwerk würde dabei die Prozesse vereinfachen und das Kundenerlebnis verbessern. Dieser netzwerkorientierte Ansatz birgt für Banken erhebliches Einsparpotenzial.

Know Your Customer-Prozesse bei Banken sind oft Gegenstand für Unzufriedenheit. Auf der anderen Seite bergen KYC-Netzwerke für Banken ein erhebliches Sparpotenzial. (Bild: Pixabay.com)

Die Prävention von Geldwäsche und die Verhinderung von Geldflüssen an terroristische Organisationen haben in den letzten Jahren einen hohen Grad an öffentlicher Aufmerksamkeit erlangt. Obwohl Finanzinstitute jährlich Milliarden ausgeben, um mit immer strengeren und umfangreicheren Aufsichtsregularien Schritt zu halten, stellt die Einhaltung von «Anti Money Laundering» (AML)- und «Know Your Customer» (KYC)-Vorschriften Banken vor strategische Herausforderungen.

Know Your Customer-Prozesse als Kostenfaktor?

Die Ergebnisse der aktuellen «Know Your Costumer»-Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, zeigen, dass Banken mit einem effizienten, netzwerkorientierten Ansatz bis zu 65% ihrer AML- und KYC-Betriebskosten einsparen könnten. Denn durch gezielte Massnahmen zur Produktivitätssteigerung und Faktorkostenreduktion lassen sich vielfach Prozesse vereinfachen, Kosten senken und das Kundenerlebnis verbessern, so eine Erkenntnis der Studie, die die Know Your Customer-Prozesse verschiedener Geldinstitute unter die Lupe genommen hat.  

Weltweit zahlten Banken in den Jahren 2015 bis 2019 rund 21,9 Milliarden Schweizer Franken (23,2 Milliarden Euro) für AML-/KYC-Sanktionen und damit verbundene Anwaltsgebühren. Dies entspricht einer Steigerung um das 26-fache im Vergleich zu den Ausgaben zwischen 2005 und 2009. Allein in Europa entstehen bei den Banken für die Unterhaltung und Gewährleistung der KYC-Compliance-Prozesse jährlich Betriebskosten in Höhe von schätzungsweise 11,4 Milliarden Schweizer Franken (12 Milliarden Euro). Hinzu kommen weitere Technologieausgaben in Höhe von rund 6,6 Milliarden Schweizer Franken (7 Milliarden Euro) pro Jahr. Lediglich 20% der Kosten entfallen dabei auf die Aufnahme von Neukunden und deren Datenerfassung, wohingegen ganze 80% bei der Durchführung planmässiger sowie anlassbezogener Überprüfungen der persönlichen sowie der Geschäftsdaten von Firmenkunden entstehen. Besonders auffällig: Die meisten Kosten fallen zu den internationalen Grosskonzernen unter den Firmenkunden an, obwohl deren Anzahl in den Gesamtportfolien der Banken in den europäischen Kernmärkten, etwa im Vergleich zu Klein- und mittelständischen Unternehmen, überschaubar ist.  

Unzufriedenheit bei Firmenkunden

Auch die Firmenkunden selbst zeigen sich mit dem Status quo unzufrieden – sie wünschen sich einheitliche Vorgehensweisen von ihren Hausbanken und mehr Komfort, z.B. in der digitalen Interaktion, fand die Studie heraus. Acht von zehn Banken führen bereits nennenswerte KYC-Optimierungsprogramme durch, dennoch bewerten 54% der Unternehmen ihre Erfahrungen mit KYC-Prozessen als negativ.  

Flächendeckend arbeiten Finanzinstitute bereits intern an Prozessen zur verbesserten Reaktion auf künftige Richtlinien sowie der effizienten Steuerung der eigenen KYC-Verarbeitungskapazitäten. Daneben beauftragen Banken auch externe Dienstleister mit der Übernahme bestimmter KYC-Aufgaben oder nutzen regionale «Utilities», die das Datenmanagement gebündelt für mehrere Institute übernehmen. Am Markt haben sich ausserdem zahlreich Netzwerkansätze gebildet, um den Datenaustausch zwischen Banken, Firmenkunden, Aufsichtsbehörden und Datenanbietern innerhalb eines leicht zugänglichen Ökosystems zu vereinfachen. Zwar zeigen die Ergebnisse der Studie, dass durch koordinierte Mehrfachnutzung bestehender Datensätze, automatisierter Ausfüllformate, zielgerichteter Mitarbeiterschulungen und die Beschäftigung von KYC-Analysten in Niedrigkostenländern bis zu 65% der aktuell anlaufenden Betriebskosten für AML- und KYC-Massnahmen eingespart werden können – die zentralen Vorteile lassen sich aber erst durch einen «Best of Breed»-Ansatz mit den Erfahrungswerten aller bereits eingesetzter Massnahmen realisieren. 

Länderübergreifende KYC-Netzwerke als Lösung

Um das zu erreichen, bedarf es eines länderübergreifenden KYC-Netzwerks, das Banken, ihre Firmenkunden und Daten, Aufsichtsbehörden sowie andere Dienstleister über spezifische Zugangspunkte miteinander verbindet. Im Zentrum dieses Netzes stehen die Firmenkunden und deren reibungsloses Kundenerlebnis. Diese können ihre Daten mithilfe digitaler Lösungen zentral kontrollieren und mit ausgewählten Banken auf Wunsch sicher teilen. Grundlegender Faktor zur Wiederverwendbarkeit bereits existierende KYC-Datenbestände ist die Entwicklung eines gemeinsamen und seitens nationaler und internationaler Aufsichtsbehörden anerkannten Datenstandards sowie die Möglichkeit eines sicheren und grenzübergreifenden Datenaustausches. Auch Aufsichtsbehörden können eine Rolle im Netzwerk spielen und so die Einhaltung der Vorschriften zweckdienlich überwachen. Durch die Möglichkeit einer flexiblen Skalierbarkeit liesse sich das Netzwerk um weitere Dienstleister zur Einführung neuer und auf Banken und Firmenkunden zugeschnittener Services erweitern. 

«Das Modell wird erfolgreich sein, wenn das Netzwerk neben dem standardisierten und internationalen KYC-Datenmanagement noch anderweitig und vielfältig durch Unternehmen und Banken genutzt wird. Etwa zur Identifizierung von Akteuren entlang der Lieferkette von Unternehmen, zur Verwertung von Informationen über mehrere Unternehmen einer Gruppe hinweg oder sogar zur branchenübergreifenden Bereitstellung von Daten für Geschäfte sind zahlreiche Anwendungen vorstellbar. Erst im freien Austausch aller Teilnehmer können sich Effizienzgewinne voll entfalten und neue Angebote und Services entstehen», erläutert Markus Weiss, Director bei Strategy& Schweiz. «Durch den gesteigerten Digitalisierungs- und Automatisierungsgrad sämtlicher Prozesse und den Einsatz von Technologien wie Blockchain oder künstliche Intelligenz können Banken zusätzlich die Effizienz ihrer gesamten Geschäftstätigkeit verbessern.» 

Quelle: Strategy&

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