KMU-MEM Sektor und die Euroflut

Viele Schweizer KMU-MEM Betriebe kommen ohne Bankkredit aus, heisst es in einer neuen Umfrage der Swissmechanic. Sie unterstreicht, dass über 70% der Befragten in die Industrie 4.0 investieren möchten. Allerdings zeigt sich hinsichtlich der Finanzierung und des aktuellen Eurokurses ein gespaltenes Bild.

Eine Umfrage von Swissmechanic zeigt: Dürre im Aufschwung entwickelt sich, wenn Unternehmen keine Kredite mehr erhalten oder ihre Geschäfte ins Ausland verlagern. (Bild: zVg)

Der MU-MEM Sektor kann Margenkämpfe und entstandene Investitionslöcher nicht so einfach ausgleichen – lautet eine Mitteilung von Swissmechanic.

Ein Aufatmen geht durch die Schweiz: Der Franken hat sich entspannt, der Schweizer Export steigt, der internationale Konjunkturaufschwung ist eingekehrt und die Erwartungen der Schweizer Industrie sind über alle Massen gut. „Der Schweizer Wirtschaft geht es wieder gut“, so die allgemeine Meinung. Ein kleiner Aufschwung ist noch kein konjunkturelles Hoch. – Die Frankeninsel ist weiterhin durch die Euroflut gefährdet.

Schweizer MEM gefährdet

Für über 27 Prozent der befragten Unternehmen gibt es keinen Kredit mehr für notwendige Investitionen, obwohl über 70 Prozent der Befragten in die Industrie 4.0, Automation und Digitalisierung investieren möchten. Im Euroraum hingegen gibt es weder einen Kapital- noch einen Kreditbeschaffungsmangel. Das „Investitionsloch“ müsse jetzt geschlossen werden, „sonst droht dem Schweizer Werkplatz im Falle einer neuen Eurokrise der Zapfenstreich“, heisst es an einer Stelle der Mitteilung von Swissmechanic.

Dabei werden allerdings einige Dinge nicht berücksichtigt: Erstens ist überhaupt nicht gesichert, ob der Euro-Höhenflug weitergeht (Gefahr eines neuen Frankenschocks) und zweitens sind die wirtschaftlichen Folgen der Frankenstärke noch längst nicht überwunden (Rekonvaleszenz der KMU). Drittens ist der aktuelle Höhenflug teilweise künstlich geschaffen worden. Laut den Daten der Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission wetten gerade Grossanleger auf eine anhaltende Eurostärke gegenüber dem Dollar.

Aus den jüngsten Zahlen lässt sich ablesen, dass diese spekulativen Positionen auf einen stärkeren Euro seit mindestens Anfang 2015 nie mehr so hoch waren wie jetzt.

Eine so genannte Kreditdürre

Die Umfrage der Swissmechanic zeigt, dass über 70% der Befragten in die Industrie 4.0 investieren möchten. Allerdings zeigt sich hinsichtlich der Finanzierung international ein gespaltenes Bild. Über die Hälfte der etablierten Schweizer KMU-MEM behilft sich ohne Bankkredit. Der Anteil der Unternehmen mit Bankfinanzierung ist in der Schweiz (35 %) dementsprechend deutlich tiefer als in den Nachbarländern: Italien (52%), Frankreich (49%), Österreich (48%), Deutschland (45 %). Ein erfolgreicher Kreditantrag braucht einen längerfristigen Aufschwung:

Er verlangt nämlich langjährig gute Geschäftsberichte, moderne Infrastruktur, Sicherheiten und zukunftsorientierte Geschäftsmodelle.

Über 27% der Unternehmen kriegen deshalb keine Kredite mehr und über 26% möchten sich dazu nicht äussern. Die an dieser Umfrage ebenfalls beteiligten grösseren Unternehmen haben andere Geldbeschaffungsmöglichkeiten bzw. verlagern Teile der Produktion einfach ins Ausland.

Thema am Business Day

Swissmechanic hat dieses Investitionsloch als ein wichtiges Problem der Schweizer KMU erkannt und wird es am 14.September auf dem Business Day mit über zwanzig Experten aus Politik, Technik, Forschung und Wirtschaft diskutieren. Unter anderem dabei sind: Gerhard Pfister, Ruedi Noser, Prof. Dr. Peter Jaeschke, Otto Hofstetter u.v.a.

Es braucht einen langfristigen Aufschwung für die Rekonvaleszenz der KMU. Gerade mal sechs Monate Aufschwung, der jedoch längst nicht in allen Branchen und Unternehmensgrössen ankommt, reicht nicht. Jetzt zu preisen, der Schweizer Wirtschaft ginge es wieder gut, wäre illusionistisch und realitätsfern.

Informationen zur Anmeldung und zum Programm finden Sie unter: www.swissmechanic-businessday.ch

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