Jenseits von morgen: ISO 9001:2015 und was uns sonst noch so blüht…

Am 24. Juni luden die SAQ und die SQS zum diesjährigen Tag der Schweizer Qualität in den Kursaal Bern ein. Die Tagung stand unter dem Motto «Jenseits von morgen». Auf Interesse stiessen dabei nicht nur die Referatthemen rund um den Begriff «Nachhaltigkeit», sondern auch ganz konkret die Informationen über die Erneuerung der Normen ISO 9001 und ISO 14001.

Jenseits von morgen: ISO 9001:2015 und was uns sonst noch so blüht...

 

 

 

Müssen wir unsere Vorstellungen von Wachstum über Bord werfen? Oder kann die Wirtschaft nicht nur morgen, sondern auch noch übermorgen so prosperieren, damit wir in Wohlstand leben können? Definitive Antworten vermochten die Referenten und Referentinnen nicht zu liefern. Dennoch vermittelten sie Denkanstösse und konkrete Ideen, wie Nachhaltigkeit in der Praxis aussehen könnte. So etwa Robin Cornelius, Gründer und CEO des Bekleidungsherstellers Switcher SA. Er verfolgt erfolgreich das Konzept von Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette, um so den Endkunden belegen zu können, dass ethisch, sozial und ökologisch verträgliche Produktion sehr wohl möglich ist, ja zu einer Art Marke werden kann. «Wir möchten die junge Generation dafür sensibilisieren, dass Nachhaltigkeit ‹cool’› sein kann», so Cornelius.

Wachstum ja, aber…

 

Verschiedene Positionen vertraten dann Hans-Ulrich Bigler (Schweizerischer Gewerbeverband), Gabi Hildesheimer (Öbu – Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften) und Niko Paech (Universität Oldenburg) in einem Impulsgespräch über die Suche nach «grünem» Wachstum. Am radikalsten fordert Niko Paech einen Paradigmenwechsel hin zu einer Wirtschaft der Nicht-Produktion. Neu müssen Langlebigkeit und Reparabilität entscheidende Qualitätsmerkmale sein. In diesem Zusammenhang fordert er eine «Ökonomie des Reparierens». Darin sei durchaus weiteres Wachstum möglich, etwa durch Dienstleister, welche den Nutzern zeigen, wie sich aus Produkten noch mehr herausholen lässt. Hans-Ulrich Bigler wiederum fürchtet vor dem Hintergrund ökologischer Probleme eine Regulierungswut, welche unternehmerische Freiräume beschneidet. «Solange Unternehmer diese Freiräume haben, wird es weiterhin Wachstum geben», so Bigler. Gabi Hildesheimer ist ebenfalls überzeugt, dass in Zukunft Wachstum möglich ist. «Was nicht mehr wachsen kann, wird absterben», so die studierte Biologin. Und dies sollen vornehmlich jene Unternehmen sein, welche in überholten Denkweisen verharren wollen.

 

Normen-Revision: Vieles bleibt, etliches ändert. «Nachhaltigkeit ist erreichbar, wenn sich eine Ordnung finden lässt, die zu dieser Nachhaltigkeit verpflichtet», sagte SAQ-Präsident Ruedi Lustenberger in seiner Eröffnungsrede zur Tagung. «Ordnung» kann denn auch als Stichwort für das zweite tragende Thema des Tags der Schweizer Qualität verstanden werden: Die Erneuerung der Normen ISO 9001 und ISO 14001. René Wasmer, stv. CEO der Schweizerischen Vereinigung für Qualitäts- und Managementsysteme SQS, wies in seinen Ausführungen auf ein paar entscheidende Neuerungen hin. Insgesamt verfügen die beiden Normen inskünftig über verbindlichere Formulierungen. Hauptsächliche Änderungen bei ISO 9001:2015 bestehen in der Stärkung des risikobasierten Denkens, in präziseren Anforderungen hinsichtlich Definition des QMS-Geltungsbereichs, einem verstärkten Einbezug von Anspruchsgruppen sowie einem stärkeren Fokus auf Leadership und Ergebnisse eines QMS. Bestehen bleiben allerdings der Kundenfokus und der Prozessansatz. Ähnlich sind auch die Neuerungen im Umweltmanagement-System ISO 14001. Auch da geht es um eine Stärkung des risikobasierten Denkens, nicht ohne dabei zu betonen, dass Risiken auch als Chancen genutzt werden sollen. Ebenso stärker betont wird auch der Einbezug von Produktverwendung und Endof-Life-Behandlung, also die Einnahme einer Lebenszyklusperspektive. Eine wichtigere Rolle spielt auch die externe Kommunikation. Publiziert werden die beiden Normen kommendes Jahr, und schon ab 2016 wird es keine Zertifizierungen nach alter Norm mehr geben.

Ab ins All

 

Den Abschluss der Tagung, moderiert von TV-Journalistin Daniela Lager, bildete das Referat von Pascal Jaussi, Gründer und CEO von Swiss Space Systems (S3). Er hat es geschafft, internationale Partner aus der Raumfahrt-Technologie an einen Tisch zu bringen, um eine Vision zu verwirklichen: Schon 2018 soll der erste Flug der weiterentwickelten ESA-Raumfähre «Hermes» starten – ab dem Rücken eines Airbus-Trägerflugzeugs in 10 km Höhe und ganz ohne aufwendige, energieintensive Drei-Stufen-Rakete. Jenseits von morgen? Das wird man sehen, wenn vielleicht 2020 auf die gleiche Weise bemannte Raumflüge möglich sind

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