«Jährlich wird ein Werkgebäude evakuiert. Trainingshalber.»

«Und weil es unser Notfall-Konzept so vorsieht», betont Fredy Kühnis, Sicherheitsbeauftragter der Migros-Industrietochter Mifa AG Frenkendorf. «Die Learnings daraus wiegen den Aufwand bei Weitem auf».

«Jährlich wird ein Werkgebäude evakuiert. Trainingshalber.»

 

 

 

Die Evakuationsübungen erklären sich aus der besonderen Position der Mifa innerhalb der Migros-Industrie. In Frenkendorf werden Pro­ dukte der Sparte «Home Care» (zum Beispiel die Wasch- und Spülmit­ tel «Total» und «Handy») sowie «Nutrition» (zum Beispiel die Margari­ ne «Sanissa») hergestellt. Wasch- und Reinigungsmittel haben mit Chemikalien zu tun. Entsprechend vorbereitet in einem Notfall-Handbuch sind stufengerechte Massnahmen bei allfälligen Gefahren­ lagen, die – so Kühnis – «über das Firmenareal hinauswirken können».

 

Eingebettet ist das Notfall-Konzept in ein professionelles Ar­ beitssicherheits- und Gesundheits-Managementsystem – SQS-zertifi­ ziert nach OHSAS 18001. Betreut wird das System von Fredy Kühnis als Sicherheitsbeauftragtem und von der Verantwortlichen für Ge­ sundheitsschutz Claudia Wälchli, stv. Leiterin Human Resources. Wer mit den beiden Fachleuten vor Ort spricht, bekommt ein Bündel von Best Practice mit auf den Weg gegeben. Erkennbar ist die offensicht­ lich resultatorientierte Zusammenarbeit in den Teams Arbeitssicher­ heit und Gesundheitsschutz, der stufengerechte Detaillierungsgrad im A&G-Reporting und in der Kommunikation, die durch konkrete Massnahmen dokumentierten Learnings aus Ereignissen und der ins­ titutionalisierte Rückhalt für A&G-Anliegen in der Geschäftsleitung. Die nachfolgenden Eckpunkte belegen diese Wahrnehmung.

Transparentes System
Die Eidg. Kommission für Arbeitssicherheit (EKAS) verlangt bekannt­ lich ein betriebliches Sicherheits-Managementsystem mit 10 Punk­ ten. Mifa geht darüber hinaus: Das A&G ist integraler Bestandteil des umfassenden Mifa-Managementsystems. Sämtliche darin hinterleg­ ten Dokumente sind auf der Dokumenten-Plattform für alle Mitar­ beitenden einsehbar. Das macht das System transparent für alle Nut­ zer, ermöglicht wirksames Controlling auf verschiedenen Ebenen und hilft, das Bewusstsein für A&G-Anliegen zu stärken. Feedback ist erwünscht: Dies kann via Personalkommission erfolgen, die im A&G-Team vertreten ist, oder auch direkt.

A&G – gemeinsames Anliegen, zwei Teams
Historisch bedingt und nach Claudia Wälchli «auch aus Gründen des Schutzes im Umgang mit personalisierten Daten» bestehen in der Mifa­ zwei Teams – eines für die Sicherheit und eines für den Gesund­ heitsschutz. Die Mission A&G ist gemeinsames Programm der Teams, aber ihr Einsatzgebiet ist je nach Projekt, Auftrag oder Fachgebiet un­ terschiedlich. Koordinationssitzungen ordnen die Einsätze, und re­ gelmässig werden Synergien an einer A&G-Konferenz erörtert. In den Teams kommen Interdisziplinarität, grosse Erfahrung und A&G-Spe­ zialwissen zum Tragen. Die Gruppe Sicherheit zum Beispiel besteht aus Delegierten, die ihre langjährige Linienerfahrung mit einer Spezi­ alausbildung im Sektor Sicherheit verknüpfen können. So ist der Lei­ ter Technik im Team für die Sicherheit der Installationen zuständig, der Chef Infrastruktur für den Brandschutz, ein Logistiker für den Gefahrengut-Transport, ein weiterer Logistiker für die Betriebssanität u.a.m. Operativer Leiter des Teams ist Sicherheitsingenieur Fredy Kühnis. Auch er hat verschiedene Spezialausbildungen im Rucksack, zum Beispiel den Kurs Sachkenntnis im Chemikalienrecht oder mehrtägige SUVA-Weiterbildungen im Bereich Unfallprävention.

Erfahrungsaustausch auf allen Ebenen
Nicht nur in der Mifa, sondern auch auf der Ebene Migros-Industrie und Migros-Genossenschaften pflegen die Gesundheitsexperten, Si­ cherheitsingenieure und Sicherheitsbeauftragten der Gruppe einen organisierten intensiven Erfahrungsaustausch. Profitiert wird auch vom Netzwerk der in der Schweizerischen Gesellschaft für Arbeitssi­ cherheit SGAS zusammengeschlossenen Sicherheitsingenieure. Küh­ nis ist einer dieser rund 300 Experten.

Monitoring durch die Geschäftsleitung
Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit stehen in der Mifa regel­ mässig auf der GL-Traktandenliste. Die behandelten Themen finden folglich Eingang ins Protokoll. Und, das ist nicht alltäglich, dieses Pro­ tokoll ist im Intranet einsehbar! Eingebracht werden die Anliegen in die GL vom Sicherheitsbeauftragten oder von der Zuständigen für Ge­ sundheitsschutz, vertreten werden sie dort von einem GL-Mitglied.

Zahlen generieren Massnahmen
Ein wesentlicher Bestandteil bei Abwesenheiten ist die Zahlenanaly­ se. Im Vordergrund stehen: unfallfreie Tage seit dem letzten Unfall, Unfälle im Vorjahr sowie die Unfälle im laufenden Jahr. Diese drei Kennzahlen werden im Betrieb plakatiert. Im Gesundheitsbereich lie­ fert das Zeitbewirtschaftungs-System dem HR eine wichtige Grund­ lage für die Beurteilung und das Management krankheitsbedingter Abwesenheiten. Interessant sind zum Beispiel die Ausfallstunden pro 100 000 geleistete Arbeitsstunden.

 

Die Geschäftsleitung setzt sich mit den Zahlen, den Ereignissen und den getroffenen Massnahmen auseinander. Dabei wird vergli­ chen mit SUVA-Statistiken und mit Daten aus der Migros-Industrie. «Zentrales Ziel ist der gesunde Arbeitsplatz, ein Friendly-Workspace-Aspekt eben», unterstreicht Claudia Wälchli. Daraus werden die er­ forderlichen kurz- und längerfristigen Massnahmen abgeleitet. Dazu gehören gezielte Betriebsrundgänge, interne Audits, Risikobeurtei­ lungen, E-Learning-Programme, Analysen der maximalen Arbeits­ platzkonzentration (MAK), Sanitäts- und Feuerlöschkurse, Referate für den Umgang mit Chemikalien, Eins-zu-eins-Tests der Notfallorga­ nisation, ja sogar Evakuationen von Gebäuden.

Gesundheits- und Sicherheitstag für alle
Ein A&G-Highlight im vergangenen Jahr war der zweitägige Gesund­ heits- und Sicherheitstag mit dem Fokus auf erkannten Problemberei­ chen. Zum Tragen kam hier viel Know-how aus der gesamten Migros-Industrie. Der Anlass war obligatorisch, das Feedback ausserordentlich gut. Da wurde im realen Arbeitsumfeld – mitten im Betrieb oder im Büro – mit Unterstützung durch Profis der Migros-Klubschule geübt, wie man mentale Stresssituationen abbaut. Oder Physiotherapeuten von Medbase gaben praktische Anleitungen, wie man Rückenproble­ men vorbeugt. Ein SUVA-Posten instruierte das sichere Gehen, und dem Abfallproblem widmete sich eine Station mit Umweltexperten.

Kampagne «Wie sieht dein Tag aus?»
So heisst eine Migros-weit lancierte Kampagne. Laut Claudia Wälchli nimmt das Mifa-Gesundheitsmanagement diese Initiative auf, «wenn es darum geht, in Einzelfällen Mitarbeitende zu unterstützen oder bei der Strukturierung des Arbeitstages zu beraten». Ausgangspunkt da­ für ist das Absenzen-Management. Daraus resultieren Stufengesprä­ che, in denen Mitarbeitende begleitet werden. In geschützter Ge­ sprächssituation wird gemeinsam versucht, die richtige Balance zwi­ schen der Arbeitswelt und dem privaten Umfeld zu finden. Claudia Wälchli dazu: «Wertvoll ist in jedem Fall, die meist unausgesproche­ nen Probleme miteinander zu erkennen und zu bereden.» In komple­ xeren Fällen stehen Institutionen aus dem Migros-Netzwerk zur Ver­ fügung. In heiklen Situationen kann ein Vertrauensarzt beigezogen werden. Wo hilfreich, werden die entsprechenden Vorgesetzten bera­ ten, wie damit umzugehen ist. Auch das gehört zum professionellen A&G-Management.

 

 

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