Internationale Zertifizierungen von der Schweiz aus

Entwicklungen im internationalen Zertifizierungswesen, Eigenheiten von Ländern, Branchen und Produkten sowie das Profil der Zertifizierungsstelle: Diese Punkte sind bei inter­ nationalen Zertifizierungen besonders im Auge zu behalten.

Internationale Zertifizierungen von der Schweiz aus

 

Gibt es Branchen, die besondere Anforderungen stellen?
Besondere Anforderungen aus Branchen können sich aus dem Tätig­ keitsgebiet und den Absatzkanälen einer Unternehmung ergeben. So wird ein Zulieferant der Automobilindustrie prioritär branchenspe­ zifische IATF-16949-Anforderungen anwenden und sich auch den diesbezüglichen Auditvorschriften unterstellen. Ansonsten gilt aber, dass Branchenkompetenz und Verständnis zum Tätigkeitsgebiet so­ wie zur Unternehmenskultur eines Kunden immer erforderlich sind, um Audits erfolgreich zu gestalten − egal, ob es sich um Bau, Handel, Industrie, Marketing, Vertrieb, Dienstleistung u.a.m. handelt.

 

Es geht im Kern stets um Managementsysteme, die für Unter­ nehmen und interessierte Parteien messbare Resultate liefern. Dazu braucht es die Bestimmung der strategischen Ausgangslage (Unter­ nehmenskontext), eine stichhaltige Planung und schliesslich die er­ folgreiche Implementierung und Anwendung.

 

Ein gutes und effizientes Audit setzt voraus, dass das Audit­ team über Wissen des Kontexts der zu überprüfenden Organisation verfügt und sich ein realistisches Bild über wesentliche Faktoren machen kann (Arbeitsmodelle, Führungskultur, Risikodenken, sprachliche Aspekte usw.). Je nach Typus eines Managementsystems sind auch wesentliche lokale Eigenheiten zu beachten, u.a. Kultur, anwendbare gesetzliche Regelungen, massgebende Interessenpart­ner und Institutionen mit ihren Forderungen, Erwartungen, Ein­ flussnahmen u.a.m.

 

Gibt es Produkte, die speziellen Anforderungen genügen müssen?
Je nach Art eines Managementsystems (oder einer Disziplin davon) müssen spezifische Anforderungen erfüllt werden, welche in ihrer Anwendung dem Standort Rechnung tragen. Zur Veranschaulichung sei ein Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 erwähnt. Erstens haben unterschiedliche Standorte nicht dieselbe Signifikanz hin­ sichtlich Umweltbelastungen, Umweltrisiken und Umweltleistungs­ potenziale. Dies hängt von der Art der Tätigkeit, aber auch vom loka­ len Umfeld ab. Zweitens sind die interessierten Parteien und deren Anspruchshaltungen meist verschieden. Auch das Verhältnis von ge­ setzlichen Verpflichtungen zu «erforderlichen» freiwilligen Massnah­ men ist oft ganz anders. Drittens können umweltbezogene Unterneh­ menskulturen je nach gesellschaftlichem Gewicht sehr spezifisch aus­ geprägt sein. Die Audittätigkeit muss deshalb immer den massgeben­ den lokalen Faktoren folgen. Das ist auch bei anderen Management­ systemen so (Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Energiema­ nagement, Korruptionsbekämpfung, Asset-Management, Lebensmit­ telsicherheit, Informationssicherheit).

 

Gibt es Länder, die nach spezifischen Vorkehrungen verlangen?
Ein Blick zurück: In den vergangenen 25 Jahren wurden bedeutende Fortschritte in der weltweiten Anerkennung von Zertifikaten er­ reicht. Im Zuge der Globalisierung haben Qualitätszertifikate in vielen­ Bereichen Marktzugänge grenzüberschreitend ermöglicht. Gemäss ISO Survey ist im gleichen Zeitraum die Zertifizierung welt­ weit stark gewachsen, und die Zahl der involvierten Länder und Ak­ teure hat sich vervielfacht. Zudem ist die Zertifizierung − u.a. in der EU – vermehrt auch Teil regulierter Systeme geworden (d.h. es be­ steht eine gesetzliche Verpflichtung für entsprechende Produktezu­ lassungen).

 

Basis für internationale Anerkennungen der Zertifikate war da­ bei ein immer umfassender und detaillierter geregeltes Feld von Audit­- und Zertifizierungsverfahren. Auch wuchs die Zahl der Nor­ men und regulatorischen Vorgaben stetig weiter an. Gleichzeitig ­entstanden mächtige internationale Kontrollinstitutionen, welche eigene zusätzliche Regeln, Interpretationen und strenge (manchmal auch zu starre) Kontrollpraktiken in die Welt setzten, mit der Absicht, weltweit Vertrauen in die Zertifikate zu etablieren und zu stärken. Die bedeutendsten dieser Institutionen sind das IAF – International Accreditation Forum und die EA – European Accreditation. Daneben gibt es industriespezifische Organisationen mit ähnlichen Regulie­ rungs- und Normierungspraktiken (u.a. in den Sektoren Automobil­ bau, Luft- und Raumfahrt, Lebensmittelsicherheit). Die Schweiz hat per Verordnung bestimmt, sich bei Akkreditierungen nach den gel­ tenden internationalen Vorgaben zu richten, dies in der Erwartung, weltweite Anerkennung der durch die Schweizerische Akkreditie­ rungsstelle SAS akkreditierten Zertifizierungsstellen und deren Zer­ tifikate zu ermöglichen.

 

Wie präsentiert sich die Lage in der aktuellen weltwirtschaftlichen Situation?
Man stellt da und dort protektionistisches Gehabe fest. Globalisierung wird zwar vorgegeben, deckt sich aber nicht mit dem realen Handeln. «America first» scheint, so gesehen, in der Tat nicht bloss ein US-Phä­ nomen zu sein. Andere politische Systeme zielen sehr wahrscheinlich in die gleiche Richtung, aber diskreter, respektvoller und mit weniger Lärm. Protektionismus bedeutet auf dem Gebiet der Zertifizierung, dass einzelne Länder die international akzeptierten Regeln zwar anwenden,­ aber mit zusätzlichen Forderungen Hürden aufstellen, welche ihnen erlauben, die Zertifizierung im eigenen Land selbst zu überwachen und zu steuern. Die vorgebrachten Argumente dafür heissen «Sicherheit, Verlässlichkeit, länderspezifischer Bedarf, Ver­ meidung von missbräuchlichen Praktiken im eigenen Land».

 

Zwei Beispiele zur Veranschaulichung: Italien hat eine eigene Qualitätszertifizierung für das Bauwesen, welche auf ISO 9001 ba­ siert, jedoch marginale Zusätze beinhaltet. In Italien sind derartige Zertifikate nur anerkannt, sofern die Akkreditierung durch die italienische­ Akkreditierungsstelle erfolgt ist. Italien hat mit die­ sem Modell eine Reihe weiterer Systeme etabliert und bremst den freien Dienstleistungsverkehr elegant aus, ungeachtet dessen, dass es weltweit anerkannte ISO-9001-Zertifikate spezifisch für den Bausektor gibt.

 

China: Aufgeweckt durch den «Einmarsch» zahlreicher auslän­ discher Zertifizierer in China, wurde bereits um die Jahrtausend­ wende die chinesische Gesetzgebung zur Akkreditierung und Zer­ tifizierung eingerichtet und seither laufend verschärft. China hat heute ein wirksames Kontroll-Instrumentarium für alle in seinem Markt gültigen Zertifikate. Es herrschen strenge eigene Zusatzvor­ gaben hinsichtlich Auditoren-Zulassung, Audit-Durchführung und Auditstellen.

 

Fazit: Aus den skizzierten Entwicklungen und Beispielen er­ kennt man den regulatorischen und wirtschaftspolitischen Ursprung für erforderliche «besondere Vorkehrungen» des Zertifizierungs-Dienstleistungserbringers. Dieser Hintergrund ist letztlich eine Hauptursache­ für mögliche Einschränkungen.

 

Nebst all diesen technischen Faktoren sind bei internationalen Zertifizierungen natürlich die Sicherheitslage des Auditteams, die kulturellen Voraussetzungen bei der Zusammensetzung des Audit­ teams und die Ausgestaltung des Audits an sich zu beachten.

 

Wie sind die Erfahrungen der SQS bezüglich Verlässlichkeit zugesicherter Anerkennungen auf dem internationalen Parkett?
Je spezifischer und globaler das nachgefragte Zertifizierungsportfolio (Anzahl Standards, Anzahl Märkte) ist und je mehr nationale Zusatzforderungen Wirkung entfalten, desto grösser ist die Komplexität der Dienstleistung als Zertifizierungsstelle. Entscheidend ist deshalb, wie verlässlich und produktiv diese Dienstleistung in einem gegebenen und sich verändernden Umfeld ausgeführt wird. Unabdingbar ist dabei globale Prozessfähigkeit mit international anerkannter Akkreditierung, welche lokale Kompetenz und lokale Anerkennung effizient zu verknüpfen vermag.

 

Die SQS hat sich auf dieses strenge Anforderungsprofil einge­ richtet und leistet zahlreichen langjährigen Kunden bei der Erfüllung internationaler Zertifizierungen professionelle Dienste. Insbesondere durch die langjährige Partnerschaft mit IQNet ist die SQS weltweit vernetzt und kann die regulatorischen Entwicklungen aus erster Quelle erfassen. Sie verfügt über einen Anteil von ca. 30 % an im Aus­ land erteilten akkreditierten Zertifikaten, verteilt auf alle Weltregio­ nen. Die Betreuung erfolgt stets mit eigenen SQS-Auditoren, ergänzt durch gezielte Einsätze von IQNet-Partnerauditoren. Die SQS enga­ gieren sich zudem seit der Gründung in den massgebenden internati­ onalen Gremien.

 

In der Akkreditierung und Zertifizierung ist die höhere Dyna­ mik punkto Regulierung und Normierung deutlich spürbar. Das er­ fordert bei internationalen Zertifizierungen sehr spezifisches Wissen, hohe Verfügbarkeit der Experten und zeitnahes Erfassen der Ent­ wicklungen. Wer dem entspricht, hilft Markthürden zu überwinden. Kunden der SQS profitieren so von der Verlässlichkeit und Akkredi­ tierungssicherheit ihrer Zertifizierungsstelle.

 

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