Innovation Qualité: Vier kluge Ideen im Rampenlicht
Die Schweizerische Akademie für Qualität in der Medizin SAQM hat heute zum ersten Mal den Qualitätspreis «Innovation Qualité» verliehen. Der Preis zeichnet praxisbewährte Projekte aus, welche die Qualität des Schweizer Gesundheitswesens dauerhaft verbessern. Die Innovation Qualité 2018 prämiert vier Pionierleistungen aus dem Bereich des Patienten-Selbstmanagements, der Pharmacovigilanz, des Engagements gegen Überversorgung und der Onkologie.
Innovation Qualité, der neue Qualitätspreis der Schweizerischen Akademie für Qualität in der Medizin SAQM, würdigt die beispielhafte Arbeit engagierter Qualitätspionierinnen und -pioniere und macht sie einem breiten Publikum zugänglich. Als ärzteeigene Qualitätsorganisation der FMH bietet die SAQM mit der Innovation Qualité der Fachwelt zudem eine Plattform für den gegenseitigen Austausch, für Inspiration und Vernetzung.
37 Qualitätsprojekte aus allen Landesteilen haben sich um die erste Innovation Qualité beworben – eine eindrückliche Resonanz, die sowohl für das grosse Qualitätsengagement im Schweizer Gesundheitswesen spricht, als auch die wertvolle Unterstützung des Preises durch 23 Partnerorganisationen widerspiege.
Heute wurden die Gewinner 2018 bekannt gegeben. Vier Qualitätsprojekte überzeugten ganz besonders, weil sie erfolgreich und nachhaltig die Qualität medizinischer Leistungen zum Nutzen von Patientinnen und Patienten erhöhen. Nicht zuletzt, indem diese teilweise selber in die Projekte involviert werden. In der Kategorie «Ärzteorganisationen» teilen sich zwei ebenbürtige Qualitätsprojekte die Auszeichnung und das Preisgeld von CHF 10‘000. Die Kategorien «Patientenversorgung neu gedacht» (Themenschwerpunkt 2018) und «Patientensicherheit» sind mit je CHF 15‘000 dotiert.
Kategorie «Patientenversorgung neu gedacht»
Power-Patienten dank interprofessionellem «Chronic Care Management»
Für die Diagnosen arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus Typ 2 und chronische obstruktive Lungenkrankheit COPD hat die Sanacare AG ein interprofessionelles «Chronic Care Management CCM» entwickelt. Es handelt sich um evidenzbasierte, strukturierte Behandlungspfade, welche die informierte Patientin in den Mittelpunkt stellen. Das CCM vollzieht den Wechsel von der rein ärztlichen zur interprofessionellen Teambehandlung von chronischen Krankheiten, indem geeignete ärztliche Tätigkeiten an die medizinische Praxiskoordinatorin delegiert werden. Zudem spielt der Patient eine aktive Rolle im Behandlungsteam. Ein CCM verläuft in jährlichen Zyklen, die sich am PDCA-Zyklus orientieren (Plan – Do – Check – Act). Dabei wird gemeinsam mit der Patientin der Behandlungsplan festgelegt, umgesetzt und den Fortschritten entsprechend angepasst. So lässt sich die Behandlungsqualität erhöhen, wobei gleichzeitig die Zahl der Arztkonsultationen sinkt. Mittlerweile ist CCM in zwölf Gruppenpraxen deutscher, italienischer und französischer Landessprache eingeführt – mit Erfolg und hoher Akzeptanz unter den beteiligten rund 600 Patientinnen und Patienten.
Kategorie «Patientensicherheit»
Wie sich unerwünschte Arzneimittelwirkungen aufspüren lassen
Das Fach der Pharmacovigilanz will unerwünschte Arzneimittelwirkungen UAW nach der Markteinführung erfassen. Die Grundlage dafür bilden Spontanmeldungen von UAW bzw. UAW-verdächtigen Ereignissen durch Medizinalfachpersonen. Im Allgemeinen jedoch werden UAW in über 90 Prozent der Fälle nicht gemeldet. Um diesem «Underreporting» entgegenzuwirken, hat ein interprofessionelles Team am EOC, dem Institut für Pharmakologische Wissenschaften der Italienischen Schweiz, ein ebenso einfaches wie effizientes elektronisches Suchsystem für UAW entwickelt. Dieses filtert mögliche UAW anhand bekannter und laufend aktualisierter Fachtermini immer präziser aus den digitalen Patientendossiers des – geschützten – Spitalnetzes heraus. In der Testphase waren über 55 Prozent der gefundenen UAW gemäss Swissmedic-Kriterien meldepflichtig, und wiederum 87,5 Prozent davon als schwerwiegend definiert. Anschliessend wurde das System erfolgreich in die tägliche Arbeit des regionalen Pharmacovigilanz-Zentrums eingeführt. Würde das Suchtool in die übrigen Landessprachen übersetzt, könnten auch die anderen Pharmacovigilanz-Zentren der Schweiz das System verwenden und damit die nationale Arzneimittelsicherheit weiter erhöhen.
Kategorie «Ärzteorganisationen»
Weniger ist manchmal mehr: «smarter medicine – Choosing Wisely Switzerland»
2014 lancierte die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin SGAIM (vormals SGIM) die Kampagne «smarter medicine» und publizierte als erste medizinische Fachgesellschaft der Schweiz zwei Top-Five-Listen mit fünf medizinischen Massnahmen, bei denen eine Überversorgung festzustellen war. Je eine für den ambulanten und, etwas später, für den stationären Bereich. 2016 beschloss die SGAIM, die erfolgreiche Kampagne zu vertiefen und Patientinnen und Konsumenten sowie auch nicht-ärztliche Berufsorganisationen in die Diskussion gegen die Fehl- und Überversorgung in der Medizin einzubeziehen. Am 12. Juni 2017 wurde der Verein «smarter medicine – Choosing Wisely Switzerland» gegründet. Inzwischen haben auch vier andere ärztliche Fachgesellschaften ihre eigenen Top-Five-Listen veröffentlicht, weitere sind in Vorbereitung. Anfang Oktober 2018 findet der Choosing Wisely International Kongress in Zürich statt, an dem eine mehrjährige Patienten-Sensibilisierungskampagne zum Thema Fehl- und Überversorgung lanciert werden soll.
Kategorie «Ärzteorganisationen»
«Ich bin onkologisch bestens betreut»: Zertifikat Swiss Cancer Network der SGMO
Alle Krebserkrankten in der Schweiz sollen Zugang zu einer wohnortsnahen und qualitativ hochstehenden onkologischen Versorgung haben. Mit diesem Ziel hat die Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Onkologie SGMO das Qualitätszertifikat «Swiss Cancer Network» geschaffen. Onkologinnen und Onkologen können sich bei der SGMO gemäss diesem Programm zertifizieren und auditieren lassen. Bisher fehlte den meisten Patientinnen und Patienten ein Instrument, um die Güte der onkologischen Betreuung zu beurteilen. Dank dem Zertifikat Swiss Cancer Network können sie sich nun darauf verlassen, eine optimale Behandlung zu erhalten, die u.a. den Empfehlungen international anerkannter Guidelines folgt. Unabhängig davon, ob sie sich in einem Zentrum oder einer privaten Praxis behandeln lassen. Alle Leistungserbringenden verpflichten sich zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung, was auch den Wettbewerb auf die Versorgungsqualität fokussiert. Sämtliche bisher zertifizierten Institutionen sind auf www.sgmo.ch publiziert. Landesweit sind dies bereits über 30.
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