HWZ Studie: Betriebswirtschaftliche Berufe werden anspruchsvoller
Eine neue HWZ Studie unterstreicht, dass der Bedarf nach klassischen Führungskräften künftig abnehmen dürfte. Dafür werden immer mehr Mitarbeitende benötigt, die über Führungskompetenzen verfügen. Insgesamt würden betriebswirtschaftliche Kompetenzen anspruchsvoller.
Eine aktuelle Studie der HWZ im Auftrag des Kaufmännischen Verbands zeigt, dass Führungs-, Selbst- und Sozialkompetenzen an Bedeutung gewinnen. Der Bedarf nach klassischen Führungskräften wird abnehmen. Mitarbeitende hingegen, die über Führungskompetenzen verfügen, werden gefragter denn je. Zudem werden IT-Anwendungskompetenz und Kollaboration immer wichtiger für den beruflichen Erfolg. Co-Autorin der Studie ist Sybille Sachs, Leiterin des Instituts für Strategisches Management HWZ.
Das Ziel der Studie «Betriebswirtschaftliche Berufsbilder 2030» war es, die zukünftig geforderten Kompetenzen von Nachwuchskräften in unteren und mittleren Kaderpositionen in Unternehmen sowie den langfristen Bedarf an solchen Nachwuchskräften in der Schweiz zu identifizieren und zu ermitteln, wie sich hieraus die Anforderungen an die kaufmännische Grundbildung ändern, denn KV-Absolventinnen und -absolventen stellen einen bedeutenden Teil des Nachwuchses in betriebswirtschaftlichen Berufen dar.
Vielfältige Kompetenzen sind gefragt
Zukünftig werden die Anforderungen für Nachwuchskräfte in betriebswirtschaftlichen Berufen zunehmen, da sie über vielfältige Kompetenzen verfügen und diese auch anwenden müssen. Dazu gehören fachliche, methodische, soziale und persönliche Kompetenzen.
Eine Verlagerung von Führungsfunktion hin zu Führungsrollen
Der Bedarf nach Führungskräften werde abnehmen, der Bedarf nach Mitarbeitenden, die auch über Führungskompetenzen verfügen, jedoch stark zunehmen, so die Studie. Die Führungskompetenzen, über die alle Mitarbeitenden verfügen sollen, können sich sowohl auf die fachliche Führung oder auch auf eine vorübergehende personelle Führung beziehen. Es findet eine Verlagerung von Führungsfunktionen hin zu Führungsrollen statt.
Sybille Sachs, Co-Autorin der Studie und Leiterin des Instituts für Strategisches Management HWZ:
In Zukunft müssen viel mehr Mitarbeitende Führungskompetenzen mitbringen, als dies noch vor kurzem der Fall war. Sie sind in unterschiedlichen Projekten tätig, übernehmen einmal den Lead und sind ein andermal Fachkräfte. Das bedeutet, es gibt nicht mehr nur die klassische Führungskraft, sondern der Lead wechselt projektabhängig. Die Rollen und Kompetenzen von Führung wandeln sich zur Enabling- und Coaching-Kompetenz, um Mitarbeitende in ihrer Entwicklung zu unterstützen und zur Fähigkeit, Mitarbeitenden eine Vision zu vermitteln, sie zu inspirieren und zu motivieren. Dann bedeutet Führen künftig auch das Orchestrieren und Delegieren von Verantwortung und Tätigkeiten.
IT-Kompetenzen und Selbstmanagement gewinnen an Bedeutung
Durch den vermehrten Einsatz von Tools und Technologien gewinnen IT-Anwendungskompetenzen an Relevanz. Berufsspezifisches kaufmännisches Fachwissen ist weiterhin gefragt, jedoch wird sich das Fachwissen in Zukunft immer schneller verändern. Mitarbeitende müssen Zusammenhänge verstehen und Wissen einordnen können.
Zu den wichtiger werdenden Sozialkompetenzen gehören die Fähigkeit, im Team zu arbeiten und mit anderen zu kooperieren, sowie die Fähigkeit, mit anderen Mitarbeitenden, aber auch mit Kunden und Kundinnen oder Geschäftspartnern und -partnerinnen kommunizieren zu können. Von grosser Relevanz bereits auf Stufe der kaufmännischen Grundbildung sind die persönlichen Kompetenzen wie Selbstorganisation und -reflexion und der Umgang mit Veränderung.
Routinearbeiten fallen weg, Problemlösungskompetenzen werden wichtiger
Durch die Digitalisierung und Automatisierung werden Routinearbeiten in vielen Fällen wegfallen, weshalb Methodenkompetenzen wie Kreativität, Problemlösungs- sowie Entscheidungskompetenzen an Bedeutung gewinnen. Insbesondere erforderlich sind auch analytische Fähigkeiten, um mit komplexen Daten umgehen und Zusammenhänge erkennen zu können.
Lernformenmix für die Entwicklung der Kompetenzen
Für die Entwicklung dieses Kompetenzportfolios schlägt die Studie einen Lernformenmix vor, der sich aus (Inter-)Disziplinarität sowie Handlungs- und Teamorientierung zusammensetzt. Die Bildungsinstitutionen selbst sollten sich diesem Veränderungsprozess stellen, damit Lehrpläne flexibler und die Zusammenarbeit über Disziplinen hinweg gefördert werden können. Zudem sollte auch die Kooperation mit den Lehrbetrieben für eine praxisnahe Lernumgebung verstärkt werden. Lehrbetriebe werden in Zukunft voraussichtlich häufiger als Verbundeinheiten auftreten.