Handel Schweiz warnt vor Sonderrolle der Schweiz
Hohe Zölle, sinkende Exporte, steigende Preise, Druck auf das Bruttoinlandprodukt: Steht die Schweiz beim Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP, Transpazifische Partnerschaft) abseits, hat dies gemäss dem Branchenverband Handel Schweiz gravierende Folgen.
Der Schweizer Handel werde das übernehmen müssen, was die EU und die USA untereinander aushandeln.
Man gehe von einem Exportrückgang von 12 bis 15 Prozent aus, sagte Kaspar Engeli, Direktor von Handel Schweiz, am 9. März in einem Pressegespräch in Zürich. Denn zwei Drittel des Schweizer Aussenhandels fänden im Gebiet von TTIP statt.
Gemäss Studien geht der Handel Schweiz von steigenden Import- und Konsumpreise aus, würde die Schweiz Abstand vom Freihandelsabkommen nehmen. Dies werde direkt den einzelnen Bürger treffen. Alle direkten und indirekten Effekte zusammengenommen, rechnet Handel Schweiz mit sieben Prozent weniger Einkommen für den einzelnen Bürger.
Das entspreche ungefähr dem 13. Monatslohn, sagte Engeli.
Kleinere Bauernbetriebe besorgt
Eine Teilnahme an TTIP wertet Handel Schweiz entsprechend als grosse Chance. Auch wenn das eigentliche Agrarabkommen noch vage bez. Düngemassnahmen oder Lebensmittelstandards formuliert sei, könnten Bauernbetriebe profitieren, sagte der Direktor vom Handel Schweiz. Heute (40 Prozent US-Zoll auf Molkereiprodukte) seien die Schweizer Agrarprodukte wie Joghurt in den USA wegen der hohen Einfuhrzölle sehr teuer.
Sie würden entsprechend nur in einem Premiumsegment verkauft.
Mit einem Freihandelsabkommen wären Schweizer Agrarprodukte für ein viel grösseres Publikum erschwinglich. Gleichwohl zeigen kleinere Gewerbe- und Bauernbetriebe auch Sorge bezüglich international „aufdoktrinierten“ Arbeitsbedingungen und dem inländischen Nachhaltigkeitsmarkt.
Medizintechnik sieht Vorteile
Schweizer Implantate und Prothesen seien schon heute Exporthits. 2015 exportierte die Medizinalbranche für CHF 2 Mrd. Messgeräte und Technik wie Hörgeräte. Bei manchen Branchenteilnehmern seien zwar die Zölle schon sehr tief oder bereits abgeschafft, dennoch dürfte bei einem gegenseitigen TTIP-Abkommen rund 2.4 Prozent der Zölle noch eingespart werden. Dies entspreche etwa CHF 50 Millionen. Hinzu würden auch nichttarifäre Handelshemmnis im Forschungs- und Entwicklungsbereich wegfallen.
Generell gesehen, werde der Schweizer Handel jedoch das übernehmen müssen, was die EU und die USA untereinander aushandeln. Jetzt gehe es darum, so Jean-Marc Probst, Präsident Handel Schweiz, „sich fit zu machen, um die ausgehandelten Standards implementieren zu können.“ (mm)