Gut geplant ist halb gerettet
Gute Flucht- und Rettungspläne versteht jedermann und sie führen zuverlässig und schnell in Sicherheit. Wie Flucht- und Rettungspläne auszusehen haben, beschreiben beispielsweise die Normen ISO 23601 und SN EN ISO 7010.
In Gebäuden oder Büros von KMU verkehren allerlei Menschen: einerseits Mitarbeitende, vom CEO bis hin zum Auszubildenden, andererseits aber auch Kunden und Besucher, die in den teils unübersichtlichen Gebäudestrukturen rasch die Orientierung verlieren können. Im Alltag werden sie von freundlichen Mitarbeitenden an ihr Ziel geleitet. Im Notfall müssen sie aber selbstständig, schnell und zuverlässig in Sicherheit gelangen können.
Hier kommen Flucht- und Rettungspläne ins Spiel: Sie sollen Menschen in oder vor einem Notfall orientieren, ihnen ihre Fluchtund Rettungswege aufzeigen, Hinweise über Erste-Hilfe- und Brandschutz-Einrichtungen geben und Regeln für das Verhalten im Brandfall oder bei Unfällen vermitteln. Damit die Pläne in einem Notfall einen tatsächlichen Nutzen haben, müssen sie einfach und nachvollziehbar gestaltet werden, sodass der Weg in Sicherheit schnell deutlich und vor allem unmissverständlich ist. So lässt sich zudem Panik verhindern und selbst die Rettungskräfte profitieren davon – sie können sich im Einsatz schneller orientieren und sicherer bewegen.
Leider zeigt die Praxis häufig andere Bilder: Flucht- und Rettungspläne sind zu detailliert und unübersichtlich gestaltet oder entsprechen nicht der tatsächlichen Architektur des Gebäudes. Einige sind schwer verständlich, andere weisen in die falsche Richtung oder berücksichtigen unüberwindbare Hürden nicht – zum Beispiel verriegelte Türen oder versperrte Notausstiege.
Sicherheit gewährleisten
In der Schweiz sind Flucht- und Rettungspläne für viele Gebäude vorgeschrieben. Im Zentrum steht dabei die Brandschutznorm der VKF (Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen) und im Speziellen Artikel 17, Absatz 2, der besagt: «Eigentümer und Nutzerschaft von Bauten und Anlagen sorgen dafür, dass die Sicherheit von Personen, Tieren und Sachen gewährleistet ist.» In diesem Rahmen gilt es zu entscheiden, ob und wann Fluchtund Rettungspläne die Sicherheit verbessern. Leicht fällt diese Entscheidung für Gebäude mit grosser Personenbelegung (Beherbergungsbetriebe, Spitäler, Schulen, öffentliche Ämter, Kinos, Theater, Verkaufsläden, Bahnhöfe usw.) oder für Immobilien mit besonderen betrieblichen Gefahren, wie sie im produzierenden Gewerbe, in der Industrie, bei Energieerzeugern oder in Betrieben mit Gefahrgütern bestehen. Auch in Bauten mit grossen und komplexen Strukturen wie in Hochhäusern, automatischen Hochregallagern oder an Produktionsstrassen geht es keinesfalls ohne. Kurz: Flucht- und Rettungspläne sind in jedem Gebäude sinnvoll und vorgeschrieben, in welchem sich Arbeitnehmer oder Besucher aufhalten.
Die Darstellung
Die Normen ISO 23601 und SN EN ISO 7010 geben darüber Auskunft, wie Flucht- und Rettungspläne auszusehen haben. Die ISO 23601 gibt vor, dass die Pläne farblich angelegt sein müssen und dazu die Sicherheitsfarben und -piktogramme gemäss der SN EN ISO 7010 zu verwenden sind. Diese Piktogramme
Zu viele architektonische Details, bunte Symbole oder farbliche Kennzeichnungen lenken ab.
sollen den tatsächlich verwendeten Fluchtwegkennzeichen im Gebäude entsprechen. Der Massstab der Pläne darf sich innerhalb eines Gebäudes nicht unterscheiden. Jeder Standort muss mit allen Symbolen und Texten so gedreht und positioniert sein, dass der Betrachter den Plan stets lagerichtig vor sich sieht. Zudem müssen die auf das Objekt zugeschnittenen Regeln für das Verhalten im Brandfall und bei Unfällen aufgeführt werden: interne Not fallnummern, spezielle Alarmierungshinweise oder besondere Vorschriften zur Evakuierung. Hinzu kommen Angaben zum Ersteller der Pläne, dem Objekt und Stockwerk sowie das Erstellungsdatum und die Nummer des Plans. Allerdings gibt es keine Regelung zur Art der Erstellung von Flucht- und Rettungsplänen. Sind alle nötigen Elemente vorhanden und korrekt abgebildet, können sie sogar von Hand gezeichnet werden. In der Regel hinterlassen solche Zeichnungen jedoch einen fahlen Nachgeschmack. Es empfehlen sich unbedingt einfache, nachvollziehbare, korrekte und zuverlässige Fluchtund Rettungspläne, die Vertrauen schaffen und auch im Notfall erkennbar bleiben sowie schnell und sicher nach draussen führen. Denn genau zu diesem Zweck sind sie da.
Begehung und Analyse
In der Praxis bedeuten die Richtlinien und Vorgaben in erster Linie mehr Arbeit als gedacht. Wer einen Flucht- und Rettungsplan gestaltet, muss einleitend einen genauen und realitätsgetreuen Grundriss erstellen. Ohne diese Grundlage funktioniert kein Plan zuverlässig. In einer ausführlichen Gebäudebegehung werden dann sämtliche Besonderheiten und Begebenheiten aufgenommen und analysiert. Jeder Flucht- und Rettungsweg wird so lange überprüft, bis der Sicherheitsbeauftragte selbst auf dem Sammelplatz im Freien steht. Alle Löschposten, Feuerlöschkästen und Erste-Hilfe-Kästen auf diesem Weg werden auf Ort, Inhalt und Vollständigkeit untersucht.
In dieser Phase dürfen Sicherheitsbeauftragte nicht unter Zeitdruck geraten, sondern sollen sich mit Argusaugen und viel Geduld durch den gesamten Betrieb bewegen. Oft sind Flucht- und Rettungswege durch Vorhängeschlösser verriegelt, durch gelagerte Kisten und Paletten versperrt oder durch Fahrzeuge von aussen zugeparkt. Solche Hindernisse gilt es zu beachten, präventiv zu umgehen und nachhaltig zu verhindern. Geschehen hier Fehler, ziehen sich diese anschliessend durch die gesamte Notfallplanung und -organisation.
Erstellung und Montage
Erst dann geht es an die Gestaltung und Erstellung, den Druck und die Montage der Pläne. Sie sollten gut sichtbar und an strategisch wichtigen Punkten der Flucht- und Rettungswege angebracht werden: Eingänge und Lobbys, Stockwerkzugänge und Stempeluhren, im Lift, in Pausenräumen, in der Cafeteria, im Bereich von FluchtwegKreuzungen oder bei Zugängen zu Gefahrenbereichen. Lang nachleuchtende Materialien oder Notbeleuchtungen können im Notfall einen entscheidenden Mehrwert bieten, sind jedoch nicht vorgeschrieben.
Markante Orientierungspunkte wie Toiletten, Konferenzräume, Aufzüge oder spezielle Bereiche sollten unbedingt aufgeführt werden. Aber mit Mass. Zu viele architektonische Details, bunte Symbole oder farbliche Kennzeichnungen lenken ab und verwirren. Das gilt ebenfalls für international nicht verwendete Piktogramme und schriftliche Bezeichnungen oder Ausführungen. Besucher und Kunden aus dem Ausland verstehen sie nicht. Doch genau dies ist das Ziel von guten Flucht- und Rettungsplänen: dass sie alle Menschen in allen Situationen lesen und verstehen können.
Risiko lohnt sich nicht
Wer sie vernachlässigt, nicht aktualisiert oder nicht gemäss den Richtlinien und Normen anbringt, der riskiert viel. Wie erwähnt tragen die Eigentümer und die Nutzerschaft von Gebäuden die Verantwortung für die Sicherheit innerhalb dieser Bauten. Führen fehlerhafte Fluchtund Rettungspläne zu einem Ereignis mit dramatischen Folgen, ist nicht nur der Einfluss auf das Image des Betriebs existenzbedrohend, sondern auch juristisch und versicherungstechnisch stehen langwierige und höchst unangenehme Untersuchungen und Prozesse an. Dieses Risiko lohnt sich auf keinen Fall, zumal gute Flucht- und Ret
Eigentümer und die Nutzerschaft von Gebäuden tragen die Verantwortung für die Sicherheit.
tungspläne nicht teuer sein müssen und deren Ausführungen für die unterschiedlichsten Anforderungen und Budgets erhältlich sind. Wem die Zeit fehlt, sich damit zu beschäftigen, findet am Markt Gesamtpakete und kann von der Bestandsaufnahme über die Konzeption, Gestaltung, Lieferung und Montage bis hin zur regelmässigen Überprüfung der Pläne Profis vertrauen. Eine gute Planung ist bereits der halbe Flucht- und Rettungsweg