Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit: Gefahr im Verzug
Das Milizsystem ist ein tragender Pfeiler für das Funktionieren der Schweiz. Doch dieses System gerät ins Wanken: Immer weniger Menschen sind bereit, Milizaufgaben zu Gunsten von Behörden oder Verbänden zu übernehmen. Gerade in den Bereichen Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit ist diese Entwicklung fatal, wie deren führende Fachverbände SGAS und Suissepro in einer öffentlichen Erklärung festhalten.
Die Schweiz ist ein Milizland, und das schon seit Jahrhunderten. Das Milizsystem ist eine der Grundlagen unserer Demokratie, unserer Wirtschaft und unseres Vereinslebens. Behörden und öffentliche Körperschaften, Armee, Organisationen, Verbände, Medien usw.: Das Milizsystem stärkt in all diesen Bereichen das Vertrauen in unsere Entscheidungsträger, sofern sie realistisch bleiben und sich nicht in die Reihen der „realitätsfremden Technokraten“ einreihen.
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz verlieren Bezug zur Basis
Gegenseitiges Verständnis sowie der Austausch von Erfahrungen und wissenschaftlichen Kenntnissen sind überall von entscheidender Bedeutung, also auch im Bereich des Gesundheitsschutzes, der Arbeitssicherheit und der Prävention. Zwar leisten hochkompetente Organe (Arbeitsinspektorate, Suva, Gesundheitsförderung Schweiz usw.) hervorragende Arbeit. Aber ohne das natürliche Vermitteln der Milizionäre in den Unternehmen wäre ihre Wirksamkeit deutlich geringer. Mit der Individualisierung der Gesellschaft und den steigenden Anforderungen in der Arbeitswelt wird das Engagement der Milizionäre immer weniger „natürlich“ und das System wird schwächer.
Öffentliche Erklärung
Aus diesem Grund haben die Schweizerische Gesellschaft für Arbeitssicherheit (SGAS) und Suissepro (Dachverband für Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit) – die beide mit öffentlichen Aufgaben betraut sind – eine „Öffentliche Erklärung“ ausgearbeitet, um das Milizsystem in der Schweiz zu erhalten und seinen Profit zu fördern. Gemeinsam mit den Sozialpartnern werden die Unternehmen ermutigt, Rahmenbedingungen und Arbeitsmodelle anzubieten, die es ihren Fachkräften ermöglichen, sich für den Gesundheitsschutz und die Arbeitssicherheit in gemeinnützigen Kreisen zu engagieren.
Win-Win für Unternehmer und ihre Mitarbeiter
Um dies zu erreichen, verfügen große Unternehmen über eine günstigere kritische Masse als kleine und mittlere Unternehmen. Aus diesem Grund ist es schwieriger, die Geschäftsführer/innen der KMU zu überzeugen. Dennoch sind engagierte, spezialisierte Milizionäre ein Gewinn für Unternehmen jeder Grösse. KMU können durch die Unterstützung dieses Milizsystems nur gewinnen. Für den Arbeitgeber sind die indirekten Vorteile zahlreich: Image, soziale Verantwortung, Sichtbarkeit, Netzwerk, Wissen, branchenspezifische Lösungen, Kundenbindung und sogar Integration. Für den/die Arbeitnehmer/in: „Job Enrichement“, aktuelles Wissen, Netzwerk, Austausch von konkreten Erfahrungen, gegenseitiges Verständnis, Verantwortung. Eine Win-Win-Situation, die sich für das Unternehmen in Form von weniger Absenzen, einer stärkeren Personalbindung sowie einer höheren Motivation der Mitarbeitenden beziffern lässt. Eine Win-Win-Situation, eine Mission, die – sollte sie eines Tages wegfallen – den Arbeitsschutz und die Arbeitssicherheit beeinträchtigen würde, was den Wirtschaftsstandort Schweiz stark schwächen und den Arbeitsfrieden reduzieren würde.
Quellen und weitere Informationen: www.sgas.ch/de/miliz; www.sgas.ch und www.suissepro.org