Gesundheitsrisiken besser managen
«Gesunde Mitarbeitende, gesundes Unternehmen», sagt man. Die Praxis kennt den Satz und zieht Schlüsse daraus − mit einzelnen Massnahmen oder aber wirkungsvoller mit einem Gesamtkonzept. Die Norm ISO 45001 «Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit» bildet dazu den systemischen Rahmen.
Zahlreiche Organisationen haben die ISO 45001 bereits eingeführt, weil das Thema für Arbeitnehmende wie für Arbeitgeber so bedeutungsvoll ist. Der aktuelle «Job-Stress-Index » der Gesundheitsförderung Schweiz von Oktober 2018 unterstreicht dies mit eindrücklichen Ergebnissen:
– Stress: Rund jede vierte (27,1 %) erwerbstätige Person hat Stress, das heisst mehr Belastungen als Ressourcen am Arbeitsplatz (2016: 25,4 %, 2015: 22,5 %).
– Erschöpfung: Der Anteil emotional erschöpfter Personen tendiert gegen 30 %.
– Produktivitätsverluste: Stress kostet die Arbeitgeber rund CHF 6,5 Mrd. pro Jahr.
– Alter: Jüngere Erwerbstätige weisen häufiger ein Ungleichgewicht zwischen Belastungen und Ressourcen auf.
– Geschlecht: Die Unterschiede zwischen Frauen und Männern sind marginal.
– Bildung: Eine höhere Bildung geht in der Tendenz mit weniger Belastungen und mehr Ressourcen einher.
Die Unternehmenspraxis nimmt diese Zahlen ernst und handelt. Dabei wird neben dialogorientierten Instrumenten auf umfassende Initiativen gesetzt. Idealerweise sind solche Aktivitäten nicht als isolierte Einzelmassnahmen im Bereich der Gesundheitsförderung ausgelegt, sondern als integraler Bestandteil des übergeordneten Managementsystems.
Die Norm ISO 45001:2018 systematisiert
Die Norm ordnet die Philosophie eines professionellen Arbeitssicherheits- und Gesundheitsmanagements systemisch und resultatorientiert. Dieses schliesst die vorhandenen Ressourcen in das Konzept ein. Das gibt allseits Sicherheit und Vertrauen.
ISO 45001 hilft, die Sicherheitskultur zu verbessern und die Belastungen der Mitarbeitenden zu reduzieren, indem sie einen Rahmen zur Verbesserung der Arbeitssicherheit, zur Verringerung von Arbeitsplatzrisiken und zur Schaffung gesunder und sicherer Arbeitsbedingungen bietet. Dadurch wird die Produktivität (weniger Ausfalltage, weniger Präsentismus) gesteigert und die Attraktivität des Arbeitgebers erhöht.
Durch die neue Grundstruktur für Managementsysteme ist der ISO zudem ein Meilenstein in Sachen Systemsynergien gelungen, wodurch eine hocheffiziente Integration in bestehende Qualitätsmanagementsysteme ISO 9001 oder Umweltmanagementsysteme ISO 14001 ermöglicht wird.
Zahlreiche Betriebe bereits zertifiziert
Die Umstellung der Systeme ist bei den SQSzertifizierten Kunden im Gang. Dabei wird dem Aspekt Gesundheitsförderung besondere Beachtung geschenkt. Wir verfügen über langjährige Erfahrung und branchenübergreifende Kompetenz in diesem Feld. Das hohe Ansehen und die internationale Akzeptanz der SQSZertifikate sind Beleg dafür.
Stimmen aus der Praxis
– Massimo Wild, Unternehmer und CEO der Wild Armaturen AG, Rapperswil: «Gesunde Mitarbeitende an sicheren Arbeitsplätzen – das ist in unserem KMU mit rund 40 Beschäftigten zentral wichtig. Mit der Zertifizierung nach ISO 45001 unterstreichen wir
«Gesunde Mitarbeitende an sicheren Arbeitsplätzen ist zentral wichtig»
diese Leitmaxime mit Nachdruck. Wir investieren in die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, aber nicht nur aus ethischen, sondern auch aus betriebswirtschaftlichen Motiven. Zwei Aspekte liegen hier nahe: Einerseits kosten unfall- und krankheitsbedingte Abwesenheiten Geld, und sie verursachen überdies internen Mehraufwand in den Abläufen, weil andere Mitarbeitende für die Abwesenden einspringen müssen. Andererseits steht fest, dass gesunde und fitte Mitarbeitende sich wohlfühlen und mehr leisten. Die Zertifizierung haben wir aus eigenem Antrieb angestrebt und erreicht. Sie zwingt uns, kontinuierlich Dinge zu hinterfragen. Weil wir das tun, führt das Zertifikat zu einer Sensibilisierung aller Mitarbeitenden. Sie übernehmen so in diesen Fragen mehr Eigenverantwortung, denken mit, beobachten und melden Fehlverhalten gegenseitig an. Diese Achtsamkeit im Unternehmen ist insbesondere auch deshalb förderlich, weil in den heutigen Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht nur die Belastung, sondern auch die Ablenkungsgefahr (Mobilität, Multitasking, smarte Technik u.a.m.) deutlich zugenommen hat.»
– Ruedi Keiser, Leiter Qualität, Umwelt und Sicherheit, Belfor (Suisse), Gisikon: «Im August 2018 haben wir mit der SQS die Transformation von OHSAS 18001 auf ISO 45001 umgesetzt. Normentechnisch profitierten wir von unserer Erfahrung mit den anderen ISO-Normen (Qualität und Umwelt). Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sowie Gesundheitsmanagement sind für unser baunahes KMU mit rund 270 Mitarbeitenden von grosser Bedeutung. Deshalb sind wir im Begriff, ein Programm zur Stärkung des Bewusstseins für diese Themen zu lancieren. Unterstützend dabei wirkt, dass sich die Philosophie von ISO 45001 treffend in unseren Unternehmenswerten spiegelt.»
– Daniel Zehnder, Leiter Management-Systeme, Schulthess Maschinen AG, Wolfhausen: «Die Zertifizierung nach ISO 45001 erreichten wir Mitte 2018. Aus unserer Sicht gehört das Arbeitssicherheits- und Gesundheitsmanagement ganz selbstverständlich zu Schulthess. Der Zertifizierungsprozess hat bei uns allen bereits einiges ausgelöst. Das Highlight: Die Unfallzahlen erreichten am Standort Wolfhausen Ende 2018 einen rekordtiefen Wert. Letztes Jahr noch summierten sich die Ausfallkosten auf über 1 Mio. Franken. Die GL hat rechtzeitig erkannt, dass wir ein System brauchen, um auch die krankheitsbedingten Abwesenheiten zu senken. Entsprechende Kampagnen werden im Intranet kommuniziert. Und das Monitoring ist ständiges Thema an den GL-Sitzungen.»
– Roy Siegenthaler, COO, Comlab, Ittigen: «Unsere auf Hochfrequenztechnologie basierenden digitalen Funksystemlösungen kommen meist im bahnnahen Umfeld zum Einsatz. Die Montage erfolgt vor allem in Zü-
«Alle vermeidbaren Störungen sind auf ein Minimum zu reduzieren»
gen, Depots oder Tunnels. 140 Mitarbeitende sind dabei laufend sich stark wandelnden Arbeitssituationen ausgesetzt, die es sicher zu meistern gilt. Mit der im August 2018 erlangten SQS-Zertifizierung nach ISO 45001 wird es möglich, die damit verbundenen Risiken systematisch zu managen. Die Norm bietet überdies Raum für ein institutionalisiertes Monitoring der ASG-Kenngrössen durch die Geschäftsleitung und in der Management- Review. »
– Remo Oppliger, CEO der UT99 AG, Andelfingen: «Als KMU mit einem Exportanteil von über 95 % sind wir auf schlanke, effiziente Prozesse angewiesen. Da bei uns praktisch ausnahmslos Spezialisten tätig sind, führen Ausfälle relativ rasch zu erschwerten Abläufen, welche sich nachteilig auf unsere Qualitäts- und Lieferleistung auswirken. Um im globalen Markt diesem punktgenau dienen zu können, sind deshalb alle vermeidbaren Störungen auf ein Minimum zu reduzieren. Dazu braucht es gesunde Mitarbeitende an sicheren Arbeitsplätzen. Beides sind für uns zentrale Bausteine auf dem Weg in die Zukunft. Die realisierte Norm ISO 45001 unterstützt uns im Bemühen, die Verantwortung für die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit prozessorientiert wahrzunehmen.»