Garantierte Qualität in jedem Sitz
Als eines der ersten Unternehmen aus der Automobilindustrie führt Adient für sein Qualitätsmanagement eine App zur softwarebasierten Erfassung von Audits ein: die elektronische Layered Process Audit (eLPA) der SCIIL AG. Sie ermöglicht Werksmitarbeitern, Qualitätsprüfungen per Handy oder Tablet einfach mobil durchzuführen. Nach einer erfolgreichen Testphase in Europa rollt Adient das Pilotprojekt bis Ende 2017 auf alle seine Seating-Werke weltweit aus. Aber auch weitere Computer-Aided-Quality-Management-Lösungen (CAQLösungen) erleichtern Adient die Qualitätssicherung.
Die Sitzproduktion des global führenden Zulieferers für Automobil-sitze Adient unterliegt strengsten Qualitätsvorgaben. Um eine ein-heitliche Qualität zu sichern, fordern nicht nur Autohersteller und gesetzliche Vorgaben wie ISO-Standards verpflichtende Qualitäts audits von den Zulieferern. Auch in house führen die meisten Unter-nehmen zusätzliche Massnahmen zur Qualitätsprüfung und -siche-rung durch. Dabei bieten CAQ-Lösungen verschiedene modulare Möglichkeiten, um ein digitales Qualitätsmanagement umzusetzen.
Abschied vom Papier
Die herkömmlichen Systeme auf Papierbasis, die auch Adient bis vor Kurzem genutzt hat, sind mit einem enormen Verwaltungsaufwand verbunden. Nach der handschriftlichen Datenerhebung müssen die Informationen mühevoll per Computer in die digitale Datenbank übertragen werden, um eine Auswertung und Übersicht überhaupt möglich zu machen. Bei bis zu 90 Stationen einer Produktionslinie und über 230 Werken in 33 Ländern war das ein sehr unübersichtli-cher und langwieriger Prozess. Um diesen Aufwand zu verringern, hat Adient seine Qualitätsmanagementprozesse über CAQ-Lösungen im-mer weiter digitalisiert. Dabei wurden unterschiedliche Module ein-geführt, u. a. eine App für die LPAs (Layered Process Audits).
Im Zuge eines Business Case wurde die SCIIL AG mit an Bord ge-holt, um in einem Pilotprojekt eine elektronische LPA-Lösung zu tes-ten. Wichtig war den Entwicklern nicht nur die benutzerfreundliche, elektronische Handhabung und Datenauswertung, sondern auch eine App-Kompatibilität für Tablets und Smartphones, um das System auch per Fernzugriff nutzen zu können. In der Pilotphase testete Adient nun sehr erfolgreich die SCIIL-App für die softwarebasierte Er-fassung der Audits – die elektronische LPA (eLPA).
Anstatt des vorher papierbasierten Prozesses läuft die Planung und Durchführung anstehender Audits nun digital ab: Die eLPA er-ledigt automatisch die Zuteilung, wann welche Station von welchem Auditor zur Überprüfung eingeplant wird. Das System generiert einen Outlook-Eintrag im Kalender des ausgewählten Auditors mit Informationen zum zu überprüfenden Arbeitsplatz. Während des Audits führt das Tool dann Schritt für Schritt durch die Checkliste. Für jede Workstation zeigt die App ein digitales Bild mit dem Sollzu-stand an. Im Vergleich dazu können Abweichungen einfach mit der integrierten Kamera des Tablets oder Smartphones per Foto festge-halten und die erforderlichen Massnahmen dokumentiert werden. Anstatt wie früher die Fragebögen handschriftlich auszufüllen und auszuwerten, arbeitet der Auditor nun alle Fragen einfach in der SCIIL-App ab.
Wenn es bei einer Frage keine Einwände gibt, markiert er sie so-fort mit OK. In diesem Fall müssen keine weiteren Massnahmen ge-troffen werden. Tritt jedoch eine Abweichung auf, so markiert der Auditor die Frage und fügt in einem Textfeld seine Kommentare hin-zu. Zusätzlich können Fotos mit dem Handy oder Tablet direkt aufge-nommen und in die eLPA-Datenbank hochgeladen werden. Wenn sich das Problem leicht beheben lässt, markiert der Auditor die soge-nannte «Just-Do-It»-Box. Das ist etwa der Fall, wenn lediglich eine ab-gelöste Beschriftung wieder angeklebt werden muss. Im Falle eines ernsteren Problems, das einer Besprechung bedarf, wird die Frage hingegen mit «Not-OK» markiert, sodass später mit dem gesamten Team eine Lösung gefunden werden kann.
Überblick, Kontrolle und Datenauswertung auf Knopfdruck
Ein weiterer Vorteil der SCIIL eLPA sind die umfangreichen Aus wertungs- und Reportingmöglichkeiten, die die Software bietet: Im Dashboard kann zum Beispiel der Status jeder Workstation in Echt-zeit verfolgt werden. So können etwa Vorgesetzte in der Produk tionslinie alle wichtigen Informationen unmittelbar sehen oder der Werksleiter von unterwegs den Status in seinem Werk prüfen. Die aufgenommenen Auditdaten werden über WLAN an den zentralen Server gesendet und die Befunde automatisch dokumentiert. Alle Daten werden gefiltert, sortiert und in der App grafisch dargestellt. Auf einen Blick zeigt das Dashboard den aktuellen Audit-Status, die Abweichungen und Kennzahlen. In den Werken selbst informieren zentrale Informationsbildschirme die Mitarbeiter über den eLPA-Status.
Fehlererfassung als weiteres Tool
Ein weiteres CAQ-Modul der SCIIL AG, das sich bei Adient erfolgreich im Einsatz befindet ist die eVI (elektronische Visual Inspection). Das Tool ermöglicht die schnelle Erfassung von Fehlern bei der Sichtprü-fung des Sitzes und läuft auf Tablets und Smartphones. Für die Über-prüfung wird in einem ersten Schritt der Barcode des Sitzes über die eingebaute Kamera eingescannt. Das System erkennt daraufhin den Sitztyp, Farbe sowie Materialeigenschaften und zeigt auf dem Bild-schirm ein virtuelles Abbild des Sitzes an. Im nächsten Schritt können Auditoren per Fingertipp alle fehlerhaften Stellen auf dem virtuellen Sitz direkt am mobilen Gerät markieren. Daten können vom Server auf das Endgerät geladen werden, sodass die Bearbeitung auch offline, z. B. beim Kunden, möglich ist. Sobald sich das Tablet oder Smartpho-ne wieder im Netzwerk befindet, werden die Daten automatisch auf den Server übertragen.
Die digitale Auswertung zeigt alle Fehler für den Sitz einer be-stimmten Seriennummer an, dabei stehen verschiedene Darstel-lungsformen und Bewertungsparameter zur Verfügung: Balkendia-gramme, Fehlerstatistiken mit optischen Markierungen am Bild des Sitzes sowie die Sortierung der Fehlerhäufigkeit oder die Menge der produzierten Sitze. Tritt beispielsweise eine Unregelmässigkeit im Stoff oder Leder des Sitzbezuges an der Rückenlehne in grösserer An-zahl auf, wird die Ursache genauer untersucht um die Fehlerhäufig-keit in Zukunft zu verringern.
Auf VI Dashboards, also grossen Bildschirmen im Bereich der Arbeitsstationen, können ausgewählte Statistiken visualisiert werden. So haben die Arbeiter die aktuellen Probleme (z. B. die Top-5-Fehler usw.) immer im Blick.
Über ein weiteres Tool, die SCRAP-Erfassung, können nichtre-parierbare Teile mit hohem Ausschuss ermittelt und die dazugehöri-gen Daten über eine Schnittstelle ins ERP-System geladen werden. Ein Dashboard stellt die Ergebnisse der Erfassung anschaulich dar und die Ausschusskosten werden live ermittelt. Eine Rückkopplung direkt an die Produktion soll daraufhin herausfinden, welche Stellschrauben optimiert werden können: Wie hoch waren die Ausschusskosten? Woran hapert es? Ist die Lieferantenqualität nicht ausreichend? Mit diesen und weiteren Fragen wird die Ursache analysiert, um die rich-tigen Massnahmen einzuleiten.
Erfolgreiches Pilotprojekt wird weltweit ausgerollt
Im Rahmen des Pilotprojekts wurde die eLPA an 30 europäischen Standorten von Adient getestet. Die einjährige Pilotphase war dabei so erfolgreich, dass Adient nun plant, die eLPA bis Ende 2017 auf alle sei-ne 230 Werke weltweit auszurollen.
Mithilfe all der vorgestellten CAQ-Lösungen der SCIIL AG konn-te Adient sein Qualitätsmanagement deutlich effizienter gestalten und ist insbesondere mit dem eLPA-System Vorreiter der Branche. Die erfolgreiche Pilotphase und das weltweite Roll-out unterstreichen dieses positive Ergebnis. Hervorzuheben sind insbesondere die gros sen Zeiteinsparungen von 80 Prozent in der Auditplanung, 90 Pro-zent beim Auditreporting und 60 Prozent in der Auditdokumenta tion. Zusätzliche Zeitvorteile durch die eLPA-App wurden in der Durchführung (20 Prozent) und der Corrective-Action-Planung (10 Prozent) erreicht.