Fraunhofer präsentiert flexible Prüfstation mit Cobot

Die manuelle Qualitätsprüfung von Komponenten oder Produkten in der Industrie ist anstrengend für die Mitarbeitenden und darüber hinaus fehleranfällig. Das Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik IEM präsentierte im Vorfeld der Hannover Messe hierfür eine universell einsetzbare Lösung vor. Diese wurde in Zusammenarbeit mit dem Geldautomatenhersteller Diebold Nixdorf und dem Softwarespezialisten Verlinked entwickelt und ist eine Kombination aus kollaborativem Roboter (Cobot), KI-basierter Bildauswertung und IoT-Plattform.

Eine neu entwickelte Cobot-Lösung des Fraunhofer IEM: Die KI-gestützte Bildauswertung ist direkt im Kameramodul des Roboterarms integriert. Wenn die Analysesoftware Mängel entdeckt, benachrichtigt das System die Mitarbeitenden, die den Fehler beheben können. (Bild: Fraunhofer IEM / Janosch Gruschczyk)

Kollaborative Roboter (Cobots) gelten als Schlüsseltechnologie der Industrie. Die zumeist mit KI und Sensortechnik ausgestatteten Roboter arbeiten in der Produktionshalle mit Menschen zusammen und erlauben flexible und intelligente Automatisierungskonzepte. In Zeiten von Losgröße 1, fragilen Lieferketten und immer neuen Regularien ist das ein enormer Wettbewerbsvorteil. Eine nach eigener Darstellung besonders flexibel einsetzbare Cobot-Lösung präsentiert das Fraunhofer IEM auf der Hannover Messe 2024, die vom 22. bis 26. April stattfindet. Gemeinsam mit Diebold Nixdorf und Verlinked haben die Fraunhofer-Forschenden im it’s OWL-Projekt CogeP (Cobot-gestützte Prüfplätze für intelligente technische Systeme) einen Prüfroboter entwickelt: Mitarbeitende kontrollieren mithilfe des Roboters schnell und fehlerfrei die Qualität der Bedienfelder von Geldautomaten – und rüsten ihn mühelos auf immer neue Prüfaufgaben um.

KI-gestützte Qualitätsprüfung

Um die Bedienfelder zu prüfen, führt der sensorgestützte Roboterarm eine Kamera aus mehreren Blickwinkeln über die zu analysierenden Komponenten, Werkstücke oder Produkte. Die KI-gestützte Bildauswertung analysiert die Qualität, dann führt der Roboter die Kamera über das nächste Produkt. Entdeckt die Analysesoftware Mängel – etwa eine unvollständig eingedrehte Schraube oder eine instabile Steckverbindung –, benachrichtigt das System die zuständigen Mitarbeitenden, die den Fehler schnell und zielgerichtet korrigieren können. Neben der Produktivität in der Fertigung profitieren auch die Mitarbeitenden von der Cobot-Lösung. Dr.-Ing. Eugen Djakow, Gruppenleiter Automatisierungs- und Produktionstechnik am Fraunhofer IEM, sagt: „Die manuelle Sichtprüfung in der Fertigung ist für die Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter eine eintönige, anstrengende und außerdem fehleranfällige Aufgabe. Der Prüfroboter erledigt solche Aufgaben schnell und zuverlässig. So wird auch die Arbeit der Menschen in der Fertigung interessanter und weniger monoton.“

IoT-Plattform ermöglicht vielfältige Prüfszenarien

Als Highlight der Lösung kann die Kombination des Prüfroboters mit einer IoT-Plattform bezeichnet werden. Sie fungiert als eine Echtzeit-Datenzentrale, vergibt die Prüfaufgaben, speichert deren Ergebnisse und sammelt die Daten roboter- und auftragsübergreifend. Damit lassen sich die Prüfprozesse weiter optimieren. Die gesammelten Daten können auch genutzt werden, um die Prüfung für eine neue Produktversion ohne Programmieraufwand anzupassen. Für neue Varianten eines Produkts muss die Prüfung nur leicht aktualisiert werden. „Cobot-gestützte Prüfplätze können alle Test- und Betriebsdaten in der zentralen IoT-Plattform sammeln und in Echtzeit wieder abrufen. Damit können Unternehmen ihre Prüfroutinen ohne teure Umbauten oder Investitionen an neue Anforderungen umkonfigurieren. Das System dient so als universell einsetzbares Instrument für beliebige Prüfszenarien“, ergänzt Djakow.

Vorteile für KMU: Cobot-Arbeitsplätze flexibel in die Fertigung integrieren

Die vorgestellte Cobot-Lösung soll sich nicht nur für Prüfprozesse eignen, sondern auch für Montage, Kommissionierung und allgemeine Werksunterstützung. Auch KMU soll es mit dieser Lösung möglich sein, Cobot-Arbeitsplätze kostengünstig und aufwandsarm in bestehende Fertigungsprozesse zu integrieren. Somit können auch sie ihre Produktion kurzfristig ändern oder an kleine Stückzahlen bis hin zur Fertigung von Einzelstücken anpassen.

Quelle und weitere Informationen: Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik IEM

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