Fachwissen, klug vermittelt

Gefahrgutbeauftragte müssen sich nicht nur im Dickicht der Regelwerke auskennen, sie müssen deren Anforderungen auch betriebsintern vermitteln. Dazu bedarf es einer geschickten Kommunikation. Neues, branchenspezifisches Wissen konnte am Gefahrguttag in verschiedenen Fachmodulen erworben werden.

Fachwissen, klug vermittelt

 

 

 

Der von Swiss TS und GeFaSuisse organisierte Gefahrguttag am 12. Juni im EuroAirport Basel konnte ein kleines Jubiläum feiern: Seit bereits 15 Jahren findet er statt – und stösst noch immer auf grosses Interesse. Trotz Internet und damit grundsätzlich steter Verfügbarkeit aller Informationen scheinen der persönliche Kontakt und die Möglichkeit zum Austausch eine ungebrochen hohe Attraktivität zu geniessen. Einmal ganz abgesehen davon, dass der Gefahrguttag Jahr für Jahr die neusten Neuerungen und das notwendige Wissen in aufbereiteter Form präsentiert.

Schwierige Position der Gefahrgutbeauftragten

 

Gefahrgutbeauftragte stossen immer wieder an Grenzen, nicht wegen mangelnder Fachkenntnisse, sondern wegen ihrer Position im Unternehmen. Häufig decken sich bei ihnen die Bereiche von Verantwortung und Kompetenz nicht, was ein Durchsetzen ihrer begründeten Forderungen erschwert, sie aber nicht der Verant

 

SchwierigeSandwichposition

 

wortung enthebt. Darüber hinaus sind sie oft Bindeglied zwischen dem Unternehmen und auswärtigen Partnern wie zum Beispiel Spediteuren oder Entsorgungsbetrieben. Damit finden sie sich in einer eigentlichen Sandwichposition zwischen oben und unten sowie zwischen innen und aussen wieder. Die Organisatoren der Tagung überlegten sich daher, wie sie hier am effektivsten Unterstützung leisten könnten, und orteten das Hauptproblem bei der Kommunikation. Denn wo die hierarchische Linie durchbrochen wird oder wo verschiedene Unternehmen kooperieren müssen, ist eine gute und durchdachte Kommunikation gefragt. Wie transportiert ein Gefahrgutbeauftragter seine Botschaft, damit sie auch ankommt und akzeptiert wird?

Gute Kommunikation kann helfen

 

Dr. Samuel Schüpbach, ein ausgewiesener Kommunikationsfachmann, führte die Teilnehmer in die Grundsätze des zwischenmenschlichen Austauschs ein und zeigte, wie leicht es zu Missverständnissen kommen kann. Beispiel: per E-Mail mit dem Nachbarbüro kommunizieren. Hier führt die mitgesendete Botschaft einer solchen schriftlichen Kommunikation in aller Regel zu Nebenwirkungen, die wenig mit der eigentlichen Nachricht zu tun haben. Die Gründe dafür liegen in den unterschiedlichen Ebenen, auf denen Absender und Empfänger kommunizieren. Auch wer seine E-Mail strikte auf der Sachebene hält, spricht mit seinem Vorgehen die emotionale Ebene des Empfängers an. Dieser wundert sich nämlich, warum er die Mitteilung auf diesem Weg erhält, und füllt seine Wissenslücke mit Vorstellungen und Interpretationen.

 

Überhaupt erfuhren die Tagungsteilnehmer einiges über die wichtigsten menschlichen Schwächen,

 

Absender und Empfänger ticken anders

 

die als Subtext die eigentliche Botschaft begleiten und diese zuverlässig torpedieren. Der Referent zitierte Untersuchungen, die zu niederschmetternden Ergebnissen gelangen. So sollen mehr als sechzig Prozent unserer Botschaften vom Gegenüber missverstanden werden. Ob es tatsächlich derart schlimm um uns steht oder nicht, sicher ist, dass wir in unserer alltäglichen Kommunikation noch vieles dazulernen müssen. Wenn wir uns dabei etwas geschickter anstellen, ersparen wir uns viel Ärger und erreichen überdies unsere Ziele viel besser. Da dies unter Zeitdruck überaus schwierig ist, gehört auch für Gefahrgutbeauftragte das Verinnerlichen des sogenannten «Eisenhower-Prinzips» zur Pflicht: Teilt man die anstehenden Aufgaben in solche, die man je nach Wichtig keit selber erledigen muss, und in delegierbare, entspannen sich auch hektische Situationen und es bleibt wieder Raum für eine lösungsorientierte Kommunikation.

Luftfracht – reich an Fallstricken

 

Dieses spannende und weit über das eigentliche Fachgebiet hinausgehende Thema wurde in einem der Fachmodule anhand eines praktischen Beispiels vertieft. Daneben bot der Gefahrguttag zahlreiche weitere Workshops an, die direkt mit der Materie zu tun hatten. Einer davon profitierte vom Austragungsort der Tagung auf dem Flughafengelände und ermöglichte den Teilnehmern einen Besuch in der Frachthalle. Denn Gefahrgut wird ja nicht nur auf der Schiene und auf der Strasse transportiert. Die «Dangerous Goods Regulation» stellt von ihrem Umfang her einen ordentlichen Wälzer dar. Dass dieser trotz nur einjähriger Gültigkeit sehr rege gelesen wird, bewiesen die abgegriffenen Seiten des Exemplars, mit dem der Experte des Dangerous Goods Acceptance Checks die Kontrolle an einem Paket vornahm.

 

Die zu beachtenden Regeln sind umfangreich und die Fallstricke für Spediteure entsprechend eng gespannt, was beim hohen Risiko, das eine unsachgemässe Luftfracht bewirken kann, verständlich ist. Minutiös wird daher Punkt für Punkt auf Checklisten kontrolliert und abgehakt. Es braucht wenig, und ein Paket wird zurückgewiesen. Dies mag übertrieben erscheinen, doch ist eine frühzeitige

 

Sensibler Bereich Luftfracht

 

Rückweisung einer späteren Blockierung des Transports – zum Beispiel beim Umschlag in Frankfurt – vorzuziehen. Gute vier Prozent des angelieferten Gefahrguts weisen Mängel auf und müssen zurückgewiesen werden, erfuhr man im Workshop. Dass dies für den Spediteur schnell einmal unrentabel wird, zeigte das zufällig gerade im Rahmen des Fachmoduls untersuchte Paket. Es war bereits am Vortag wegen eines Mangels zurückgewiesen worden, bestand aber auch im zweiten Anlauf wegen einer nunmehr untauglichen Verpackung nicht. Da jede Rückweisung 150 Franken kostet, dürfte der Gewinn hier äusserst klein geworden sein.

Nur der Wandel ist stetig

 

Es ist nicht zu ändern, Versender, Spediteure und Gefahrgutbeauftragte haben viele und umfangreiche Regelwerke zu beachten, die überdies laufend aktualisiert werden. Bereits sind die nächsten Änderungen in der Pipeline, die per 2015 umgesetzt werden müssen. Sämtliche relevanten Informationen dazu vermittelt der nächste Gefahrguttag vom 11. Juni 2014.

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