Exportrisiko minimieren, Liquidität optimieren
Bei Exportgeschäften sowie bei Dienstleistungen für Kunden im Ausland bestehen Risiken, die sich – je nach Exportland – nicht immer so einfach abschätzen lassen. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen sind bei der Absicherung gegen das Exportrisiko auf Unterstützung angewiesen.
Wer hätte vor fünf Jahren mit dem Beinahe-Bankrott eines EU-Landes gerechnet? Wer sah den «Arabischen Frühling» kommen? Und wie geht es mit Russland und der Ukraine weiter? Jeder Unternehmer ist sich bewusst, dass ein Kunde in finanzielle Schwierigkeiten geraten könnte. Er prüft dessen Bonität und baut wenn nötig zusätzliche Sicherheitselemente in seine Verträge ein. Neben dem ganz normalen wirtschaftlichen Risiko – der Insolvenz eines Kunden – können im Ausland auch unvorhersehbare politische Ereignisse dazu führen, dass die Zahlung für eine Exportlieferung oder eine erbrachte Dienstleistung ausbleibt.
Sicherer Zahlungseingang
Der häufigste Grund für Zahlungsausfälle ist das wirtschaftliche Risiko – ein privater Abnehmer steckt in finanziellen Schwierigkeiten oder ein öffentlicher Auftraggeber steht vor dem Staatsbankrott. Daneben kann aber auch die politische Lage in einem Land die Zahlung verhindern. Im Iran beispielsweise ist aufgrund der verstärkten Boykottmassnahmen der internationale Zahlungsverkehr seit Jahren praktisch blockiert. Der Ausbruch von Unruhen oder gar Bürgerkriege wie vor drei Jahren in Libyen oder heute in Syrien können die fristgerechte Lieferung – und damit die Vertragserfüllung durch den Exporteur – verunmöglichen.
Aber nur schon unterschiedliche Geschäftsgepflogenheiten, eine unklare Rechtslage oder undurchschaubare administrative Massnahmen in Ländern mit korrupten Verwaltungsapparaten können zu Problemen führen. Die ausländische Zollbehörde hält zum Beispiel die Ware monatelang an der Grenze zurück. Oder die Regierung erlässt neue Beschränkungen im Devisenhandel, was dem Kunden die Bezahlung der Ware verunmöglicht. Damit die exportierende Firma in solchen Fällen nicht leer ausgeht, kann sie sich bei der SERV dagegen absichern.
Interessant sind in diesem Zusammenhang vor allem die Lieferantenkreditversicherung und die Fabrikationsrisikoversicherung. Mit der Lieferantenkreditversicherung deckt der Exporteur seine Forderung gegenüber dem Abnehmer nach der erfolgten Lieferung. Sie erlaubt es dem Hersteller zum Beispiel, auf eine Vorauszahlung als Sicherheit zu verzichten und bei Bedarf dem Kunden auch längerfristige Zahlungsziele anbieten zu können. Mit einer Fabrikationsrisikoversicherung versichert der Exporteur seine Selbstkosten in der Entwicklungs- und Produktionsphase. Diese sind vor allem im Maschinenbau oder bei Infrastrukturprojekten üblich, wo das hergestellte Exportgut nicht anderweitig verkauft werden kann.
Liquidität für neue Exportgeschäfte
Die SERV unterstützt Exporteure auch bei der Bewältigung von Liquiditätsengpässen und berät sie bei der finanziellen Strukturierung neuer Exportgeschäfte. Denn für viele KMU ist es schwierig, neue Kredite zu erhalten, um in neue ausländische Märkte expandieren zu können. Nicht selten sind ihre Garantieund Kreditlimiten bei der Bank bereits ausgeschöpft. So muss das Unternehmen zusätzliche Sicherheiten hinterlegen, um die benötigten Kredite oder Garantien zu erhalten. Im Extremfall kann dies seine Liquidität so stark einschränken, dass es attraktive und ansonsten unproblematische Aufträge nicht übernehmen kann, bloss weil es an flüssigen Mitteln für die Produktionskosten fehlt. Erwähnenswert sind hier vor allem die Bondgarantie und die Fabrikationskreditversicherung. Diese SERVProdukte schützen eine Bank, die einem Exporteur einen Kredit gewährt oder eine Garantie stellt, vor einem Zahlungsausfall des Exporteurs. Dem Exporteur ermöglicht dies, von einer Bank zusätzliche Kredite oder Garantien zu erhalten, ohne dass seine bestehende Kreditlimite belastet wird. Oder die Bank ist dank der Absicherung durch die SERV sogar bereit, dem Exporteur einen zusätzlichen Kredit zu gewähren.
Musterbeispiel
Bondgarantie Ein fiktives Kleinunternehmen, nennen wir es Muster Lasertech AG, stellt für einen italienischen Autohersteller ein hochpräzises Laserschleifgerät her, das eigens auf dessen Produktionsprozess abgestimmt ist. In Entwicklung und Produktion dieser Spezialanfertigung muss die Muster Lasertech AG viel Geld investieren; sie verlangt vom Abnehmer daher eine Anzahlung. Der italienische Kunde ist dazu aber nur gegen eine Bankgarantie bereit. Die Hausbank der Muster Lasertech AG könnte eine solche Garantie stellen, würde dafür jedoch die Kreditlimite der Muster Lasertech AG belasten – Geld, das die Muster Lasertech AG dringend für die Produktion anderer Aufträge braucht. Mit einer Bondgarantie deckt die SERV den garantierten Betrag für den Exporteur gegenüber der Bank. So kann die Bank die benötigte Garantie für den Exporteur ausstellen, ohne dessen Kreditlimite zu belasten oder eine Bardeckung zu verlangen. Die Muster Lasertech AG erhält so einen Teil der Kosten für die Herstellung im Voraus und hat dennoch genügend flüssige Mittel, um neue Produktionsaufträge anzunehmen.
Reicht die Anzahlung für die Fabrikationskosten nicht aus, kann die SERV dem Exporteur die Beschaffung eines zusätzlichen Kredits auch mit einer Fabrikationskreditversicherung erleichtern. Mit dieser Versicherung sichert sich die Bank in unserem Beispiel dagegen ab, dass die Muster Lasertech AG den Kredit nicht zurückzahlen kann, zum Beispiel, wenn im erwähnten Exportgeschäft der italienische Autohersteller unerwartet Insolvenz anmelden würde.
SERV-Deckung als Marktvorteil
Bei der SERV – einer öffentlichrechtlichen Anstalt des Bundes – steht die Förderung der Schweizer Wirtschaft im Vordergrund. Da die meisten Industriestaaten ihre Unternehmen mit vergleichbaren Institutionen (sogenannten Exportkreditversicherungen oder Export Credit Agencies) unterstützen, tragen die Angebote der SERV zur internationalen Konkurrenzfähigkeit der Schweiz als Exportnation bei. Zum Beispiel kann ein Exporteur dank einer Lieferantenkreditversicherung der SERV dem ausländischen Kunden bei den Zahlungskonditionen entgegenkommen, was im harten internationalen Wettbewerb zuweilen für den Auftragszuschlag ausschlaggebend sein kann. Die Absicherung durch die SERV erleichtert es einem Exportunternehmen zudem, seine Forderungen an eine Bank abzutreten und zu refinanzieren. Auf diese Weise können Exporteure ihren Käufern längerfristige Ratenzahlungen anbieten, erhalten ihr Geld aber sofort.
Effektives ExportrisikoManagement
Vor allem für KMU lohnt es sich, bei jedem Exportgeschäft die Möglichkeit einer SERV-Deckung standardmässig zu prüfen. Einerseits können sie so die Risiken im Exportgeschäft minimieren, andererseits kann oft die für Exportgeschäfte zur Verfügung stehende Liquidität mit einer Versicherung oder Garantie der SERV optimiert werden. Die SERV erarbeitet gemeinsam mit dem Exporteur und gegebenenfalls seiner Bank eine für das jeweilige Exportgeschäft passende Versicherungslösung. Neukunden klären am besten im Gespräch mit einem SERV-Berater die Möglichkeiten im Voraus ab. Bestehenden Kunden steht für die vereinfachte Abwicklung der Versicherungsanträge ein elektronisches Antragsportal zur Verfügung