Excellence in Aus- und Weiterbildung

Sowohl die Anzahl erfolgreicher Bewerber im EFQM Anerkennungsprogramm bei der SAQ oder die Anzahl Preisträger beim ESPRIX Swiss Award for Excellence zeigt: Das EFQM Excellence Modell scheint gerade bei Bildungsinstituten sehr hoch im Kurs zu stehen. Denn: Wer im Bildungsmarkt als seriöser Anbieter auftreten will, kommt um den Nachweis eines Qualitätsmanagement-Systems nicht herum.

Die Bildung ist neben der Gesundheitsbranche jener Bereich, der bei Qualitätsmanagement-Systemen und Führungsmodellen besonders häufig auf das EFQM Excellence Modell setzt. Sowohl bei der SAQ wie auch bei der Stiftung Esprix Excellence Suisse beträgt die Anzahl teilnehmender Organisationen aus dem Bildungssektor von 2013 bis 2015 rund 25 %. Bei der SAQ etwa haben zwischen 2013 und 2015 bisher insgesamt 27 Bildungsunternehmen den EFQMWeg erfolgreich beschritten. Und allein dieses Jahr befanden sich unter den fünf Finalisten für den ESPRIX Swiss Award for Excellence drei Organisationen aus dem Bereich Weiterbildung.

EFQM Excellence Modell ist für Bildungsanbieter besonders geeignet
Wer als Bildungsanbieter in der Schweiz auf staatliche Subventionen zählen will, muss ein Qualitätsmanagement nachweisen können. Dafür sorgt seit 2000 das Label eduQua. Bei der Wahl des Qualitätsmanagement-Systems setzen viele Bildungsinstitute auf EFQM. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Das Modell erlaubt zum einen eine ganzheitliche Sicht auf die Vorgehensweise von Organisationen. Grundlage bilden eine Selbstund Fremdbewertung, mit welcher der Reifegrad eines Unternehmens festgestellt werden kann. Argumente, welche auch die Fachkommission Qualitätsmanagement der Rektorenkonferenz der Schweizerischen Fachhochschulen zu überzeugen scheinen. Laut Markus Hodel, Rektor der Hochschule Luzern, kam sie zum Schluss, «dass das

 

EFQM Excellence Modell eine geeignete Basis für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess in Bildungsinstitutionen mit komplexen und auch dezentralen Strukturen darstellt.» Zum anderen können sich die einzelnen Marktteilnehmer gut miteinander vergleichen – EFQM bietet dafür bekanntlich ein «Wettbewerbs-Element», im Unterschied etwa zu Qualitätsnormen nach ISO. «Über das EFQM Excellence Modell können Bildungsanbieter zeigen, dass sie sowohl lehrende als auch lernende Organisationen sind», erläutert Siegfried Schmidt von der SAQ. «Der Excellence Ansatz bietet dem Unternehmen nicht nur die Möglichkeit, den Istzustand zu bewerten, sondern sich mit dem Blick nach vorne weiterzuentwickeln.»

Erfahrungen aus der Praxis
Einer der vielen Weiterbildungsdienstleister, die sich dem EFQM Excellence Modell verschrieben haben, ist die Digicomp Academy AG. Das Unternehmen bietet Kurse und Seminare aller Art für die betriebliche Weiterbildung in Unternehmen an. Im letzten Jahr konnte Digicomp von der SAQ die Anerkennung R4E 4 Star entgegennehmen. CEO und Inhaber Peter Kupper ist vom Modell überzeugt. «Es ist ausgewogen und hilft, blinde Flecken über qualifizierte Fragen zu erhellen.» Seit das Unternehmen mit EFQM arbeitet, sei es gelungen, über die Ganzheitlichkeit alle Schattierungen des Geschäftsmodells spiegeln zu können. «Wir sind insgesamt als Unternehmen reifer geworden», so Kupper. Angesprochen auf die Komplexität des Modells meint Peter Kupper: «Das Modell ist komplex, ja. Und es ist nicht immer einfach, dies auf allen Stufen zu erklären. Bei allen Entscheidungen immer den Masterplan im Auge zu behalten, ist wohl die grösste Herausforderung.» Und weiter: «Wir hoffen natürlich, dass auch die Kunden merken, dass wir nach diesem integralen Modell arbeiten.» Den Ausschlag gebe die Kundenzufriedenheit, so Kupper. «Diese ist bei Digicomp sehr hoch.» Hilft das EFQM Excellence Modell auch bei der Positionierung des Unternehmens allgemein? «Leider ist das Modell immer noch zu wenig verbreitet», bedauert Peter Kupper. «Als Anwender bewegt man sich in einem kleinen Kreis. Und innerhalb dieses Kreises wird der Wert des Modells richtig eingeschätzt und entsprechend honoriert.»

 

Auch AKAD Business, Teil der Kalaidos Bildungsgruppe, hat den EFQM-Weg bei der SAQ eingeschlagen und bereits zahlreiche Etappenziele erfolgreich erreicht. «EFQM ist eine optimale Unterstützung, um die Unternehmensführung aus den relevanten Perspektiven zu durchleuchten und zu optimieren. Es hält uns fit,» sagt dazu Direktorin Claudia Zürcher. «EFQM hilft uns, die kantonalen Auflagen im Bereich des Qualitätsmanagements zu erfüllen.» Seit AKAD Business das Modell anwendet, sei auch das Bewusstsein für die Prozessoptimierung gestiegen. «Wir führen ein Cockpit mit qualitativen und quantitativen Schlüsselindikatoren», so Claudia Zürcher weiter. Als Herausforderung aber bei der Umsetzung des Modells bezeichnet sie dabei die stets begleitende Frage: «Gewinnen wir dadurch einen Studierenden mehr?» Derzeit setzt AKAD Business für die Positionierung des Unternehmens am Markt EFQM nicht ein. «Ein Bildungsinteressierter hat in erster Linie andere Beweggründe, eine Bildungsinstitution zu wählen», meint Claudia Zürcher. Schön eigentlich, wenn Bildungskonsumierende Qualität fast schon stillschweigend voraussetzen können…

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