Ein Qualitätsprodukt braucht gutes Management
Ein neues Produkt auf den Markt bringen oder Fasnachtskostüme aus China impor-tieren? Beides ist erst dann erfolgversprechend, wenn die gesetzlichen Vorschriften rund um Produktehaftpflicht und Produktesicherheit erfüllt sind. Und das bedeutet auch, in die Welt der Normen einzutauchen.
Nimmt man die EU-Gesetzgebung genauer unter die Lupe, erkennt man die Bedeutung der internationalen Normen. Im Bereich der Produktesicherheit sind sie nicht nur allgegen-wärtig, sondern haben als harmonisierte Nor-men auch einen Rechtscharakter. Und das gilt auch in der Schweiz. Denn sie hat für diesen Bereich die EU-Gesetzgebung weitgehend übernommen, was den Vorteil hat, dass in der Schweiz zugelassene Produkte auch in den EU-Ländern anerkannt werden.
Eine Schweizer Fachstelle kümmert sich um den Normendschungel
Die EU-Vorschriften zur Produktesicherheit sind auf den ersten Blick einfach aufgebaut: Es gibt rund 27 Richtlinien und Verordnungen, denen die Produkte zugeordnet werden – und diese definieren die allgemeinen Gesundheits-und Sicherheitsanforderungen an Produkte. Doch dann wird es komplizierter: Rund 5000 harmonisierte Normen sind den Richtlinien rechtsgültig «angehängt». Das bedeutet, dass je nach Produkt sehr spezifische Normen gelten. In der Schweiz gibt es die Schweizerische Nor-men-Vereinigung (SNV), die die internationa-len Normen verwaltet und sie öffentlich zu-gänglich macht. Die SNV macht dies im Auftrag des Bundes und sie ist das Bindeglied zur inter-nationalen Normung. Die SNV ist aber auch ei-ne private Organisation, die der Schweizer Wirtschaft den Zugang zu den internationalen Normungsorganisationen ISO und CEN er-möglicht. Mit mehr als 600 Mitgliedern, dar-unter Unternehmen und Institutionen, ist die Vereinigung ein gutes Beispiel für eine einge-spielte «Public-Private-Partnership», für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen öf-fentlicher Hand und Privaten.
Produkte mit Sicherheitsmängeln dürfen nicht auf den Markt kommen
Erst wenn ein Autotyp wegen mangelhaften Bremsen, Fasnachtskostüme aufgrund leichter Entflammbarkeit oder Nuggis wegen Ersti-ckungsgefahr zurückgerufen werden, merken Konsumentinnen und Konsumenten, dass Produkte immer wieder auf Sicherheit und Einhaltung der Vorschriften überprüft werden. Der Staat übt so seinen gesetzlichen Auftrag zur Marktüberwachung mit Kontrollorganen aus. Hersteller, Händler und Importeure tragen eine Eigenverantwortung und müssen be-wusst mit den Fragen der Produktesicherheit und Produktehaftung umgehen. Manch ein Rückruf wäre wohl nicht nötig, wären diese vertrauter mit den regulatorischen Vorschrif-ten und normativen Anforderungen. Aus die-sem Grund lanciert die Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit der SNV den neuen CAS-Studiengang «CAS Product Lifecycle Manage-ment». Thematisiert werden strategische The-men, Risikoabschätzung, Qualitätsmanagement, Produktionssicherheit und ganz kon-krete Themen zu Stationen eines Produkt-Le-benszyklus. Das Programm spricht nicht nur Produktentwicklerinnen und -entwickler an, sondern auch das Management, Mitarbeitende von Händlern, Importeuren und insbesondere die CDO’s (Chief Digital Officers) an, die den Produkt-Lebenszyklus über seine gesamte Ge-brauchsdauer organisieren und bewirtschaf-ten müssen.
Die Prozesse müssen von Anfang an durchdacht werden
Erfüllen neue Produkte die regulatorischen Rahmenbedingungen und die damit ver-knüpften Normen, steht der Markteinführung nichts mehr entgegen. Doch dann folgt die «Nachmarkt-Pflicht». Das heisst, dass ein Pro-dukt während seiner ganzen Gebrauchsdauer beobachtet und im Rahmen von Industrie 4.0 digitalisiert werden muss. Je nach Produkt gibt es also Hunderte von Mess- und Prüfresultaten sowie Rückmeldungen aus dem Verkauf, die dokumentiert und archiviert werden müssen, beispielsweise zu Mängeln, Nachbesserungen oder Rückrufen. Dafür ist ein Produkt-Lebens-zyklus-Management (PLM) oder «Life Cycle Management» erforderlich, das idealerweise in das Gesamtmanagement-System eingebunden ist. Denn Qualitätsprodukte sind letztlich auch ein Resultat von Unternehmen, deren Manage-ment auf Qualität, Umwelt, Arbeits- und Infor-mationssicherheit achtet und die ISO-Normen zu diesen Themen berücksichtigt.