Ein Jahr ISO 9001:2015

«Normen sind stärker als Gesetze: Wer sie missachtet, den bestraft der Markt.» Dieses Zitat von Reto U. Schneider, «NZZ Folio»-Redaktor, bringt es auf den Punkt: Die Qualitäts-managementsystem-Norm ISO 9001 ist heute für viele Unternehmen­ geradezu «Pflicht», um sich überhaupt für Kundenaufträge­ bewerben zu können. Eine Einschätzung nach einem Jahr ISO 9001:2015.

Ein Jahr ISO 9001:2015

 

 

Durch die Grossrevision der ISO-Norm 9001:2015 müssen Unterneh-men Anpassungen ihres Qualitätsmanagementsystems vornehmen. Die Vereinfachung und grössere Praxisorientierung hat zu einer strukturierteren Norm geführt, die den Organisationen mehr Freihei-ten aber auch mehr Eigenverantwortung in Bezug auf Regeln und Vor-gaben überträgt. Welches sind die Kernpunkte der Revision und wie gelingt eine problemlose Umstellung?

Wettbewerbsfaktor Kundenzufriedenheit
Eine Qualitätsmanagementnorm beschreibt – neben allgemeinen An-leitungen, wie Prozesse geführt werden und der Unternehmensbe-trieb gestaltet wird –, welche Anforderungen ein Unternehmen erfül-len muss, um seinen Kunden dauerhaft Qualitätsleistungen anbieten zu können. Damit schafft die Norm Kundenzufriedenheit und Ver-trauen – die entscheidenden Erfolgsfaktoren im heutigen globalen Wettbewerb. Denn je reibungsloser ein Kundenwunsch durch das komplexe System einer Organisation läuft, desto zufriedener und schlussendlich oft auch loyaler ist der Kunde. Dies ist denn auch die Intension der Revision: Sie möchte nicht belasten, sondern unterstüt-zend zu einem optimalen Unternehmensbetrieb beitragen.

Kernpunkte der revidierten Norm ISO 9001:2015
Seit ihrer Erstpublikation 1987 durchlief ISO 9001 mehrere Revisio-nen: Zuerst wurde die Qualitätssicherung zur Managementaufgabe ergänzt, später der prozessorientierte Ansatz eingeführt. Die aktuel-le 2015er-Version stärkt die Verantwortung der Führung, indem sie das Qualitätsmanagement zur «Chefsache» erklärt und einen risiko-basierten Ansatz fordert, bei welchem es darum geht, Risiken zu identifizieren und entsprechende Massnahmen zur Risikobehand-lung zu ergreifen, aber auch darum, Chancen erfolgreich zu nut-zen. Ein weiterer Kernpunkt besteht darin, seine interessierten Parteien zu kennen und zu wissen, wie man mit ihnen umgeht. Ebenso wird der Prozessansatz weiterentwickelt, indem die Anfor-derungen an ein prozessorientiertes Management verbindlicher beschrieben werden. Eine Herausforderung stellt sich ferner be-züglich des Umgangs mit dem Wissen der Organisation. Abschlie-ssend wird in allen kommenden ISO-Managementsystem-Normen eine einheitliche Grundstruktur und Terminologie verwendet, was ein besseres Verständnis von zukünftigen ISO-Normen ermöglicht und eine vereinfachte Integration zusammenwirkender ISO-Nor-men zulässt.

Umstellung auf die neue Norm 9001:2015
Schätzungen zufolge haben sich rund 40 Prozent des Inhalts gegen-über der letzten Version verändert und Unternehmen, die nach ISO 9001:2008 zertifiziert sind, haben drei Jahre Zeit, ihr Qualitäts­ management auf die neue Norm umzustellen. Erfahrungsgemäss kann dieser Prozess rund ein Jahr dauern. Unterstützung bei der Um-stellung auf ISO 9001:2015 bietet die Schweizerische Normen-Vereini-gung (SNV). Sie hat sich zum Auftrag gesetzt, Unternehmen aller Branchen und Grössen und deren Anwendern, u.a. durch Ausbildung und Schulung, Normen verständlich zu machen und zu zeigen, wie man sie praktisch umsetzen kann.

 

Ein Seminar zum Thema «ISO 9001:2015 – Umsetzung im Unter-nehmen» wird am 19. Mai 2017 in Winterthur durchgeführt und bietet Hilfe, die Änderungen richtig zu interpretieren und einfach im eige-nen Unternehmen umzusetzen. Ausserdem besteht die Möglichkeit einer Mitgliedschaft bei der SNV. Dies ermöglicht Unternehmen sel-ber aktiv den Normungsprozess zu beeinflussten, aus erster Hand über technische Entwicklungen informiert zu werden und von Rabat-ten auf Produkte und Dienstleistungen zu profitieren.

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