Ein integrer Überblick über das Internet der Dinge
Das Internet der Dinge ist kein neues Konzept. Der Begriff wurde zwar erst vom britischen Unternehmer Kevin Ashton in den 90er-Jahren eingeführt, die grundlegenden Bausteine, wie Halbleiter und drahtlose Netzwerke, existierten aber schon eine Weile zuvor. Über die Vorteile und Werte des «Internet of Things».
Das Internet der Dinge besteht aus verschiedenen Hardwareund Software-Komponenten. Die Hardware beinhaltet vernetzte Devices – von einfachen Sensoren bis zu Smartphones und sogenannten «Wearable Devices» (bspw. Google Glass) – und die Netzwerke, welche die Verbindungen ermöglichen. Software-Komponenten bestehen vor allem aus Datenspeichern, analytischen Programmen und Benutzerschnittstellen, um die gewünschten Informationen anzuzeigen.
Die Vorteile und der Added Value für die Wirtschaft und den Endbenutzer ergeben sich durch das komplexe Zusammenspiel all dieser Bausteine. Die Grundidee besteht darin, dass Gegenstände ähnlich wie Computer eine Kennung bekommen und durch diese über ein Netzwerk angesteuert werden können. Dabei werden diese Objekte eine phantastische Menge an Daten generieren und damit das Tor zu neuen Optimierungsmöglichkeiten öffnen. Im Grunde führt das Internet der Dinge eine Verschmelzung der physikalischen und digitalen Welt herbei.
Der mobile Zugang zum Internet, gekoppelt an ein schnelles Wachstum des Mobile-Phone- Marktes, hat einen Benutzerbedarf für das Internet der Dinge geschaffen. Im Folgenden werden einige Treiber erläutert, die das Ökosystem und die Weiterentwicklung des Internets der Dinge vorantreiben.
Die wichtigsten Exponenten, welche den Markt mitgestalten, kommen aus dem kommerziellen Umfeld (off-line und on-line), aus der Forschung und staatlichen Institutionen.
Treiber
Ein wichtiger Treiber bei der Entwicklung und Verbreitung des Internets der Dinge ist die «Kostenimplosion » in der Halbleiterindustrie. Ohne diese Komponenten wäre kein effizientes Sammeln von Daten über Sensoren möglich. Zusätzlich ist die Miniaturisierung ein wichtiger Faktor, um eine »Unsichtbarkeit» in der physikalischen Welt zu garantieren. Der Bedarf an Mikrochips im Mobile- und Tablet-Markt hat die Kosten dieser Chips signifikant reduziert.
Die erhöhte Netzwerkverfügbarkeit und das stetige Steigen der Bandbreiten sind wichtige Faktoren, damit das Internet der Dinge auf der operativen Stufe überhaupt möglich wird. Die Anzahl der verfügbaren Adressen für die Verbindung von Objekten mit dem Internet hat sich mit der Einführung des IPv6 3 von 4 Milliarden auf 340 Billionen erhöht. Drahtlose Netzwerke erlauben die Verbindungen von Objekten, welche in einem statischen Umfeld nicht möglich sind.
Speichertechnologien und Daten- Management sind weitere Key-Drivers. Durch die Open- Source-Bewegung haben sich die Kosten für IT auf der Server-Seite massiv reduziert. Neue Speichermethodologien schaffen die Grundlage zur Verarbeitung von grossen Datenmengen – nahezu in Echtzeit.
Die Entwicklung von immer mächtigeren Analysewerkzeugen und Applikationen ermöglicht es, aus Daten Schlüsse von strategischer Relevanz zu ziehen.
Mögliche Unsicherheiten
Alles zusammengenommen haben diese Treiber das Potenzial, das Internet der Dinge zu einem der wichtigsten Bestandteile unseres täglichen Lebens werden zu lassen. Es darf aber nicht vergessen gehen, dass neue Technologien oft einen kurzfristigen Hype auslösen. Es ist also auf gar keinen Fall gesichert, dass all die neuen Entwicklungen auch «überleben» werden.
Gemäss Gartner befindet sich das Internet der Dinge jetzt am sogenannten «peak of inflated expectations » 4. Der Hype ist gegenwärtig, damit also am grössten. Wie das Internet selber, wachsen auch junge Technologien organisch. Zurzeit existieren noch nicht viele Business-Modelle, welche das Potenzial haben, bestehende Märkte aufzuwühlen – Stichwort «Disruptive Technologies». Die frühen und relevanten Entwicklungen kommen vor allem von Industrieriesen, welche die finanziellen Mittel haben, in den Markt und die Forschung von neuen Technologien zu investieren.
Eine weitere mögliche Hürde ist das Fehlen von Standards. Es gibt viele parallele Entwicklungen und Infrastrukturen. De facto haben sich bis jetzt aber noch keine solchen Standards gebildet. Diese sind aber nötig für die Verbreitung der Technologie im Sinne der Interoperabilität und Offenheit.
Zusätzlich bilden solche Infrastrukturen ganz neue Herausforderungen in puncto Sicherheit. Wie werden immer kleinere Devices vor Cracking-Angriffen geschützt 5 ?
Vorteile und Risiken
Der Erfolg und endgültige Durchbruch des Internet der Dinge hängt sensibel davon ab, wie die Gesellschaft die Vorteile und Risiken dieser Technologie beurteilt. Es ist klar belegt, dass die gesellschaftliche Wahrnehmung einer neuen Entwicklung einen entscheidenden Einfluss auf deren Erfolg im Markt als solche hat6. Mögliche Faktoren, die für die Wahrnehmung wichtig und entscheidend sein können:
- Datensicherheit und entsprechende Regulierungen
- Regelung der Verantwortlichkeiten, Austrittsmöglichkeiten (wie melde ich die Services meines Kühlschrankes ab?)
- Klarheit über die Kontrolle und das Wissen, wer die Forschung in diesen Bereichen finanziert und vorantreibt
Ökonomisches Potenzial
Gemäss McKinsey hat das Internet der Dinge das Potenzial, bis 2025 zusätzlich etwa sechs Billionen Dollar in die globalen Märkte einzuschiessen7. Andere Schätzungen gehen sogar doppelt so weit. Das Internet der Dinge wird verschiedene Marktsektoren in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und unterschiedlich stark beeinflussen 8.
Morgan Stanley zum Beispiel schätzt, dass die Echtzeitanalyse von lokalen Wetterdaten im globalen landwirtschaftlichen Sektor Ersparnisse bis zu 20 Milliarden Dollar bringen kann9. ABI Research sagt voraus, dass die Anzahl mit kommunikationskompatiblen Devices ausgerüsteten Autos sich alle vier Jahre verdoppelt. Neue Optimierungsstrategien durch das Internet der Dinge und das Aufkommen von autonomen Fahrzeugen werden den öffentlichen Verkehr massiv verändern und kostengünstiger gestalten. Auch Regierungen werden grundsätzlich von den neuen Entwicklungen profitieren, wie Cisco in einer Studie aufgezeigt hat 10. Die Studie führt neben dem öffentlichen Verkehr auch den Energiesektor und das Gesundheitswesen als Profiteure der neuen Technologie auf.
Das Internet der Dinge ist keine Zukunftsmusik mehr, sondern längst real und in unserem Alltag angekommen. Dazu gehören mehrheitlich einfachere Anwendungen wie beispielsweise die Paketnachverfolgung oder Fitnesstracker. Aber auch integrierte Sensoren im Auto, die durch die ständige Produktion von Daten die Wartung effizienter und kostengünstiger gestalten, oder etwa der vernetzte Haushalt, der mit intelligenten Thermostaten ausgerüstet ist (Projekt Nets von Google) sind weitere Beispiele. Daran lässt sich erkennen, dass die Technologie leise und beständig unser tägliches Leben infiltriert. Wie sich das Internet der Dinge weiterentwickelt, welche Player sich durchsetzen werden und wie stark diese Technologie tatsächlich unser tägliches Leben beeinflussen wird, kann man wie bei anderen neuen Entwicklungen (noch) nicht voraussagen. Der Trend, dass die physikalische und die digitale Welt immer mehr verschmelzen, wird aber nicht mehr aufzuhalten sein.
Unternehmen sollten sich deshalb ernsthaft mit dieser Thematik auseinandersetzen, damit sie nicht Gefahr laufen, wichtige Entwicklungen zu verpassen und dadurch ins Hintertreffen geraten. Das Ökosystem bietet auch genug Raum für findige Start-up-Ideen, vor allem im Bereich der Datenanalyse, Visualisierung und Applikationen im Generellen.