eHealth: Internationale Koordination für Schweiz blockiert

eHealth Suisse verfolgt seit vielen Jahren eHealth-Aktivitäten auf europäischer Ebene zu verwirklichen. Sie wirkte bisher aktiv in diversen Projekten mit. Nun hat die EU-Kommission aber mitgeteilt, dass die Schweiz nicht mehr in den europäischen eHealth-Koordinationsgremien mitarbeiten darf.

 

Die EU schliesst die Schweiz aus der europäischen eHealth-Koordination aus, wie es in einer Mitteilung von eHealth Suisse ende Oktober 2018 heisst. (Symbolbild: depositphotos)

Die EU schliesst die Schweiz aus der europäischen eHealth-Koordination aus. Begründet wird dies mit der seit 2013 im EU-Raum geltenden Richtlinie zur grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung. Diese gibt den Patienten das Recht, sich überall in der EU von einer Gesundheitsfachperson behandeln und die Kosten erstatten zu lassen. Weil die europäische eHealth-Koordination an dieser Richtlinie angehängt ist und die Schweiz diese nicht übernommen hat, sei eine Mitarbeit nicht mehr möglich, teilte die EU-Kommission mit.

Der Bund und eHealth Suisse haben den Beschluss zur Kenntnis genommen und prüfen jetzt das weitere Vorgehen.

Betroffen sind die Mitarbeit in „eHealth Action“ und im „Connecting Europe Facility“-Programm. Siehe einzelne Projekte in der folgenden Übersicht:

eHealth Network

Das «eHealth Network» ist das zentrale strategische Entscheidungsorgan der Europäischen Union (EU). Es definiert eine gemeinsame Vision und erarbeitet unverbindliche Richtlinien. Bisher hat das «eHealth Network» Leitlinien zu den Themen Patient Summary, ePrescription sowie National Contact Points (NCP, Gateway für den grenzüberschreitenden Datenaustausch) erarbeitet.

Die «eHealth Action» bereitet die fachlichen Unterlagen für das «eHealth Network» vor.

Connecting Europe Facility-Programme

Das «Connecting Europe Facility-Programme» (CEF) ist ein umfassendes Infrastrukturprogramm im Bereich der digitalen Wirtschaft der EU. Dieses läuft von 2014 bis 2020. Die EU investiert hier 7,5 Millionen Euro für eHealth. Damit will sie eine sogenannte «Digital Service Infrastructure» in Europa aufbauen. Auf der Basis einheitlicher Infrastrukturkomponenten (z.B. sogenannte nationale Kontaktpunkte «National Contact Points») will die EU den länderübergreifenden elektronischen Datenaustauch ermöglichen (Cross-Border eHealth Information Services CBeHIS).

In den Projekten epSOS und EXPAND (siehe unten) wurde ein solcher nationaler Kontaktpunkt für die Schweiz in Genf pilotmässig aufgebaut. eHealth Suisse arbeitet zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) und den Genfer Projektpartnern auf die dauerhafte Etablierung des nationalen Kontaktpunktes gemäss Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG) hin.

 

Weitere Internationale Aktivitäten:

Integrating the Healthcare Enterprise

Integrating the Healthcare Enterprise (IHE Schweiz und IHE Europe) ist auf Initiative von Gesundheitsfachleuten und –Industrie ins Leben gerufen worden. Ziel ist, den Austausch von Gesundheitsinformationen zwischen den verschiedenen Computersystemen zu verbessern.

Abgeschlossene eHealth-Projekte mit der EU:

EXPAND

Die EU hat das Projekt «Expanding Health Data Interoperability Services» (EXPAND) lanciert, um die Erkenntnisse aus dem epSOS-Projekt wahren zu können. EXPAND lief von Anfang 2014 bis Ende 2015 mit dem Ziel,

  • die Infrastruktur (National Contact Point) und die unter epSOS betriebenen Anwendungen zu erhalten und auszubauen;
  • die Frist bis zum Inkrafttreten des Programms «Connecting Europe Facility» (CEF) zu überbrücken.

Die Schweiz hat ab Oktober 2014 im Rahmen einer Kooperation von eHealth Suisse mit dem Universitätsspital Genf (Hôpitaux Universitaires de Genève HUG) und der Fachhochschule Westschweiz Genf HES-SO am EXPAND-Projekt teilgenommen. Dank der Teilnahme an EXPAND kann der im Projekt epSOS etablierte Genfer National Contact Point unter der Verantwortung des Kantons Genf fachgerecht weiterbetrieben werden.

epSOS

Das Projekt epSOS ist Ende Juni 2014 offiziell ausgelaufen. Das im Jahr 2008 lancierte eHealth-Projekt hat eine Vielzahl europäischer Länder in einer praxisorientierten Zusammenarbeit vereint. Das Angebot der aufgebauten Services bleibt in der Schweiz auch nach dem epSOS-Projektabschluss erhalten. Die Teilnahme der Schweiz am Projekt epSOS zwischen 2011 bis Mitte 2014 mit der Pilotanwendung am Universitätsspital Genf (Hôpitaux Universitaires de Genève HUG) ist durch die Unterstützung des Kantons Genf, des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), von eHealth Suisse und von der Fachhochschule Westschweiz Genf HES-SO ermöglicht worden. Seit Juli 2014 werden die Schweizer epSOS-Services unter der Verantwortung des Kantons Genf weitergeführt. Das HUG bietet nicht alle von epSOS angebotenen Services an, sondern konzentriert sich darauf, anderen Teilnehmerregionen den Zugriff auf das sogenannte «Patient Summary» der Patientinnen und Patienten des HUG zu ermöglichen.

Eine wichtige «Lesson Learned» sehen die HUG in der Bedeutung und Komplexität der semantischen Codierung von medizinischen Informationen. Die Evaluation des Bereichs «Bereitschaft» der Schweizer epSOS-Pilotanwendung durch eHealth Suisse zeigt ihrerseits auf, dass Interoperabilität im weiteren Sinne machbar ist, trotz unterschiedlicher nationaler Ausgangsbedingungen. Zudem bestätigen die Evaluationsresultate, dass die Auswahl offener Standards von eHealth Suisse (z.B. IHE, CDA, HL7, Snomed) die richtige Strategie ist.

CALLIOPE

Das Projekt Call for Interoperability (Calliope) ist im Juli 2008 gestartet und hat bis Ende 2011 gedauert. Vertreten waren 22 EU- und EFTA-Länder. Die Schweiz war Mitglied des Projekts ab Februar 2009. Primäres Ziel von Calliope war die Informationsvernetzung (Funktion als Plattform).

Weitere Entwicklungen zur eHealth-Implementierung in der Schweiz finden Sie unter:

www.e-health-suisse.ch

 

 

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