DLT auf Basis von Schweizer Qualitätsstandards
Ein neues Whitepaper zeigt einen möglichen Ansatz für die Schaffung eines Distributed Ledger Technology (DLT) der Schweiz. Aufgegliedert in die sogenannten «4 Trusts», liefern die Autoren Grundlageninformationen für den technischen und rechtlichen Rahmen zum Aufbau und Betrieb einer sicheren, interoperablen, zuverlässigen und vertrauenswürdigen digitalen Infrastruktur, wie der Verband digitalswitzerland schreibt. Das Whitepaper sei für Anwender, Berater, Behörden zugleich Navigationshilfe und Wissensvermittlung.
Unter dem Dach von digitalswitzerland werde der Ansatz einer föderativen und kollaborativen Innovation verfolgt, um ein offenes Repository für die technischen und rechtlichen Informationen, Definitionen und Standards zu schaffen, die eine sichere, interoperable und zuverlässige Schweizer Distributed-Ledger-Technology-Infrastruktur ermöglichen werden. Der Aufbau eines neuen DLT-Ökosystems auf der Basis von Schweizer Qualitätsstandards erfordere die Zusammenarbeit von Unternehmen, Organisationen und Experten sowie die Interaktion mit politischen Entscheidungsträgern und Regulatoren, betont der Verband. So würden Bürgerinnen und Bürger dabei unterstützt, das Potenzial der DLT-Technologie zu nutzen, indem die unabhängige Speicherung von digitalen Informationen, Werten und Rechten sowie deren unkomplizierte, rechtssichere und effiziente Übertragung möglich gemacht werde. Um dies zu erreichen, hätten die Unternehmen MME und Swisscom Branchenführer und Experten aus der Wissenschaft und der Wirtschaft zusammengebracht, um Kohärenz zwischen den technischen und rechtlichen Bereichen herzustellen und gemeinsam laufende DLT-Initiativen zu fördern.
Johannes Höhener (Swisscom), Co-Initiator von 4T-DLT: «Das weltweit führende Schweizer Blockchain-Ökosystem soll mit dem skizzierten Ansatz weiter gestärkt werden. Darin werden die jüngsten Änderungen des Bundesgesetzes zur Anpassung des Bundesrechts an Entwicklungen der Technik verteilter elektronischer Register (DLT-Gesetzesanpassungen) berücksichtigt. Gemeinsam schaffen sie eine solide Grundlage für weiteres Wachstum.»
Luka Müller-Studer (MME), Co-Initiator von 4T-DLT: «Die erfolgreiche Anwendung einer neuen Technologie erfordert ein gemeinsames Verständnis deren Grundlagen. Das 4T-DLT-Whitepaper hilft dem Anwender, dem Berater, den Behörden sich zu orientieren und gemeinsam nach Lösungen zu finden.»
4 Elemente des Vertrauens
Das Whitepaper ist in vier Teile gegliedert, von denen sich jeder mit einer der zentralen Säulen einer vertrauenswürdigen DLT-Infrastruktur befasst, um die Akzeptanz der DLT-Technologie zu unterstützen und zu fördern:
- Konfiguration: Dieses Kapitel beschreibt, wie die Authentizität, Integrität, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit von Informationen über digitale Vermögenswerte gewährleistet werden kann. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Synchronisierung von On- und Off-Chain-Informationen, das heisst von rechtlich relevanten Daten mit technischen Informationen. Das volle Potenzial der neuen Technologie kann nur durch die sichere und effiziente Verknüpfung von Off-Chain-Dokumenten, wie z.B. der Registrierungsvereinbarung, mit den entsprechenden DLT-Informationen ausgeschöpft werden.
- Konsens: Dieses Element legt die Anforderungen an die (Inter)-Operabilität zwischen Protokollen fest. Es wurden zehn Grundsätze definiert, an die sich alle DLT-Schnittstellen halten sollen, um eine effektive, sichere und fehlerfreie Kommunikation zu erreichen.
- Verwahrung: Dieser Teil befasst sich mit der Frage, wie digitale Vermögenswerte im Rahmen von Selbst- und Fremdverwahrungslösungen zuverlässig und einfach aufbewahrt werden können. Es bietet einen Überblick über die Regulierung von Verwahrungslösungen nach geltendem Schweizer Recht und zeigt auf, wie die Integrität des Finanzmarkts und der Investorenschutz gewährt werden können.
- Transaktion: Das letzte Kapitel legt dar, wie die rechtssichere Übertragung von digitalen Vermögenswerten «Peer-to-Peer» zwischen Nutzern einer digitalen Infrastruktur einfach und intermediärslos sichergestellt werden kann. Ein Fokus liegt dabei insbesondere auf dem neuen Rechtskonzept rund um das Registerwertrecht, das im Rahmen der DLT-Gesetzesanpassungen Einzug ins Obligationenrecht gefunden hat. Es wird untersucht, welche vertraglichen Grundlagen als Minimalinhalt geschaffen werden müssen, um einen rechtsgültigen Transfer von entmaterialisierten, digitalisierten Rechten zu ermöglichen.
Mit der Publikation dieses Whitepapers möchten die Autoren dazu beitragen, dass sich die Schweiz weiterhin als einer der weltweit führenden, innovativen und nachhaltigen Standorte für Fintech-Unternehmen und DLT-Initiativen etabliert und entwickelt, wie digitalswitzerland in seiner Medienmitteilung schreibt.
Die Veröffentlichung des Whitepapers läute auch die nächste Phase der 4T-DLT-Initiative ein. Momentan würden die Initianten an der Schärfung der nächsten Ziele arbeiten – man freue sich auf eine Erweiterung des Kollaborationskreises, wird mitgeteilt. In einem regelmässig stattfindenden Forum solle offen branchenübergreifend über Innovation, Erfahrungswerte und Verbesserungsansätze in Industrie und Akademie diskutiert werden.
Quelle: digitalswitzerland
Was ist DLT?
Bei der Distributed-Ledger-Technologie handelt es sich um die Basistechnologie für alle Arten von Blockchain-Anwendungen. DLT funktioniert wie ein digitales Geschäftsbuch: Die an einer Transaktion beteiligten Partner legen die Daten der Transaktionen in einer Blockchain ab. Dadurch sind sie für alle Partner unter Wahrung der Vertraulichkeit in Echtzeit einseh- und überprüfbar. Rückwirkend können die Daten nicht verändert werden. Die gegenseitige Kontrolle und die Unveränderbarkeit der Daten schaffen Nachweisbarkeit und Vertrauen. Weil alle Partner in Echtzeit auf dieselben Daten zugreifen, vereinfachen Blockchains die Zusammenarbeit und ermöglichen eine höhere Automatisierung von administrativen Prozessen.
Quelle: www.post.ch