Digitalisierung des Gesundheitssystems: Schweizer Bevölkerung ist reif dazu
Ergebnisse der von digitalswitzerland publizierten Studie „Das digitale Gesundheitssystem aus der Sicht der Bevölkerung” zeigen, dass die Schweizer Bevölkerung bereit sei, ein digitales Gesundheitssystem zu nutzen, sofern es einen klaren Mehrwert bietet – etwa eine bessere Benutzerfreundlichkeit, verbesserte Diagnosen und Behandlungen sowie geringere Gesundheitskosten.
Die Digitalisierung hat in vielen Industriezweigen an Fahrt aufgenommen. Doch der Gesundheitssektor hinkt weit hinterher. Damit die digitale Transformation des Gesundheitssystems gelingen kann, müssen die Bedürfnisse und Ängste der Schweizer Bevölkerung berücksichtigt werden. Vor diesem Hintergrund lancierte digitalswitzerland 2022 mit Digital Health eine neue Initiative, die darauf abzielt, das gesamte Schweizer Gesundheitssystem zu digitalisieren und patientenzentriert zu gestalten. Dies soll dazu beitragen, die Transparenz, die Zugänglichkeit und das Verständnis von Gesundheitsinformationen für die gesamte Schweizer Bevölkerung zu verbessern. Wie die Schweizer Bevölkerung die Digitalisierung des Gesundheitssystems bewertet, wurde nun mit einer Umfrage untersucht.
Je höher das Bildungsniveau, desto höher die Gesundheits- und digitale Kompetenz
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass viele Schweizer Bürgerinnen und Bürger ihre Gesundheitskompetenz (76%) und digitale Kompetenz (72%) als hoch bis sehr hoch einschätzen. Dabei steigt die Gesundheitskompetenz mit zunehmendem Alter, während die digitale Kompetenz abnimmt. Auch das Bildungsniveau spielt eine wichtige Rolle: Personen mit einem höheren Bildungsniveau verfügen über eine höhere Gesundheits- und digitale Kompetenz. „Gesundheit und digitale Kompetenz sollten bereits in der obligatorischen Schulzeit thematisiert werden, damit alle Bürgerinnen und Bürger die gleichen Chancen haben, diese wichtigen Fähigkeiten von heute und morgen zu entwickeln” folgert Jade Sternberg, Projektverantwortliche Digital Health, digitalswitzerland und Hauptautorin der Studie.
Schlüsselfaktor für die Digitalisierung des Gesundheitssystems: Vertrauen
Vertrauen in die verschiedenen Gesundheitsorganisationen, die bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems eine Rolle spielen, ist besonders wichtig. In Bezug auf den Umgang mit Gesundheitsdaten haben 70% der Befragten ein grosses bis sehr grosses Vertrauen in Gesundheitsanbieter inklusive Spitäler, gefolgt von der Regierung (47%), während der private Sektor (22%) das geringste Vertrauen geniesst. Das Vertrauen in Spitäler und Hausärzte begründet deren hohen Stellenwert als wichtigste Quelle für Gesundheitsinformationen (54%). Medizinisches Personal ist seit Jahrhunderten ein zentrales Element des Gesundheitssystems, aber es gibt Anzeichen für einen Wandel hin zu einem System, das weniger auf das medizinische Fachpersonal und mehr auf Patient:innen ausgerichtet ist.
Patienten und Patientinnen nehmen eine zunehmend aktive Rolle ein
Zugleich verändert sich auch die Rolle der Patientinnen und Patienten, denn sie nehmen eine aktivere Rolle und mehr Eigenverantwortung ein als in der Vergangenheit. So bezeichnen 31% der Bevölkerung nicht mehr ausschliesslich behandlungsbedürftige Menschen als Patient/-innen. Jeder Mensch ist eine Patientin oder ein Patient, egal ob gesund, krank oder verletzt. Dies spiegelt sich auch in der zunehmenden Vielfalt der Präventionsangebote von Krankenkassen wider. Das Gesundheitssystem von morgen sollte patientenzentriert sein und Patient/-innen in die Lage versetzen, sich über ihre Gesundheit zu informieren und sich stärker mit Präventionsmassnahmen auseinanderzusetzen. Dies mit dem Ziel, eine aktivere und gesündere Gesellschaft zu fördern.
„Wir schöpfen derzeit das Potenzial der Gesundheitsvorsorge nicht aus. Prävention wird in Zukunft eine Schlüsselrolle spielen – nur so kann der Übergang von einem System gelingen, das sich auf Kranke und Verletzte konzentriert, hin zu einem System gelingen, das darauf ausgerichtet ist, alle Bürgerinnen und Bürger länger gesund zu halten, erklärt Philomena Colatrella, CEO der CSS.
Damit einher geht der Wunsch von Patientinnen und Patienten, mehr Kontrolle über ihre eigenen Gesundheitsdaten zu haben. 68% der Bevölkerung wollen rechtmässige Eigentümer ihrer persönlichen Gesundheitsdaten sein. Das elektronische Patientendossier ist ein Schritt in diese Richtung, da die Patient/-innen selbst die Kontrolle darüber haben, wer auf ihre Daten zugreifen kann.
Datenschutz als Schlüssel für oder gegen die Digitalisierung des Gesundheitssystems
Die Digitalisierung hat viele Vorteile, ruft aber auch Ängste bei den Bürgern hervor. 46% der Bevölkerung befürchten, dass ihre Daten missbraucht oder gestohlen werden. Der Datenschutz ist in letzter Zeit stärker in den Mittelpunkt gerückt, wird aber in Zukunft bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems eine noch zentralere Rolle spielen müssen, um sicherzustellen, dass geeignete Systeme und Server für die Speicherung und den Austausch von Daten verwendet werden und Datenmissbrauch, falsche Speicherung oder Datendiebstahl vermieden werden. „Wir müssen alle relevanten Player und Vertreter des Schweizer Gesundheitssystems zusammenbringen, um einen reibungslosen und erfolgreichen Übergang des Gesundheitssystems in die digitale Welt zu ermöglichen“, sagt Jade Sternberg. Nur gemeinsam kann dieser Übergang mit einer transparenten Kommunikation und der Stärkung der Patienten erfolgreich verlaufen.
Quelle: digitalswitzerland
45 Prozent der Menschen in der Schweiz lehnen Digitalisierung ihrer Gesundheitsdaten ab
Die Menschen in der Schweiz stehen der digitalen Erfassung und Weitergabe ihrer Gesundheitsdaten skeptisch gegenüber. Fast jede und jeder Zweite ist dazu nicht bereit. Das geht aus der neuen Deloitte-Studie «Digitalisierung der Gesundheitsdaten: grosse Chancen, grosse Skepsis» hervor. Das mangelnde Vertrauen kann jedoch durch Aufklärung und Transparenz sowie durch Aufzeigen des möglichen Nutzens digitalisierter Gesundheitsdaten für die Menschen selbst wie auch für das Gesundheitswesen als Ganzes gestärkt werden. Einerseits ist nun die Politik gefordert, die öffentliche Debatte über ein einheitliches, ausreichend gesichertes und überwachtes digitalisiertes Gesundheitssystem anzuregen und auf Bundesebene die notwendigen Voraussetzungen für dessen nachhaltige und einheitliche Umsetzung zu schaffen. Andererseits müssen sich die Anbieter digitaler Lösungen, die medizinischen Einrichtungen und die Fachkräfte im Gesundheitswesen stärker um das Vertrauen der Patientinnen und Patienten bemühen und die Vorteile einer Digitalisierung hervorheben. Zu den wichtigsten Vorteilen einer systematischen Digitalisierung gehört das Potenzial für erhebliche Effizienz- und Effektivitätssteigerungen, und zwar insbesondere im Hinblick auf die Patientenversorgung sowie auf die schon seit Langem immer komplexer werdenden Abläufe.
Quelle: Deloitte