Die Zukunft hat begonnen
Seit 20 Jahren am Markt und auf der Erfolgsspur, «The Quality Maker», das Team der IQS AG. Zur Jubiläumstagung am 1. Juli waren 150 geladene Gäste in die Stadthalle Zofingen gekommen und erlebten einen Event voller Zukunftsvisionen.
Eigentlich hätte ein Erfolgsunternehmen allen Grund, den 20. Geburtstag mit einer stolzen Rückschau auf das, was man geschafft hat, zu begehen. Doch einmal mehr bewies die Zofinger IQS AG, dass sie einfach anders «tickt» als gewöhnliche Unternehmen. Der Schweizer Marktleader für Softwarelösungen rund um das Qualitätsmanagement nahm sein Jubiläum zum Anlass, seine Gäste mit Zukunftstrends zu konfrontieren, die jenseits offizieller Sichtweisen liegen.
Weichenstellung
Trotzdem: Firmengründer und Informatiker Hans-Peter Kost ist Realist. Muss er auch sein, wenn das IQS-Team seinen Kunden mit der Software IQSoft dabei helfen will, ihre Betriebsprozesse transparent, effizient und steuerbar zu gestalten. Aber er war und ist auch Visionär, in doppelter Hinsicht: Vor 20 Jahren wollten Informatiker die Welt mit ihren fertigen Lösungen beglücken und kreierten Bedürfnisse, die gar nicht vorhanden waren. Damit räumte HansPeter Kost gründlich auf. Statt den Kunden ein Produkt «aufzuschwatzen», hörten die Informatiker von IQS erst einmal genau zu, weil sie wissen wollten, wo die Bedürfnisse beim Kunden liegen. Und erst dann entwickelten sie die passenden Tools. Damit begann die Erfolgsgeschichte. Und mit dem 100. IQSoft-Kunden folgte die zweite Vision: «Wenn wir 100 geschafft haben, schaffen wir auch 1000.» Für dieses Ziel wurde der Chef im Team fast für verrückt erklärt. Aber auch dieses Ziel ist heute Realität.
88 Millionen Fass pro Tag
«Wir müssen das Erdöl verlassen, bevor es uns verlässt.» Unmissverständlich machte Dr. Daniele Ganser, Gründer und Inhaber des Swiss Institute for Peace and Energy Research, den Zuhörern in Zofingen klar, was die Stunde geschlagen hat. Zwar werde es noch mindestens 40 Jahre Erdöl geben. Doch das konventionelle Erdöl hat 2006 bei 70 Millionen Fass pro Tag das Fördermaximum, den «Peak Oil», erreicht. Die konventionelle Förderung kann nicht ausgeweitet werden. Die Differenz zum weltweiten Tagesbedarf von 88 Millionen Fass wird mit Gaskondensaten, Tiefseeöl, Tight Oil, Teersanden, Agrotreibstoffen und neuerdings Fracking gefüllt – mit zum Teil verheerenden Folgen für Menschen und Umwelt.
Daniele Ganser schildert in seinem Buch «Europa im Erdölrausch» den globalen Kampf ums Erdöl, ein dramatisches EnergieSzenarium, das niemanden kalt lässt. Sobald es von Jahr zu Jahr weniger Erdöl gibt, werden die Verteilungskämpfe härter, der Preis geht hoch. Nach Gansers Meinung war der Irakkrieg, wie auch der Libyenkrieg, ein reiner Erdölbeutezug. Auch der Konflikt in Syrien ist im Erdölgebiet, auch dort sind die USA, Saudis und der Iran im Hintergrund aktiv. All das bedeutet: Der Kampf um Energie geht nicht irgendwann los, er läuft, und zwar auf Hochtouren.
Das konventionelle Erdöl geht in den USA schon seit 40 Jahren zurück. Grösster Lieferant ist SaudiArabien. Doch dessen zehn Millionen Fässer pro Tag decken gerade mal den halben Tagesbedarf der USA. Weltpolitisch spitzt sich der Kampf um das «flüssige Gold» zu, auch vor dem Hintergrund, dass in zwölf Jahren erneut eine Milliarde mehr Menschen auf der Welt leben werden – mit ähnlichen Ansprüchen, wie sie für uns heute selbstverständlich sind.
520 Wochen Angesichts dieser dramatischen Entwicklung und drohender Ressourcenkriege wird es, so Ganser, höchste Zeit, den Begriff «Energiewende» positiv zu besetzen. Die Vision einer langfristig tragfähigen Energiewirtschaft muss über erneuerbare Energien und Energieeffizienz gehen. Das heisst, die Energieproduktion sollte wieder näher an Europa und die Schweiz herangeholt werden. Statt Geld in die Wüste zu schicken, sollten im Inland erneuerbare Energien ausgebaut werden. Die Schweiz, so Ganser, könnte mit «Cleantech» ein hochinnovatives Exportprodukt entwickeln und in Europa eine Vorreiterrolle übernehmen.
520 Wochen sind nur zehn Jahre…
Die Energie der Zukunft, meinte auch Lars Thomsen, ist nicht fossil. Lars Thomsen, Chef von «future matters» mit Sitz in Zürich und München, zählt zu den prominenten Trend- und Zukunftsforschern in Europa. «Wir treten ein ins solare Zeitalter», ist er überzeugt. Der Trend sei unaufhaltbar. Solarstrom verbillige sich ständig. Um aus der Welt einen besseren Planeten zu machen, sei ein Ende «der unglaublichen Energievergeudung» unumgänglich, mahnte Lars Thomsen, der überzeugt ist, dass das Speichern von Energie das grosse Thema der Zukunft sein wird.
Am stärksten betroffen sei die Autoindustrie, die es nach seiner Einschätzung bis 2016/ 2017 geschafft haben wird, ein Elektroauto zu entwickeln, das billiger und dabei wesentlich effektiver sein wird als ein mit fossilen Brennstoffen betriebenes Fahrzeug. Werden bei Verbrennungsmotoren nur 20 Prozent zum Antrieb genutzt, während 80 Prozent als Abwärme verpuffen, gehe bei Elektromotoren die effektive und fast «abfallfreie» Energienutzung gegen 100 Prozent. Der Anfang vom Ende des fossilen Zeitalters sei daher schon eingeleitet.
Die schlauen Maschinen
Die Wende zu einem neuen Energiesystem sei einer der «tipping points» oder Trendbrüche, die, so Lars Thomsen, bis 2023 oder in den nächsten 520 Wochen unser Leben grundsätzlich verändern werden. Ein anderer sei «das Ende der Dummheit» der heute noch als nützliche Idioten fungierenden Computer. Durch enorm gespeicherte Datenmengen und Rechenleistungen beginnen Computer zu denken, sie werden «smart». Bisher führte der Computer nur Befehle aus, rechnete. Nun beginnt er zu verstehen. Mit der Konsequenz, dass er als «personal digital assistant» Arbeiten selbst erledigt, zum Beispiel E-Mails selbst einordnet, versteht und beantwortet. Er nimmt uns also Arbeit ab, beginnt Tipps zu geben.
Maschinen werden sich immer öfter übers «Internet der Dinge» vernetzen. Der Trendbruch findet derzeit gerade statt. Erstmals kommunizieren mehr Maschinen untereinander als Menschen. Und dieses digitale Nervensystem wird immer dichter. In Kürze werden zum Beispiel vernetzte Ampeln das Verkehrsaufkommen erkennen, sich untereinander «absprechen» und situativ den optimalen Verkehrsfluss regeln. Die nächste Stufe sei erreicht, «wenn Haushaltsgeräte Beine und Hände bekommen» und humanoide Roboter in der Lage sind, menschengleich Routinetätigkeiten zu übernehmen, erklärte Lars Thomsen und machte darauf aufmerksam, dass das teilweise ja schon gelungen ist.
Es wird anders gearbeitet und gelebt
Thomsen machteThomsen machteHeisst das, der Mensch wird durch die Entwicklung überfordert oder gar durch die schlaue Maschine ersetzt? Nein, das Gegenteil sei der Fall, meinte Thomsen. Heute bewegt sich der Trend in eine andere Richtung als in den Zeiten der Industrialisierung. Die Maschine entlastet den Menschen, hilft ihm, ergänzt ihn. Der Mensch muss sich neu organisieren, weg vom bisherigen Schema, muss kreativ sein im Umgang mit der neuen InteThomsen machteThomsen machtelligenz.
Thomsen machte klar: «Wir leben in einer Zeit, in der sich alles viel schneller verändert als jemals zuvor. Die Leute denken immer an die Vergangenheit und sprechen von den grossen Veränderungen der letzten zehn Jahre. Im Moment aber gibt es mehr Veränderungen als je zuvor und dies in einem rasanten Tempo – mit Auswirkungen auf das ganze Leben.» Bis 2023 komme es darauf an, uns als «soziales Netzwerk» zu definieren und ein neues Miteinander in der Gesellschaft zu finden. Die Generation unserer Kinder habe diese epochale Entwicklung in Ansätzen bereits angenommen, meinte Lars Thomsen optimistisch.
Für Firmen und deren Wertschöpfungssysteme komme es darauf an, die Quantensprünge dieser schnellen Umbrüche nicht zu verpassen. Natürlich trifft das auch auf die IQS AG zu. Ein Unternehmen, das seit 20 Jahren mit intelligenter Software erfolgreich ist, dürfte durch die beschriebene Zukunft besonders herausgefordert sein.