«Die SAQ ist ein gesunder Verband»
Seit 1. Juli 2019 ist Marlyse Roulin die neue Geschäftsführerin der SAQ. Im ersten halben Jahr ihrer Tätigkeit ging es ihr vor allem darum, den Verband näher kennenzulernen. Nun aber beginnt sie sukzessive mit der Umsetzung neuer Ideen und Dienstleistungen. Für die SAQ beginnt eine längere «Umbauphase».
Viele Verbände müssen sich in der VUCAWelt quasi neu erfinden. Auch die SAQ bildet da – in gewissen Teilen zumindest – keine Ausnahme. Unter der neuen Geschäftsführung von Marlyse Roulin geht es nun vorwärts mit einer Modernisierung des Verbands.
Frau Roulin, wie sieht Ihre erste Zwischenbilanz nach sechs Monaten als SAQ-Geschäftsführerin aus?
Marlyse Roulin: Für mich als Physikerin waren zunächst vor allem Zahlen wichtig: Wie viele Mitglieder aus welchen Branchen und Regionen hat der Verband? Am meisten erstaunt hat mich beispielsweise, dass wir in den letzten 15 Jahren 13000 Kundenberater von 70 verschiedenen Banken zertifiziert haben. Das ist knapp ein Drittel von allen Banken in der Schweiz oder 70-75% aller Kundenberater auf dem Finanzplatz Schweiz und meines Erachtens eine tolle Leistung. Auf inhaltlicher Ebene habe ich feststellen dürfen, dass sich das Thema «Qualität» in den letzten Jahren stark entwickelt hat und neue Themen wie Operational Excellence, Lean Management oder Agilität aufgekommen sind. Deshalb ist es mir wichtig, nicht mehr nur die Qualitätsverantwortlichen in Unternehmen anzusprechen, sondern auch andere Führungsebenen. Mit der Digitalisierung haben sich neue, weniger hierarchische Führungsstile durchgesetzt, welche die Organisation stark beeinflussen. Für uns bei der SAQ heisst es, hier die richtigen Schlüsse zu ziehen und unser Handeln anzupassen.
Und welchen persönlichen Eindruck haben Sie vom Verband selbst gewinnen können?
Die SAQ ist ein gesunder Verband. In einigen Bereichen müssen wir zwar noch aktiver werden, etwa bei den Personenzertifizierungen. In immer mehr Unternehmen finden zudem interne Weiterbildungen statt. Hier wollen wir uns verstärkt als Partner ins Spiel bringen, um entsprechende Zertifikate erteilen zu können. Und wir wollen uns auf neue Themen konzentrieren, bei denen wir unsere Mitglieder kompetent unterstützen können.
Was haben Sie diesbezüglich seit Ihrem Stellenantritt bereits unternommen?
In den ersten drei Monaten ging es mir darum, den Verband besser kennenzulernen, Kennzahlen, Struktur und Historie. Ich habe dazu jede Sektion besucht, um ihre Erwartungen an mich und den Verband besser zu verstehen. Inzwischen steht die neue Vision und das Team ist bereit, diese umzusetzen. Wir verändern uns aktuell von einem Silo- zu einem Entrepreneur-Team. Doch Veränderungen benötigen Zeit, aber wir wissen jetzt, in welche Richtung wir uns bewegen wollen. Auch Gespräche mit eventuellen neuen Partnern finden statt, seien es Fachhochschulen oder auch andere Verbände, etwa im Bereich Risikomanagement.
Was waren die spannendsten Erlebnisse bzw. Erkenntnisse aus den ersten Monaten?
Das waren sicher die persönlichen Kontakte mit den Sektionen und die Veranstaltung FOREP. Dabei habe ich überall sehr viel positive Energie gespürt, geprägt vom Geist, sich stetig zu verbessern. Das macht Freude. Und ich habe gesehen, wie professionell die Sektionen geführt werden, auch wenn die Vorstände alle ehrenamtlich arbeiten. Dies gilt auch für die Fachgruppen Informatik, Medizintechnik und Uhrenindustrie. Deren Arbeit ist ebenfalls sehr wichtig für die SAQ. Ich werde deshalb meine regelmässigen Besuche fortführen, um nah am Puls des Geschehens zu bleiben. Dies hilft auch, dass wir als Geschäftsstelle unsere Leistungen für die Sektionen weiter verbessern.
Wo sehen sie das grösste Entwicklungspotenzial für den Verband als Ganzes?
Die SAQ muss noch sichtbarer werden in der Wirtschaft. Deshalb werden wir unsere Werbemassnahmen entsprechend verstärken und auch auf Social-Media-Plattformen aktiver auftreten. Die SAQ soll zum «Preferred Information Provider» in Sachen Qualität, Business Excellence und Operational Excellence werden. Unsere Mitglieder sollen sich nicht nur persönlich treffen können, sondern der fachliche Austausch soll verstärkt auch über Online-Plattformen möglich sein. Zu diesem Zweck bauen wir eine Informations- und Expertenplattform auf. Auf dieser «Advanced Quality Solution»-Plattform werden wir auch neue Themen lancieren können. Und schliesslich möchten wir das Potenzial für neue Leistungen im Bereich des Gesundheitswesens weiter ausloten. Bei all diesen Projekten bin ich froh, auf die Unterstützung des Vorstands zählen zu dürfen.
Das bedeutet viel Arbeit. Welche Ziele haben Sie sich für 2020 gesetzt?
Das Jahr 2020 wird ein Jahr des Umbaus. Mitte Jahr soll die erwähnte Plattform in ihrer Grundstruktur zur Verfügung stehen. Sie wird eine Toolbox mit Methoden für das Qualitätsmanagement, Best-Practice-Beispielen, Präsentationen und weiteren Informationen. Vorgesehen ist eine Struktur nach Branchen; den Anfang machen wir mit der Uhrenindustrie. Neben all unseren Online-Aktivitäten wird aber auch der Tag der Schweizer Qualität am 13. Mai wieder ein zentrales Highlight sein.
Verfügt die SAQ denn über die dazu nötigen Ressourcen?
Zugegeben, unser Team ist klein. Das setzt eine hohe Agilität der Geschäftsstelle voraus. Wo sinnvoll, arbeiten wir bereits heute mit externen Fachleuten zusammen, dazu werden wir neue Lösungen und Partnerschaften finden müssen.